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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

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6. Heft
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Jacoby, Gustav: Die Waffen von Alt-Japan
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https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0179

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6. HEFT

G. JACOBY, DIE WAFFEN VON ALT-JAPAN

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zu der Gruppe der Rundholz-Bogen zählten noch
zwei Zeremonialbogen,
der Kuwayumi, ein schwacher Bogen aus
dem Holz des wilden Maulbeerbaumes5), mit
dem bei der Geburt eines Knaben Yomogi6)-
Pfeile in die vier Himmelsgegenden ver-
schossen wurden und
der Momoyumi7), Pfirsichholz-Bogen, wel-
chen mit Teufelsmasken versehene und
kriegerisch bewaffnete Hof beamte am letzten
Tage des Jahres benutzten, um mit Schilf-
pfeilen den Pestteufel zu vertreiben;


nicht bekannt waren. Manche Schriftsteller nehmen
auch an, dafs bis zur Zeit des Yoritomo (zweite
Hälfte des 12. Jahrhunderts) umwickelte Bogen im
Kriege noch keine Verwendung gefunden haben,
da der wichtigste Kriegsbogen unter ihnen, der
Shigetö, nirgends erwähnt wird.
Die Mamakiyumi, welche ursprünglich ent-
weder aus zwei zusammengesetzten Bambusleisten,
oder aus einer Holz- und einer Bambusleiste, oder
endlich aus einer Holzschiene zwischen zwei
Bambusleisten hergestellt wurden, zeigten gegen-
über den Marukiyumi den Nachteil, dafs sie weit
stärker den Temperatureinflüssen unterworfen
waren und Nässe ihre Fugen lockerte. Aus diesem
Grunde fanden sie anfangs nur beim Sportschiefsen
Verwendung. Um die ihnen anhaftende Schwäche
zu beseitigen, überzog man sie zuerst mit Lack
und umgab die beiden Bogenenden, später auch
die Bogenschultern an mehreren Stellen, mit einem


Abb. 8.

schliefslich sei noch ein Geschenkbogen,
der Fujibanashi no yumi, der Bogen ohne
Umwindungen erwähnt, der aus frischem
Rundholz verfertigt und an den Enden in
Naturform ungehobelt belassen, zu Ge-
schenkzwecken Verwendung fand. Da es
früher Brauch gewesen war, ihn auch mit
Tö (Rotang) zu umwinden, erhielt er später,
als dies fortfiel, die Bezeichnung Fujibanashi
no yumi, „der Bogen ohne Umwindungen“.
Mit Mamakiyumi, zusammengesetzter Bogen
(mama = zusammengesetzt, ki = Holz) bezeich-
nete man die zweite Gruppe von Langbogen. Aus
schriftlichen Überlieferungen, welche als Bestand-
teile der Bogen in der Periode Engi (901—922)
PIolz, Leder und Horn, nicht aber Leim erwähnen,
will man schliefsen, dafs zu dieser Zeit zusammen-
gesetzte Bogen, d. h. natürlich „geleimte“, noch
5) Morus alba.
6) Artemisia vulgaris.
7) Amygdalus persica.

Flechtwerk von Rotang (Tö) oder fein gespaltenem
Bambus. Schliefslich vervollkommnete man sie
noch mehr in bezug auf Elastizität und Haltbar-
keit, indem man das ganze Bogenholz mit Hanf-
faden oder Seidenschnur umwickelte, die Um-
wicklung mit Lack überzog und an verschiedenen
Stellen mit Tö umflocht. So gestaltet, verdrängte
der zusammengesetzte und umwickelte Bogen den
Rundholzbogen vollständig und nahm dessen
Platz als Kriegsbogen ein. Die Mamakiyumi zer-
fallen nach den geschilderten Herstellungsarten
in die beiden Unterarten von
zusammengesetzten, geleimten Holzbogen mit
und ohne Lacküberzug und mit und ohne
Tö-Umwin düngen
und von
zusammengesetzten, geleimten ITolzbogen mit
Hanffaden- oder Seidenschnur-Umwicklung
mit Lacküberzug und mit Tö-Umwindungen.
Der Normalbogen (Abb. 6) hatte, wie früher
bereits erwähnt, eine Länge von ungefähr 2,40 m,
 
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