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E. v. LENZ, ÜBER DAMAST
IV. BAND
Temperatur als Rotgluthitze erforderlich (bei-
läufig 7000 C.), das ist der Punkt a in der Tscher-
now’schen Skala; etwas höher, bei nicht greller
hellroter Glut, liegt die Temperatur, in der die
Struktur des Stahls sich verändert — von Tscher-
now Punkt b genannt. Sobald diese Temperatur
überschritten wird, geht der Stahl sofort aus dem
körnigen oder kristallinischen Zustande in den
amorphen über und bleibt in diesem Zustande bis
zum Schmelzpunkte. Dieser amorphe Zustand
kann durch rasche Abkühlung bis auf eine unter
dem b-Punkte liegende Temperatur fixiert werden,
doch darf solche Abkühlung nicht mit dem Pro-
zesse des Härtens verwechselt werden, da für
letzteren nicht nur erforderlich ist, den zu härten-
den Gegenstand bis auf eine über dem Punkte a
liegende Temperatur zu erhitzen und dann schnell
abzukühlen, sondern die Temperatur, bis zu
fläche in Gestalt einzelner Flecken oder Linien
erscheinen; bei Berührung mit der Nadel unter
dem Mikroskop kann man die Beobachtung
machen, dafs die aus Karbid bestehenden hellen
Flecken und Linien bedeutend härter als die
übrige Masse sind, welche zum gröfsten Teile
aus weichem Eisen besteht.
Beträgt in einem gegebenen Stahlstücke der
Kohlenstoffgehalt 0,89 °/0, so erscheint an allen
Stellen des Schliffes das gleiche Verhältnis von
dunklen und hellen Stellen zu einander und trägt
daher das Muster auf der ganzen Oberfläche den
gleichen Charakter. Bei einer solchen Zusammen-
setzung' des Stahls wird die bezeichnete Struktur
„Perlit“ genannt, wobei auch seine beiden Be-
standteile besondere Namen tragen und zwar
heifst der helle Teil (das Karbid) „Cementit“ und
der matte (das Eisen, für gewöhnlich auch mit
JL
welcher das Stück rasch abgekühlt wird, mufs
niedriger als der Punkt d der Tschernow’schen
Skala (etwa bei 200°) liegen.
Es war oben erwähnt worden, dafs bei Rot-
glut-Temperatur das Karbid in seine Bestand-
teile — reines Eisen und Kohlenstoff — zerfällt;
wenn unmittelbar nach dieser Verwandlung
schnelle Abkühlung bis zur gewöhnlichen Tem-
peratur ein tritt, so wird eine abermalige Ver-
bindung des Kohlenstoffes mit der entsprechenden
Menge Eisen, wie vor der Erhitzung, nicht mehr
stattfinden und der solcherart abgekühlte Stahl
befindet sich im gehärteten Zustande. Geht aber
die Abkühlung verhältnismäfsig langsam, vor sich,
so erfolgt bei Eintritt einer Temperatur von bei-
läufig 7000 C. wiederum eine Verbindung des
Kohlenstoffes mit dem entsprechenden Quantum
von Eisen und dessen solchergestalt gebildetes
Karbid erscheint gleichsam emulsiert in der
übrigen Masse des Eisens. Im Falle dafs die Ab-
kühlung langdauernd genug' für eine Annäherung
der neugebildeten Karbidpartikel zu einzelnen
Gruppen war, sondern sich die letzteren so weit
von der übrigen Masse ab, dafs sie auf der Schnitt-
einem geringen Kohlenstoffgehalt von etwa 0,1 °/0)
„Ferrit“.
Nimmt der Kohlenstoffgehalt im Stahl aber
stark zu, dann beginnen die hellen Flecken und
Linien zu überwiegen und es zeigen sich Stellen,
an denen eine Anhäufung von solchen zu Gruppen
von bedeutender Ausdehnung bemerkbar wird
und das Muster seine Gleichförmigkeit in der
Verteilung von hellen und dunklen Stellen ver-
liert. Analog dem Obigen, nur in entgegenge-
setzter Richtung, verändert sich das Muster bei
Verringerung des Kohlenstoffgehaltes unter die
angeführte Norm, da in diesen Falle die matt-
o
dunklen Flecken des Eisens in der Zeichnung vor-
herrschen.
