142
E. v. LENZ, ÜBER DAMAST
IV. BAND
Darüber sind nun 65 Jahre hingegangen, ohne
diese Hoffnung ihrer Erfüllung einen Schritt näher
gebracht zu haben und für die Krieger ist damit
vielleicht die Zeit auch für immer verpafst; sollte
aber ja das Wort vom Umschmieden des Schwertes
zur Pflugschar verwirklicht werden, so scheint es
dem Damaszenerschwerte Vorbehalten, den Werk-
zeugen des Friedens sein Bestes zu überantworten.
Wann wird die Eisenindustrie dieses reiche
Erbe antreten?
Zum Schlüsse unseres Referates über die Ab-
handlung N. T. Belajews können wir nicht umhin,
dem Verfasser aufrichtigen Dank für den grofsen
Dienst auszusprechen, welchen er der historischen
Waffenkunde damit geleistet, dafs er die Resultate
der kapitalen Arbeiten Anossows und Tschernows
den Laien — und zu denen gehört ja mit dem
Referenten die grofse Mehrzahl der Waffen-
Abb. 19.
historiker — zugänglich gemacht hat. Für die
Waffenkunde, besonders für die noch so wenig
bearbeitete des Orients, ist damit eine der
dunkelsten Fragen zum grofsen Teil aufgeklärt
und zugleich gegründete Aussicht auf weitere
Aufklärungen gegeben, da bei der ungeheueren
Verbreitung des Damaststahles im ganzen Osten
und dem fast gänzlichen Versagen der Meister-
marken, für die Bestimmung der Herkunft von
Schutz- und Trutzwaffen eine genaue Kenntnis
der Herstellungsarten des Damastes in den ein-
zelnen Ländern und Produktionszentren von her-
vorragendster Wichtigkeit erscheint.
Nun der Anfang gemacht ist, können wir nur
die Hoffnung aussprechen, dafs der Verfasser den
Gegenstand, oder auch umgekehrt, der Gegen-
stand den Verfasser nicht mehr loslassen und die
gründliche Erforschung der Damastfrage auf dem
eingeschlagenen Wege fortgesetzt werden wird;
in dieser Erwartung möchten wir uns erlauben,
für die kommenden Arbeiten einige desiderata
aufzustellen, deren Berücksichtigung dem Autor
wie der Sache vielleicht von Nutzen sein könnten.
Vor allem wäre eine möglichst sorgfältige
Sammlung des bibliographischen Materials wün-
schenswert, dessen Herbeischaffung dem Verfasser
jedenfalls als Fachmanne leichter fallen wird als
jedem aufserhalb dieses Gebietes stehenden, und
beim Zitieren jedenfalls darauf Rücksicht zu
nehmen, dafs die Nachprüfung- der angezogenen
Quellen möglichst erleichtert werde.
Weiterhin möchten wir dem Verfasser nahe-
legen, den Versuch zu machen, eine Reihe von
graphischen Darstellungen der verschiedenen
Damastarten nach typischen Originalen oder
schematisch mit Betonung der charakteristischen
Kennzeichen zu veröffentlichen, sei es nach der
Anossowschen Einteilung in Streifen-, Wasser-,
Wellen-, Netz- und Stufendamast, sei es — und
letzteres wäre für die Zwecke der Waffenkunde
vorzuziehen — nach der orientalischen Klassi-
fikation. Wir wissen wohl, dafs sich keine Schab-
lone für alle etwa vorkommenden Damastsorten
schaffen lälst, die Abweichungen in verwandten
Mustern sind aber häufig so fein, die Übergänge
so unmerklich und das beim Bestimmen der Zeich-
nung vom Beschauer hineingetragene subjektive
Element oft so mafsgebend, dafs ein schematisches
Bild der für jede Art entscheidenden Merkmale
der Sache von grofsem Nutzen wäre und die
Möglichkeit gäbe, viel Unklarheit und Irrungen
zu vermeiden. Die Details unterliegen ja noch
der Diskussion, als Resultat stellen wir uns aber
bei Bestimmung orientalischer Blankwaffen die
Formel vor: „Persischer Säbel, Chorassan-Klinge
Nr. 4 der Skala Belajew“.
Endlich erhoffen wir von dem Verfasser eine
besonders weitgehende Berücksichtigung der
orientalischen Quellen, sowohl der dichterischen,
wie sie in dem vorzüglichen Werke von Schwarz-
lose „Die Waffen der alten Araber“ gesammelt
sind, als auch der Fachschriftsteller, deren Be-
nutzung, so weit sie nicht übersetzt sind, freilich
grofse, aber bei der zuvorkommenden Hilfsbereit-
schaft unserer Orientalisten keine unüberwind-
lichen Schwierigkeiten bieten. Soweit ausländische
Waffensammlungen und der weite Kreis des Ver-
eines für historische Waffenkunde in Betracht
kommen, glauben wir uns Herrn Belajew gegen-
über gleichfalls für entgegenkommende Unter-
stützung seiner Arbeit verbürgen zu können.
