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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]; Verein für Historische Waffenkunde [Contr.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

DOI issue:
4. Heft
DOI article:
Engel, Bernhard: Waffengeschichtliche Studien aus dem Deutschordensgebiet, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0135

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4. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

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bedeckenden, auf die Schultern herabfallenden
weiten Kragen.
Die ganze Bewaffnung weist auf den Anfang
des 15. Jahrhunderts.
Etwa 100 Jahre jünger ist
XII.2) der heilige Georg auf einer Altartafel
in der St. Trinitatiskirche zu Danzig (Fig. D).
Derselbe trägt auf dem Kopfe eine „Draht-
haube“, wie wir sie auf Porträtköpfen gleichzeitiger
Münzen sehen, und die — stark gepolstert — wohl
dem Helme einen festeren Sitz gewähren sollte.
Die mäfsig gewölbte Brust ist mit dem Rücken
seitwärts durch Scharniere verbunden, von denen
eines sichtbar ist. Sie ist oben quer abgeschnitten,
darüber ragt das Riegelpanzerhemde vor, ein
Plattenkragen fehlt. Ober- und Unterarme sind
nur auf der Aufsenseite durch Platten geschützt;
der linke Handschuh hat halbe, der rechte gar
keine Finger; die Stulpen schliefsen auf der Innen-
seite nicht, hier tritt das blofse Fleisch hervor.
Die Oberschenkel stecken in Röhren(I), welche
für den Sitz im Sattel ausgeschnitten sind und
hier durch je zwei Riemen festgehalten werden.
Im übrigen verweise ich auf die Abbildung.
XIII. Wikingerwaffen im Provinzial-
museum zu Danzig'.
Im Jahre 1900 wurden in Warmhof bei Mewe
sechs Gräber freigelegt, von denen fünf das Ge-
präge der arabisch-nordischen Zeit tragen, welche
von der Einwanderung der Slaven bis zur Er-
oberung durch den deutschen Orden reicht, wäh-
rend das sechste in seinen Beigaben vollkommen
den sog. Wikingerfunden des germanischen
Nordens entspricht. Ähnliches ist bisher in West-
preufsen nicht zutage getreten, während sonst
die Küstenländer der Ostsee manches schöne
Stück dieser Art geboten haben. Insbesondere
sei hier auf einige Schwerter hingewiesen, welche
sich im Museum zu Riga befinden und in den
„Mitteilungen aus dem Gebiete der Geschichte
Liv-, Est- und Kurlands“, 15. Bd. Riga 1893, ab-
gebildet sind. Ich gebe in Fig. 1 den Griff eines
dieser Schwerter wieder, das grofse Ähnlichkeit
mit demjenigen Schwerte besitzt, welches das
Hauptstück des Warmhöfer Fundes darstellt.
Letzteres ist in seiner ganzen Länge erhalten.
(Fig. 2.) Es mifst 89,5 cm, wovon 74,2 cm auf die
Klinge entfallen. Diese ist an der Parierstange
knapp 6 cm breit, verjüngt sich nur allmählich
und hat 25 cm von dem fast spitzbogigen Ort
noch 4,5 cm Breite. Auf der Klinge haften zahl-
2) Zu Nr. XI und XII gilt das Bd. III, S. 37 Anm. 1
Gesagte.

reiche Reste der hölzernen Scheide, die eine
völlige Reinigung der Klinge ausgeschlossen
haben. Gleichwohl ist eine wenig ausgeprägte


Blutrinne erkennbar. Auf der einen Seite der
Klinge, etwa in deren Mitte, zeigt sich eine un-
regelmäfsig kreisförmige Vertiefung von 2 cm.
Durchmesser, die aber vielleicht nur die Hinter-

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