Die soeben beschriebene Gruppierung von
Cementit und Ferrit in der Perlitstruktur des
Stahls ist infolge der engen Grenzen, zwischen
denen die Erhitzungstemperatur und die Dauer
der Abkühlung bei der gewöhnlichen fabrik-
mäfsigen Bearbeitung' schwanken, so wenig ent-
wickelt, dafs die davon abhängige, auf der ge-
schliffenen Schnittfläche zutage tretende Zeichnung
nur unter dem Mikroskop beobachtet werden
E. v. LENZ, ÜBER DAMAST
IV. BAND
Temperatur als Rotgluthitze erforderlich (bei-
läufig 7000 C.), das ist der Punkt a in der Tscher-
now’schen Skala; etwas höher, bei nicht greller
hellroter Glut, liegt die Temperatur, in der die
Struktur des Stahls sich verändert — von Tscher-
now Punkt b genannt. Sobald diese Temperatur
überschritten wird, geht der Stahl sofort aus dem
körnigen oder kristallinischen Zustande in den
amorphen über und bleibt in diesem Zustande bis
zum Schmelzpunkte. Dieser amorphe Zustand
kann durch rasche Abkühlung bis auf eine unter
dem b-Punkte liegende Temperatur fixiert werden,
doch darf solche Abkühlung nicht mit dem Pro-
zesse des Härtens verwechselt werden, da für
letzteren nicht nur erforderlich ist, den zu härten-
den Gegenstand bis auf eine über dem Punkte a
liegende Temperatur zu erhitzen und dann schnell
abzukühlen, sondern die Temperatur, bis zu
fläche in Gestalt einzelner Flecken oder Linien
erscheinen; bei Berührung mit der Nadel unter
dem Mikroskop kann man die Beobachtung
machen, dafs die aus Karbid bestehenden hellen
Flecken und Linien bedeutend härter als die
übrige Masse sind, welche zum gröfsten Teile
aus weichem Eisen besteht.
Beträgt in einem gegebenen Stahlstücke der
Kohlenstoffgehalt 0,89 °/0, so erscheint an allen
Stellen des Schliffes das gleiche Verhältnis von
dunklen und hellen Stellen zu einander und trägt
daher das Muster auf der ganzen Oberfläche den
gleichen Charakter. Bei einer solchen Zusammen-
setzung' des Stahls wird die bezeichnete Struktur
„Perlit“ genannt, wobei auch seine beiden Be-
standteile besondere Namen tragen und zwar
heifst der helle Teil (das Karbid) „Cementit“ und
der matte (das Eisen, für gewöhnlich auch mit
JL
welcher das Stück rasch abgekühlt wird, mufs
niedriger als der Punkt d der Tschernow’schen
Skala (etwa bei 200°) liegen.
Es war oben erwähnt worden, dafs bei Rot-
glut-Temperatur das Karbid in seine Bestand-
teile — reines Eisen und Kohlenstoff — zerfällt;
wenn unmittelbar nach dieser Verwandlung
schnelle Abkühlung bis zur gewöhnlichen Tem-
peratur ein tritt, so wird eine abermalige Ver-
bindung des Kohlenstoffes mit der entsprechenden
Menge Eisen, wie vor der Erhitzung, nicht mehr
stattfinden und der solcherart abgekühlte Stahl
befindet sich im gehärteten Zustande. Geht aber
die Abkühlung verhältnismäfsig langsam, vor sich,
so erfolgt bei Eintritt einer Temperatur von bei-
läufig 7000 C. wiederum eine Verbindung des
Kohlenstoffes mit dem entsprechenden Quantum
von Eisen und dessen solchergestalt gebildetes
Karbid erscheint gleichsam emulsiert in der
übrigen Masse des Eisens. Im Falle dafs die Ab-
kühlung langdauernd genug' für eine Annäherung
der neugebildeten Karbidpartikel zu einzelnen
Gruppen war, sondern sich die letzteren so weit
von der übrigen Masse ab, dafs sie auf der Schnitt-
einem geringen Kohlenstoffgehalt von etwa 0,1 °/0)
„Ferrit“.
Nimmt der Kohlenstoffgehalt im Stahl aber
stark zu, dann beginnen die hellen Flecken und
Linien zu überwiegen und es zeigen sich Stellen,
an denen eine Anhäufung von solchen zu Gruppen
von bedeutender Ausdehnung bemerkbar wird
und das Muster seine Gleichförmigkeit in der
Verteilung von hellen und dunklen Stellen ver-
liert. Analog dem Obigen, nur in entgegenge-
setzter Richtung, verändert sich das Muster bei
Verringerung des Kohlenstoffgehaltes unter die
angeführte Norm, da in diesen Falle die matt-
o
dunklen Flecken des Eisens in der Zeichnung vor-
herrschen.
Die soeben beschriebene Gruppierung von
Cementit und Ferrit in der Perlitstruktur des
Stahls ist infolge der engen Grenzen, zwischen
denen die Erhitzungstemperatur und die Dauer
der Abkühlung bei der gewöhnlichen fabrik-
mäfsigen Bearbeitung' schwanken, so wenig ent-
wickelt, dafs die davon abhängige, auf der ge-
schliffenen Schnittfläche zutage tretende Zeichnung
nur unter dem Mikroskop beobachtet werden