Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

DOI Heft:
5. Heft
DOI Artikel:
Lenz, E.: Über Damast
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0147

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
5. HEFT

E. v. LENZ, ÜBER DAMAST

133

discher Damast) Sobsidar (grüner) und Hindustani
Achak Anossow endlich, mit dessen hervorragen-
den Forschungsresultaten wir weiter unten be-
kannt gemacht werden, unterscheidet Taban,
Karataban, Chorassan, Karachorassan, Kaumhindi
und Scham, wobei er noch das Nereis und Hindi
erwähnt. Da, wie aus obigem ersichtlich, die asia-
tischen Benennungen bald vom Muster oder der
Farbe, bald von geographischen Bezeichnungen
ausgehen und überhaupt schwankend sind, be-
antragte Anossow eine andere, ausschliefslich auf
der Güte des Damastes und dessen Muster be-
ruhende Klassifikation, deren Stufen, von unten
beginnend, er folgendermafsen kennzeichnet:
1. Streifiger Damast. Die Zeichnung besteht
vorherrschend aus geraden Linien.
2. Gewässerter Damast. Die geraden Linien
werden kürzer und sind mit krummen gemischt.
3. Wellen-Damast.
Die krummen Linien
häufen sich, es treten
gebrochene Linien und
Punkte auf.
4. Netz-Damast, Die
gebrochenen Linien wer-
den kürzer oder gehen
in Punkte über und
treten in Meng-e auf,
so dafs sie stellenweise
querlaufende netzähn-
liche Muster bilden, ge-
teilt durch gespinst-
artige Bänder, welche,
nach allen Richtungen
verlaufend, g-ewissermafsen ein Netz mit den
anderen verbinden.
5. Stufen-Damast. Die aus Punkten besteh-
enden Quernetze vergröfsern sich bis zu trauben-
artigen Gebilden, oder verbreiten sich fast über
die ganze Fläche der Klinge, welche sie in nahezu
gleichgrofse und gleichgemusterte Stufen teilen.
Die Musterung dieser 5 Damastarten kann grofs-
körnig,mittelgrofs oder feingekörnt,auf schwarzem,
grauem oder dunkelbraunem Grunde, ohne farbi-
gen Schimmer, rötlich oder goldig schillernd sein.
Leider hielt sich Anossow selbst nicht an die
von ihm vorgeschlag'ene Terminologie, und be-
legte in den über gewonnenen Damastproben ge-
führten Journalen die betreffenden Muster mit den
oben angeführten orientalischen Namen, so dafs
sich aus seinen Aufzeichnung'en mit Sicherheit
nur so viel schliefsen läfst, dafs der „Scham“ ge-
nannte Damast mit vorherrschend geradlinigem
Muster die niedrigste Sorte repräsentierte und
dafs unter „Taban“ Netzdamast (Nr. 4 seiner Klassi-
fikation) zu verstehen ist.

Die noch dunkle Frage, welchen Mustern
die Namen Taban, Chorassan und Scham beizu-
leg'en sind, wird des Weiteren einigermafsen durch
folgende Inschriften aufgehellt, welche Referent
auf zwei Damastklingen der kais. Ermitage vor-
fand: die eine A. 109 (Fig. 8) trägt die apokryphe
Signatur „Arbeit des Kelb-Ali, Sohnes des Assad-
Ullah von Ispahan“ und eine zweite Inschrift „Im
Namen Gottes des Gütig'en und Barmherzigen,
wir haben dir mit augenscheinlichem Beistände
geholfen. Arbeit Taban 1190“. Die letzten Worte
„Amelitaban“ dieser aus dem Jahre 1776 der christ-
lichen Zeitrechnung stammenden Inschrift lassen
sich hier nicht wie gewöhnlich bei Angabe des
Meisternamens „Arbeit des Taban“ übersetzen,
da es keinen solchen Eigennamen gibt und müssen
daher im Sinne von „Taban - Arbeit“, „gemacht
aus Taban“ verstanden werden.

Abb. 3.
Die zweite Klinge A. 88 (Fig. 7) trägt in einer
Kartusche die tauschierte Inschrift „Bayaz Istam-
bul“, d. i. Weifser Konstantinopeler“ (sc. Damast)
und belehrt uns darüber, dafs der hellfaserige, strei-
fige Damast, der fast ausnahmslos bei syrischen,
(Syrien von den Türken Scham g-enannt) türkischen
und egyptischen Klingen angetroffen wird, zu der
Klasse des Scham gehört. Netz- und Streifen-
muster dieser beiden, von ihren Meistern zweifel-
los richtig benannten Klingen stimmen vollkom-
men mit der oben angeführten Kennzeichnung
Anossow’s überein.
Davon ausgehend, dafs, wie weiter unten aus-
geführt werden soll, die höchsten Sorten, nämlich
Netz- und Stufendamast sowohl in Indien als auch
in Persien angefertigt wurden, wir also Stufen-
Taban und Stufen - Chorassan zu unterscheiden
haben werden, schliefst sich der Verfasser der be-
sprochenen Abhandlung dem obigen Vorschläge
Anossow’s an und befürwortet dringdichst die Ein-
führung der Bezeichnungen: Streifen-, Wasser-,
Wellen-, Netz- und Stufendamast statt der jetzt
 
Annotationen