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v. KRETSCHMAR, ZUR BENENNUNG DER STANGEN WAFFEN
IV. BAND
3. Stangenwaffen zum Schlagen mit einem
beilförmigen Eisen, die Helmbarten, und
4. Stangenwaffen zum Schlagen mit einem
einschneidigen, messerförmigen Eisen, die Gläven.
An der Eland dieser Einteilung soll die Ent-
wicklung- der Stangenwaffen in grofsen Zügen
betrachtet und dabei die verschiedenen sich oft
widersprechenden Anschauungen geprüft werden,
die sich über diese Frage in den Hauptwerken
der Waffenkunde von Böheim, Jahns u. a. vor-
finden.
1. Der Spieß ist die ausschliefslich zum
Stechen bestimmte Stangenwaffe mit einer Spitze
an langem Schaft. Der Spiefs ist von frühester
Zeit an, besonders bei den Germanen, die Waffe
des freien Mannes. Im Mittelalter bildet er die
Hauptwaffe in den Heeren für Reiter und Fufs-
volk, gleichzeitig dient er auch, mit einem Fähn-
lein versehen, als Kennzeichen der einzelnen
Heeresteile. Als Waffe der „Fufsknechte“ wird
er vom 12. Jahrhundert an kürzer und gedrungener
— er ist etwa 2 bis 3 m lang —, so bleibt er als Lands-
knechtsspiefs bis zum 17. Jahrhundert. Im 17. Jahr-
hundert ward er Pike genannt, die damit ausge-
rüsteten Leute Pikeniere; er verschwindet aus dem
Pleere nach 1700.
Die Gestaltung- des Eisens war verschieden-
artig, von der schlanken ahlenförmigen Spitze
bis zu breiten und gedrungenen Formen.
Die Spiefse der Reiter — meist Speere oder
Lanzen genannt — sind länger, 4 bis 5 m lang, die
Stangen schwer und stark mit kurzer vierkantiger
Spitze für Kriegslanzen und Rennstangen, leicht,
und gekehlt durchbrochen für Turnierlanzen. Statt
der Spitze tragen sie hier denKrönig mit 3 Spitzen.
— Der Reiterspiefs verschwindet um 1580. Der
Spiefs mit kürzerem, 2 bis 3 m langem, leichten
Schaft wird Wurfspiefs, auch Schefflin, Javelin,
Javelot genannt. Aufser seiner Verwendung- im
Pleere bleibt der Spiefs jederzeit Jagdwaffe als
Sauspiefs, Knebelspiefs, Saufeder usw.
Bei der Besprechung der Entwicklung des
Spiefses sagt Böheim, Waffenkunde Seite 312,
Zeile 2 von unten: „Das Bestreben die Handsam-
keit des Schaftes zu erhöhen, führte noch im
12. Jahrhundert zu neuen Kombinationen. Man
sucht das Spiefseisen so zu gestalten, dafs es
nicht allein für den Stofs, sondern auch für Plieb
und Schlag- dienen konnte; man versah es mit
Haken, um den feindlichen Mann aus der Front
hervorzuziehen. Aus diesen Kombinationen ent-
standen allmählich die Glefen, die Helmbarten
und alle übrigen Stangenwaffenformen.“
Diese Entwicklungserklärung ist nicht zu-
treffend. Die ITelmbarten sowohl, wie die Gläven
waren in ihrer ältesten einfachen Form nur zum
Schlagen bestimmt, sie erhalten aber später die
Verbindung des beil- oder messerförmigen Eisens
mit einer Spitze, um sie auch zum Stechen ge-
eignet zu machen.
2. Die Partisane ist die Stangenwaffe zum
Stechen mit mehreren Spitzen, d. h. einer zwei-
schneidigen Mittelspitze und zwei Nebenspitzen
oder Ansätzen (Ohren).
v. KRETSCHMAR, ZUR BENENNUNG DER STANGEN WAFFEN
IV. BAND
3. Stangenwaffen zum Schlagen mit einem
beilförmigen Eisen, die Helmbarten, und
4. Stangenwaffen zum Schlagen mit einem
einschneidigen, messerförmigen Eisen, die Gläven.
An der Eland dieser Einteilung soll die Ent-
wicklung- der Stangenwaffen in grofsen Zügen
betrachtet und dabei die verschiedenen sich oft
widersprechenden Anschauungen geprüft werden,
die sich über diese Frage in den Hauptwerken
der Waffenkunde von Böheim, Jahns u. a. vor-
finden.
1. Der Spieß ist die ausschliefslich zum
Stechen bestimmte Stangenwaffe mit einer Spitze
an langem Schaft. Der Spiefs ist von frühester
Zeit an, besonders bei den Germanen, die Waffe
des freien Mannes. Im Mittelalter bildet er die
Hauptwaffe in den Heeren für Reiter und Fufs-
volk, gleichzeitig dient er auch, mit einem Fähn-
lein versehen, als Kennzeichen der einzelnen
Heeresteile. Als Waffe der „Fufsknechte“ wird
er vom 12. Jahrhundert an kürzer und gedrungener
— er ist etwa 2 bis 3 m lang —, so bleibt er als Lands-
knechtsspiefs bis zum 17. Jahrhundert. Im 17. Jahr-
hundert ward er Pike genannt, die damit ausge-
rüsteten Leute Pikeniere; er verschwindet aus dem
Pleere nach 1700.
Die Gestaltung- des Eisens war verschieden-
artig, von der schlanken ahlenförmigen Spitze
bis zu breiten und gedrungenen Formen.
Die Spiefse der Reiter — meist Speere oder
Lanzen genannt — sind länger, 4 bis 5 m lang, die
Stangen schwer und stark mit kurzer vierkantiger
Spitze für Kriegslanzen und Rennstangen, leicht,
und gekehlt durchbrochen für Turnierlanzen. Statt
der Spitze tragen sie hier denKrönig mit 3 Spitzen.
— Der Reiterspiefs verschwindet um 1580. Der
Spiefs mit kürzerem, 2 bis 3 m langem, leichten
Schaft wird Wurfspiefs, auch Schefflin, Javelin,
Javelot genannt. Aufser seiner Verwendung- im
Pleere bleibt der Spiefs jederzeit Jagdwaffe als
Sauspiefs, Knebelspiefs, Saufeder usw.
Bei der Besprechung der Entwicklung des
Spiefses sagt Böheim, Waffenkunde Seite 312,
Zeile 2 von unten: „Das Bestreben die Handsam-
keit des Schaftes zu erhöhen, führte noch im
12. Jahrhundert zu neuen Kombinationen. Man
sucht das Spiefseisen so zu gestalten, dafs es
nicht allein für den Stofs, sondern auch für Plieb
und Schlag- dienen konnte; man versah es mit
Haken, um den feindlichen Mann aus der Front
hervorzuziehen. Aus diesen Kombinationen ent-
standen allmählich die Glefen, die Helmbarten
und alle übrigen Stangenwaffenformen.“
Diese Entwicklungserklärung ist nicht zu-
treffend. Die ITelmbarten sowohl, wie die Gläven
waren in ihrer ältesten einfachen Form nur zum
Schlagen bestimmt, sie erhalten aber später die
Verbindung des beil- oder messerförmigen Eisens
mit einer Spitze, um sie auch zum Stechen ge-
eignet zu machen.
2. Die Partisane ist die Stangenwaffe zum
Stechen mit mehreren Spitzen, d. h. einer zwei-
schneidigen Mittelspitze und zwei Nebenspitzen
oder Ansätzen (Ohren).