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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

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6. Heft
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Fachnotizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0203

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6. HEFT

FACHNOTIZEN

189

Maria Theresia bediente, wenn sie zu Oberburg
in Untersteier dem Weidwerk oblag. Daneben
fallen ein hübsch verbeintes Reitergewehr, ein
ungewöhnlich mächtiger Drehling und zwei aus
Völkermarkt herrührende Spritzen auf, um Strah-
len heifser Flüssigkeiten von den Wehrgängen
auf die Angfreifenden zu senden. Dafs auch seit
alters her in Kärnten der Schiefssport eine Heim-
stätte gefunden hatte, das beweist eine Pritsche
für Zieler aus dem Jahr 1597 der Schiefsstätte zu
St. Veit. Das Kabinettstück der ganzen Waffen-
sammlung bildet neben dem Helm und Bruststück

das reich emailierte, mit Goldschmelz ausgestattete
Zeremonienschwert des ersten Hochmeisters der
Georgsritter zu Milstat. Vielleicht bietet sich mir
die Gelegenheit ein anderes Mal ausführlich auf
diese schöne, aus dem Jahr 1499 stammende Waffe
des kaiserlichen Rates Johann Siebenhirter zurück-
zukommen. Für heute sei nur erwähnt, dafs der
Orden der St. Georgsritter zu Milstat vom Kaiser
Friedrich III. und Papst Paul II. am 1. Juni 1468
ins Leben gerufen wurde. Aber die Bruderschaft
kam ihrer Aufgabe, eine Schutz wehr gegen die
Türken zu bilden, nicht im entferntesten nach,
entartete vielmehr in einer solchen Weise, dafs
schon am 26. Juli 1598 der Orden aufgehoben
werden mufste. An die kriegerischen Wirren
zwischen Italien und Österreich in der zweiten
Hälfte des vo-
rigen Jahrhun-
derts erinnert ______ - ———
ein Lagerfähn-
chen mit der In-
schrift Brigata
Cuneo 7 Reggi-
mento di Fanteria Leggione di Novara 10 Bat-
taglione und eine Anzahl schwerer Geschosse,
welche der „Affondatore“ bei Lissa auf die
kaiserliche Flotte geschleudert hatte, die das
Museum wohl Klagenfurts grofsem Sohne Te-
getthoff verdankt. Besser als in ein kärntne-
risches Museum würde ins Carolino-Augusteum
nach Salzburg das Richtschwert passen, dessen
Klinge neben .Symbolen auf die Bestimmung
dieser Waffe die Jahreszahl 1587 aufweist, weil
es aus dem im Lungau gelegenen Tamsweg hier-
her gebracht worden ist. In den das Museum
umgebenden Gartenanlagen steht die aus Friesach
stammende Plaufnitze (vgl. Essenwein, Quellen
zur Geschichte der Feuerwaffen, Taff. XXVII bis
XXVIII, S. 24), dem 14. Jahrhundert angehörend.


Dr. v. Potier.

Zwei eigenartige Handfeuerwaffen. Dasjag d-
und Waffenverbot zeitigt gar oft die merkwür-
digsten Waffenformen, unter welchen die beiden

nachstehend abgebildeten Handfeuerwaffen durch
ihre Eigenart einiges Interesse erwecken dürften.
An eine Hakenbüchse aus dem anbrechenden
16. Jahrhundert gemahnt das in der Umgebung
von Foca1) verfertigte Gewehr, durch seine fast
ganz gerade Schäftung und die Zündung von
ITand aus mittels einer Lunte oder gar eines
modernen Streichhölzchens.


Am schlanken, rückwärts in einen schmalen
Kolben endenden Schaft, der mit mehr Fleifs
als Geschicklichkeit zugeschnitten wurde, ist der
sechskantige, glatte Lauf mittels eines eisernen
Laufring-es, sowie durch um Lauf und Vorder-
schaft g-ewundene Lederschnürchen befestigt. Der
vorn schräg abg-eschnittene Lauf hat ein Kaliber
von 14,5 mm und dürfte zu einem jener kurzen,
türkischen, „sisana“ benannten Gewehre gehört
haben. Das Schlofs, oder richtiger gesagt das


Schlofsfragment, welches aus der in der Mitte
abgebrochenen Schlofsplatte mit Pfanne und
Batteriedeckel besteht, ist durch Nägel locker
am Schafte befestigt und wird mittels umgewun-
dener Lederschnürchen fixiert. Zielvorrichtungen
mangeln dieser eigenartigen, 55 cm in der Länge
messenden Waffe gänzlich, obwohl sich ungefähr
in der Läng-enmitte des Laufes eine Nute zum
Einschieben des Visiers befindet. So sehen wir
denn bei dieser Waffe ein allerdings unbewufstes,
durch die Unzulänglichkeit des Materials und die
geringe Geschicklichkeit des Verfertigers be-
dingtes Zurückgreifen auf die ältesten Formen.
Auch bei der Pistole bildet ein Streichhölz-
chen das moderne Surrogat für Zündschwamm
oder Lunte. Im ziemlich roh zugeschnittenen
Flolzschafte ruht ein achtkantiger Lauf von 15 mm
Kaliber, welcher mittels eines aufgezogenen Eisen-

9 Bosnische Stadt an der Drina, nächst der türkisch-
montenegrinischen Grenze.
 
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