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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]; Verein für Historische Waffenkunde [Contr.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

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5. Heft
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Lenz, E.: Über Damast
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https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0152

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138

E. v. LENZ, ÜBER DAMAST

IV. BAND

Anordnung- aber den verschiedenen Grad der Voll-
kommenheit in der Verbindung der Kohle mit dem
Eisen. Der Kohlengehalt der grofskörnigsten
und deutlichsten Muster kann, wie es scheint, dem
des Gufseisens gleichkommen (5 °/0), in den fein-
körnigsten und schwächsten übersteigt er nicht
den im Stahl enthaltenen Prozentsatz (0,5%).
b) Die Grundfarbe des Damastes und die
Farbe des Musters bezeichnet den Grad der
Reinheit des Eisens und Kohlenstoffes: je dunkler
und glänzender erstere und je weifser das Muster,
um so reiner ist das Metall.


Abb. ix.

c) Der schillernde Glanz. Experimente mit
verschiedenen Graphiten überzeugten Anossow
davon, dafs der Kohlenstoff in dem Damaststahl
in verschiedenartigem Zustande enthalten ist und
dafs in dieser ELinsicht der schillernde Glanz ein
direktes Kennzeichen abgibt. Eine rechte Ver-
bindung von Eisen mit Kohlenstoff kann nur bei
goldig schimmerndem Damast zugegeben werden,
wie etwa bei dem Taban und Chorassan der Al-
ten; bei rötlichem Schillerglanz sind in dem Kohlen-
stoffe heterogene Beimischungen enthalten, wie
z. B. bei dem Karataban; in denjenigen Damast-
arten endlich, welche keinerlei farbigen Schimmer
aufweisen, nähert sich der Kohlenstoff der Be-
schaffenheit der gewöhnlichen Kohle und solche
Sorten, wie z. B. viele Karachorassan-Arten, sind
bei beträchtlichem Kohlengehalt brüchig.

Das Schmieden, Härten, Polieren und Ätzen
des Damastes ist von Anossow nicht minder ein-
gehend behandelt worden.
Anläfslich des Schmiedens bemerken Anos-
sow und Butenew, dafs die europäischen Schmiede
den Stahl stärker erhitzen als die Orientalen und
ersterer gibt als zulässige Grenze eine Glut an,
die „nicht heller als fleischfarben“ ist. Nach den
Beobachtungen von Anossow und Breant zer-
springt harter Damast in Weifsgluthitze unter
dem Hammer, während weicher Damast zu Stahl
wird und sein Muster verliert.
Für das Härten empfiehlt Anossow sieden-
des Fett, wonach die Klinge eingelassen wird
und zwar in der Art, dafs die Anlauffarben sich
wie folgt über die Kling-e verteilen: am Griff
grün, am Ort blau und in der Mitte gelb.
Zum Ätzen verwandte er schwache Schwefel-
säurelösung, oder noch lieber eine i5°/0ig'e Lösung
von Eisenvitriol, da Schwefelsäure das Eisen auf-
löst und den Kohlenstoff unberührt im selben
Zustande beläfst, in welchem er im Metalle ent-
halten ist, Asotsäure dagegen den Kohlenstoff
verändert und den Grund des Musters seines
Glanzes und farbig-en Schimmers beraubt. Gleiche
Wirkung wie Vitriol haben auch Zitronensäure
und gewöhnlicher Bieressig. Das Muster tritt
sehr rasch zu Tage, doch mufs das Ätzen noch
eine Zeit lang dennoch fortgesetzt werden, damit
es sich deutlicher vom Grunde abhebt, welcher
allmählich die Spuren der Politur verliert und die
dem Metall eigene Färbung und schimmernden
Glanz annimmt; allein zu lange darf das Ätzen
auch nicht dauern, weil sonst der Grund seinen
Glanz und das Muster die Farbe verliert. Un-
mittelbar nach dem Ätzen mufs die Kling-e in
Wasser und Lauge gewaschen und sodann mög-
lichst rasch trocken g-erieben werden; Professor
Tschernow empfiehlt die Klinge noch unterWasser
rasch mit einem öligen Lappen abzuwischen.
Die von Anossow geschmiedeten Klingen
zeigten aufserordentliche mechanische Eigenschaf-
ten: eine Degenklinge aus gutem Damaststahl,
richtig geschliffen und gehörig gehärtet, konnte
nach seinen Versuchen weder gebrochen noch bis
zum Verluste der Federkraft zusammengebogen
werden; unter gewöhnlichem Druck schnellte sie
zurück und behielt ihre ursprüngliche Gestalt,
unter verstärktem Druck, wie z. B. beim Liegen
unter einem rechten Winkel brach sie nicht, und
behielt, nachdem sie wieder gerade gebogen, ihre
frühere Federkraft. Eine solche Kohärenz der
Teile bei einem Härtegrade, welcher den des
Stahles übertrifft, kann zweifellos als äufserste
Grenze der vollkommensten Elastizität ang-esehen
werden, wie sie beim Stahl nicht vorkommt.
 
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