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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

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7. Heft
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Schubert-Soldern, Fortunat von: Die frühmittelalterlichen Spangenhelme: Vortrag, gehalten im Dresdener Waffengeschichtlichen Seminar bei der Sitzung im Königlichen Zeughaus zu Berlin am 9. März 1907
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https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0217

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7. HEFT

v. SCHUBERT-SOLDERN, DIE FRÜHMITTELALTERLICHEN SPANGENHELME

203

der des Helms von Giulianova kaum nachsteht,
findet sich nicht ein christliches Symbol, oder
wenigstens nichts, was sich mit Bestimmtheit auf
ein solches deuten liefse, die auf den Helmblättern
dargestellten Motive, die affrontierten Elche, die
Fische, die eigentümlichen Sterne, deren fast
gleichartiges Vorkommen Wulff auf den Hörnern
von Galehus nachweist, die primitive vorwiegend
geometrische Gliederung der Felder, alles scheint
mir mehr auf den germanischen Norden zu deuten.

Beiläufig sei hier bemerkt, dafs das Feld f
die Gestalt eines Mannes mit hoher Mütze zeigt,
der in der rechten eine Amphora, in der linken
einen Fisch hält und darunter einen Löwen. Wulff
hat die Gestalt in sehr gezwungener Weise
für den Eigentümer des Helms erklärt, während
sich der Löwe vom Stirnband, auf dem er beim
Petersburger und Gammertinger Helm vorkommt,
hier aus Platzmangel gleichsam auf eines der
Helmblätter verirrt haben soll. In der Tat handelt


Spangenhelm von Chälons-sur-Saöne.

Jedenfalls zeigt sich hier die Kunst auf ihrer ersten
Kindheitsstufe, und kein Hauch klassischerFormen-
sprache läfst sich in diesen primitiven Gebilden
erkennen. Ganz anders beim Helm von Giulianova.
Hier wechseln nordische Motive, wie Fische und
Vögel, sowie jene eigentümlichen Sterne, die sich,
wie erwähnt, auch auf dem Gammertinger Helm
finden mit christlich-symbolischen Darstellungen,
Jagdszenen und Tierbildern, die nicht in den
nordischen Darstellungskreis gehören, sondern zum
Teil dem altchristlichen Italiens, zum Teil vielleicht,
wie Hennig nachzuweisen sucht, dem Orient eigen
sind.

es sich aber gar nicht um den Eigentümer des Helms,
sondern um ein der altchristlichen Kunst höchst
geläufiges, den Sieg des Christentums über das
Heidentum symbalisierendes Motiv: um Daniel in
der Föwengrube. Ursprünglich gelten der Korb,
an dessen Stelle häufig die Amphora tritt, und
der Fisch als Attribute des Habakuk, der vom
Engel des Elerrn in die Lüfte entführt, dem Daniel
Speise und Trank in die Löwengrube bringt.
Schon früh gehen diese beiden Gestalten in-
einander über, so dafs Fisch und Korb oder die
Amphora auch als Attribute Daniels auftreten.
Vgl.Garucci Storia dell arte Christiana IV, Tav. 461
 
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