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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

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5. Heft
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Lenz, E.: Über Damast
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https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0151

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5. HEFT

E. v. LENZ, ÜBER DAMAST

137

Platin4), Chrom u. a. m. auf die Eigenschaften und
Musterung des Gufsstahls gewidmet, wobei er zu
dem Schlüsse kam, dafs der Damast nicht eine
Verbindung von Stahl mit irgend einem anderen
Metall, sondern eine Verbindung- von Eisen mit
Kohlenstoff, ähnlich dem Stahl, sei und dafs die
Art der Musterung durch den Modus dieser Ver-
bindung bedingt wäre. Im Verlaufe seiner wei-
teren Experimente Schritt für Schritt weitergehend,
prüfte Anossow verschiedene Herstellungsarten
des Damast: durch Schmelzen des Erzes mit Gra-
phit, durch Schmelzen von Eisen mit Beigabe von
Kohlen oder durch vorhergehende Verbindung
mit Kohlenstoff und Reduktion mittels Eisenoxy-
dul, durch Ausglühen des Stahls und endlich durch
unmittelbare Verschmelzung von Eisen mit Gra-
phit. Das letztere Verfahren wurde von ihm be-
vorzugt und die Mehrzahl seiner Damastklingen
ist auf diesem Wege hergestellt.
Wir übergehen die Einzelheiten des Schmelz-
verfahrens selbst und heben nur hervor, dafs un-
ter den dort gegebenen Bedingungen nach 31/2-
stündigem Schmelzen das Metall schwache Längs-
streifen, nach 4 Stunden5) gewässertes Muster im
Querschnitte zeigt; nach 4x/2 Stunden wird die
Zeichnung wellig6), nach 5 Stunden netzartig und
nach 54/2 Stunden zeigt sich mehr oder weniger
grofskörniges Netzmuster, manchmal mit Stufen-
bildung, woraus zu ersehen, dafs die Musterung
als äufseres Kennzeichen der jeweiligen Durch-
bildungsstufe des Damaststahls anzusehen ist7).
Mit zunehmendem Kohlenstoffgehalt nimmt die
Härtungsfähigkeitbei andauernder Schmiedbarkeit
zu und da dieses einerseits als Eigenschaft der
vollkommensten Damastsorten anerkannt wird,
andererseits die steigende Menge des während
des Schmelzens aufgenommenen Kohlenstoffes
die ursprünglich streifige Zeichnung der Schnitt-
fläche successive gewässert, wellig und schliefs-
lich netzartig mit Stufenbildung werden läfst, so
mufs auch die Güte des Damaststahls in gleich
aufsteigender Linie eingeschätzt werden, was voll-
ständig mit der Ansicht der Orientalen überein-
stimmt, welche den Kirk-nerdewen, den 40-Stufen-

4) Fig. 18 A. 136, eine Klinge zur Zeit Anossows in
Slatoust geschmiedet und im alten Inventar als „aus Pla-
tina“ bezeichnet — offenbar eines seiner Experimente mit
Platinbeimischung.
5) Big 13 in doppelter Vergröfserung, Anossowscher
Damast, gezeichnet von D. K. Tschernow.
6) Fig. 12 in doppelter Vergröfserung. Dolchklinge,
von D. K. Tschernow nach Anossows Vorschriften her-
hergestellt,
7) Big. 3, 4, 6 Damastproben aus der Sammlung D. K.
Tschernow. Fig. 5 zeigt das Muster eines von Butenew aus
Buchara mitgebrachten Dolches, dort wahrscheinlich aus
einer indischen Säbelklinge umgeschmiedet.

damast als vollkommensten, den gradlinigen
Scham aber als minderwertig ansehen.
Äufsere Kennzeichen für die Güte der Klingen
bilden aufser der Zeichnung des Musters noch
dessen Grundfarbe und der schillernde Glanz.
Nach Anossows Ansicht
ist der Wert der Klinge jA
um so höher, je dunkler
ihre Grundfarbe ist; es •# •’
sind die Damastarten ü

demgemäfs in graue, dun-


Abb. 9. Abb. 10.

den Glanz fand er, dafs der Damast ganz ohne
farbigen Schimmer sein, oder rötlich, resp. goldig
schillern könne; je deutlicher der schillernde Glanz
und je näher dem goldigen, um so vollkommener
der Damast. Das Verhältnis dieser äufseren
Kennzeichen zu der chemischen Beschaffenheit
der einzelnen Damastarten fafst er in folgende
Schlufsfolgerungen zusammen:
a) Deutlichkeit und Grofskörnigkeit des Mu-
sters oder dessen Erhabenheit über dem Grunde
bestimmen den Kohlengehalt, ihre verschiedene
 
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