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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

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6. Heft
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Gohlke, Wilhelm: Gewickelte Geschützrohre
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https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0194

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180

GOHLIvE, GEWICKELTE GESCHÜTZROHRE

IV. BAND

werte Leistung, da das Rohr 16 Schuhe (5,78 m)
lang und 93 Zentner (5217 kg) schwer ist.
Am Rohr ist aber das spiralförmige Auf-
rollen der Stäbe nicht zu erkennen, die Schweifs-
stellen im Rohre liegen vielmehr in der senk-
rechten Ebene der Rohraxe, die Eisenstärke des
Rohres ist auch eine so grofse, dafs ein Aufrollen
in der Spirale unmöglich ist. Nebenbei sei an
dieser Stelle erwähnt, dafs die von Dr. Beck auf
den oben bezeichneten Seiten seines Werks ange-
gebenen Inschriften weder in sich, noch mit der
Wirklichkeit übereinstimmen.

den; ein Achtzehnpfünder (13,2 cm) springt beim
ersten Schufs.
1751. d’Arcy (in Essai d’une theorie d’Artillerie)
schlägt Geschütze aus Stabumwicklungen mit
Lötung vor.
Die Kunst des Eisenlötens ist alt und schon
den Griechen 600 v. Chr. bekannt gewesen. Nach
Herodot ist Glaukos aus Chios der Erfinder. In
Deutschland sind in den Schriften Theophilus
Presbiters aus dem Anfänge des 12. Jahrhunderts
Angaben über die Ausführung dieser Arbeit
gegeben.


Abb. 3.

Die Inschriften auf dem Rohr lauten nämlich•'
1. ICLI HEIS DER EISEN WILDE M_
. N.BIEGEN KAN
2. HERTZOG JULIUS ZU BRAUNS ... ZU
GlTTEL MICH LIES SCHMIEDN
AUS ZWEI GESCMULTZTEN EISEN6)
MEINS GLEICHEN MAN KAUM
3. CHRISTIAN_HAUSEN
-A SE . .
Aus noch späterer Zeit gibt Dr. Moriz Meyer
im Handbuch der Geschichte der Feuerwaffen-
technik folgende Angaben:
1697. St. Remy: Es sind vor Kurzem Ge-
schütze aus stabeisernen Bändern g'ewickelt wor-
6) Frischeisen, mit der Schlacke abgeflossenes Roh-
eisen, in einem zweiten Prozefs durch Einschmelzen vor
dem Wind in einem Herde zu weichem Eisen umgewandelt.
Beck, Geschichte des Eisens I, 964.

1754. ITonnateau schlägt Geschütze aus einem
kupfernen Seelenrohr mit einer Umwicklung von
eisernen Stäben vor,
1777. Fentry (in Opuscules) will ein eisernes
Seelenrohr mit Eisen umwickeln und dann mit
Bronze umgiefsen.
1830. Ein aus Eisenstäben g-ewickeltes mit
Kupfer gelötetes Geschütz hält das Schiefsen
nicht aus.
Hiernach scheint die technische Fertigkeit in
der Herstellung der Geschütze aus gewickelten
Stäben im 18. und 19. Jahrhundert zurückgegangen
zu sein, denn die in Gittelde hergestellten Ge-
schütze des 16. Jahrhunderts (unter ihnen so-
g-ar eine 36 Fufs lange Schlang-e) wurden nach
Algermann, dem Landesfiskal des Herzogs
Julius, angeschossen und hielten die Schufs-
probe aus.
 
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