E. v. LENZ, ÜBER DAMAST
IV. BAND
Darüber sind nun 65 Jahre hingegangen, ohne
diese Hoffnung ihrer Erfüllung einen Schritt näher
gebracht zu haben und für die Krieger ist damit
vielleicht die Zeit auch für immer verpafst; sollte
aber ja das Wort vom Umschmieden des Schwertes
zur Pflugschar verwirklicht werden, so scheint es
dem Damaszenerschwerte Vorbehalten, den Werk-
zeugen des Friedens sein Bestes zu überantworten.
Wann wird die Eisenindustrie dieses reiche
Erbe antreten?
Zum Schlüsse unseres Referates über die Ab-
handlung N. T. Belajews können wir nicht umhin,
dem Verfasser aufrichtigen Dank für den grofsen
Dienst auszusprechen, welchen er der historischen
Waffenkunde damit geleistet, dafs er die Resultate
der kapitalen Arbeiten Anossows und Tschernows
den Laien — und zu denen gehört ja mit dem
Referenten die grofse Mehrzahl der Waffen-
Abb. 19.
historiker — zugänglich gemacht hat. Für die
Waffenkunde, besonders für die noch so wenig
bearbeitete des Orients, ist damit eine der
dunkelsten Fragen zum grofsen Teil aufgeklärt
und zugleich gegründete Aussicht auf weitere
Aufklärungen gegeben, da bei der ungeheueren
Verbreitung des Damaststahles im ganzen Osten
und dem fast gänzlichen Versagen der Meister-
marken, für die Bestimmung der Herkunft von
Schutz- und Trutzwaffen eine genaue Kenntnis
der Herstellungsarten des Damastes in den ein-
zelnen Ländern und Produktionszentren von her-
vorragendster Wichtigkeit erscheint.
Nun der Anfang gemacht ist, können wir nur
die Hoffnung aussprechen, dafs der Verfasser den
Gegenstand, oder auch umgekehrt, der Gegen-
stand den Verfasser nicht mehr loslassen und die
gründliche Erforschung der Damastfrage auf dem
eingeschlagenen Wege fortgesetzt werden wird;
in dieser Erwartung möchten wir uns erlauben,
für die kommenden Arbeiten einige desiderata
aufzustellen, deren Berücksichtigung dem Autor
wie der Sache vielleicht von Nutzen sein könnten.
Vor allem wäre eine möglichst sorgfältige
Sammlung des bibliographischen Materials wün-
schenswert, dessen Herbeischaffung dem Verfasser
jedenfalls als Fachmanne leichter fallen wird als
jedem aufserhalb dieses Gebietes stehenden, und
beim Zitieren jedenfalls darauf Rücksicht zu
nehmen, dafs die Nachprüfung- der angezogenen
Quellen möglichst erleichtert werde.
Weiterhin möchten wir dem Verfasser nahe-
legen, den Versuch zu machen, eine Reihe von
graphischen Darstellungen der verschiedenen
Damastarten nach typischen Originalen oder
schematisch mit Betonung der charakteristischen
Kennzeichen zu veröffentlichen, sei es nach der
Anossowschen Einteilung in Streifen-, Wasser-,
Wellen-, Netz- und Stufendamast, sei es — und
letzteres wäre für die Zwecke der Waffenkunde
vorzuziehen — nach der orientalischen Klassi-
fikation. Wir wissen wohl, dafs sich keine Schab-
lone für alle etwa vorkommenden Damastsorten
schaffen lälst, die Abweichungen in verwandten
Mustern sind aber häufig so fein, die Übergänge
so unmerklich und das beim Bestimmen der Zeich-
nung vom Beschauer hineingetragene subjektive
Element oft so mafsgebend, dafs ein schematisches
Bild der für jede Art entscheidenden Merkmale
der Sache von grofsem Nutzen wäre und die
Möglichkeit gäbe, viel Unklarheit und Irrungen
zu vermeiden. Die Details unterliegen ja noch
der Diskussion, als Resultat stellen wir uns aber
bei Bestimmung orientalischer Blankwaffen die
Formel vor: „Persischer Säbel, Chorassan-Klinge
Nr. 4 der Skala Belajew“.
Endlich erhoffen wir von dem Verfasser eine
besonders weitgehende Berücksichtigung der
orientalischen Quellen, sowohl der dichterischen,
wie sie in dem vorzüglichen Werke von Schwarz-
lose „Die Waffen der alten Araber“ gesammelt
sind, als auch der Fachschriftsteller, deren Be-
nutzung, so weit sie nicht übersetzt sind, freilich
grofse, aber bei der zuvorkommenden Hilfsbereit-
schaft unserer Orientalisten keine unüberwind-
lichen Schwierigkeiten bieten. Soweit ausländische
Waffensammlungen und der weite Kreis des Ver-
eines für historische Waffenkunde in Betracht
kommen, glauben wir uns Herrn Belajew gegen-
über gleichfalls für entgegenkommende Unter-
stützung seiner Arbeit verbürgen zu können.