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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

DOI Heft:
6. Heft
DOI Artikel:
Hampe, Theodor: Archivalische Forschungen zur Waffenkunde, [2]
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0198

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184

HAMPE, ARCHIV ALI SCHE FORSCHUNGEN

IV. BAND

Über den Ausg-ang der Sache, die uns auch
weniger wegen des Vorgangs selbst als wegen
verschiedener Nebenumstände interessiert, geben
die Archivalien keine Auskunft.
III. Erhard Küttner, Sarwürch zu Nürnberg,
verkauft dem Hans Kästner, Sarwürch von
Schaffhausen, Panzer mit der Erlaubnis, sein
Handwerkszeichen abzubrechen und das
eigene anzubringen (n. Oktober 1443).
Von dieser für unsere heutigen Begriffe
höchst fragwürdigen Handelsmanipulation gibt
uns eine Perg.-Urkunde — Signatur: „V 96/2
Nr. 131“ — des Kgl. Kreisarchivs Nürnberg Kunde,
die ich im folgenden, da sie auch sonst noch
mancherlei Wissenswertes, z. B. die Namen einiger
weiterer Nürnberger Panzermacher, bietet, in
extenso zum Abdruck bringe:
„Ich, Görg' Coler, zu der zeit richter zu
Nüremberg, bekenne öffentlichen mit diesem
brief, das für mich kome Hanns Kästner von
Schafhausen, ein sarwürt, und gab mir zu er-
kennen, wie ein leumut und afterred daselbst
zu Schafhausen von etlichen seinen ungönnern
von im erschollen und verleumut were, wie daz
er vor etlichen tagen einsteils pantzer von
Erhärten Küttner, salwürten, bürger zu Nürem-
berg, und mit desselben Erhärten gewonlichen
zaichen und vermerkung getzaichend, gekaufft
hett, und des genanten Hutners zaichen on
seinen willen davon geprochen und das sein
an der abgeprochen stat auf dieselben pantzer
genyettet und vertzaichent solt haben. Des
ist für mich kommen der g-enante Küttner in
geg'enwertikait dreyer gesworner meister des-
selben hantwerks, mit namen Heintzen Fünstel,
Ulrichen Laudes, Markarten Schellen, und
Plannsen Müntzer, auch ein Meister desselben
hantwerks, den ich dann bey dem eid, den er
dem rat und stat zu Nüremberg gesworen und
geton hat, gefragt hab, die warheit in den
Sachen zu sagen, was im darinnen kundt und
[dies Wort ist wieder aus gestrichen'] wissend und
wie es sich mit des Plannsen Kästners und
seinem zaichen gemacht hab [dieses Wort ist am
Rande hinzugefügt] und ergangen sey und das
von keinerley Sachen wegen zu lafsen. Also
hat derselbe Kütner bey seinen treuen an eides
stat, als egerürt ist, vor mir und den obg'e-
nanten dreyen zaichenmeistern und dem g'e-
nanten Hannsen Müntzer, auch irs hantwerks
einem maister, offenlich gesagt, als er vormals
dem Hannsen Kästner etlich pantzer mit seinem
zaichen verkauft het, also het er im williglichen

dabey zugesagt, das das sein vergönnen, wille
und wort wol were, das er sein zaichen auf
den verkauften pantzern abprechen und sein
selbs zaichen an der selben stat wol darauff
machen und nyeten möcht. Er hett im auch
darnach ein antzal pantzer aber verkaufft un-
getzaichend und im des abermals sein willen
und verheng-knufs dartzu geben, das er die
mit seinem zaichen wol zaichen möcht. Und
solt [50] zu urkund hab ich obg-enanter richter
mein insigel an diesen brief gehanng-en, doch
mir und meinen erben on schaden. Geben und
geschehen am freytag nach sant Dyonisien tag
nach crists gepurd vierzehenhundert und im
dreyundviertzigistem jaren. [Das Siegel ist nicht
mehr vorhanden.]
IV. Würzburger Ratsverhandlungen
über Waffenwesen und Waffenhandwerker
(1438 bis 1560).
Über das alte Würzburger Waffenwesen ist
bisher und zumal in neuerer Zeit nur wenig ur-
kundliches Material veröffentlicht worden, und die
wichtigste Quelle zur Kenntnis der einschlägigen
Verhältnisse hat dabei kaum Berücksichtigung
gefunden. Es sind dies die im städtischen Archive
zu Würzburg aufbewahrten Ratsprotokolle, die
von 1443 an bis auf die Gegenwart fast lückenlos
— .es fehlen nur die Jahre 1444 und 1445, ferner
die Zeiten des Bauernkriegs von Ende 1525 bis
Anfang 1526, in denen jedoch überhaupt keine
Protokolle geführt worden zu sein scheinen —
erhalten sind. Nur Carl Gottfried Scharold, der
— in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts -—
vielleicht das wesentlichste in der Publikation
einschlägig'er Nachrichten geleistet hat, brachte
namentlich in seinen „Beiträgen zur ältern und
neuern Chronik von Würz bürg“3) und in den ersten
Bänden des „Archivs des historischen Vereins für
den Untermainkreis“4) hin und wieder auch Notizen
aus den Ratsprotokollen, allein den Reichtum und
den hohen kuhurgeschichthchenWert dieser Quelle
hat wohl auch er nicht genügend klar erkannt.
Auch legt die teilweise sehr schlechte Lesbarkeit
der Protokolle im Verein mit ihrer Voluminosität

3) Würzburg 1818. Nr. IV handelt von dem Turnier,
das 1484 in Würzburg stattfand. Nr. XIII betitelt sich „Bei-
träge zur Geschichte der bürgerlichen Wehranstalten vor-
nehmlich des Schützenwesens von der ältesten bis zur
neuesten Zeit“; hierin auch (S. 119 und 142) zwei das
städtische Geschütz betreffende Inventare von 1463 und
1479. Nr. XLIII, 2: „Freiheiten der Waffenschmiede“ (1441).
4) Vgl. I (1832), S. 138: „Schützensendung nach Nürn-
berg 1458“. Ebenda: „Büchsenmeister Heinz Eichelberger
von Bamberg 1459“-
 
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