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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

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8. Heft
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Fachnotizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0275

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258

FACHNOTIZEN

IV. BAND

innerungsstücke und dergleichen mehr. Alles in
allem eine reichhaltige, gut aufgestellte und
beleuchtete Sammlung, die Kenner und Freunde
der Waffenkunde nicht übersehen dürfen. Merk-
würdiger- und bedauerlicherweise fehlt ihr bis
zum heutigen Tag-e ein gedruckter Führer, gar
nicht zu reden von einem wissenschaftlichen,
illustrierten Kataloge! Dieser Mangel wird all-
seits schmerzlich empfunden. Da das Museum
keinen eigentlichen Direktor hat, nur „im Neben-
amte“ verwaltet wird, ist wenig Hoffnung vor-
handen, dafs ein Katalog oder doch Führer dem

Publikum in nächster Zeit geboten werden wird.
Sollten diese Zeilen indessen dazu beitragen, einen
solchen Führer bald in Angriff zu nehmen, so
hätten sie ihren Zweck erfüllt.
W einitz.
Zur Entwicklungsgeschichte des Achsel-
schutzes bei Plattenharnischen, der späteren
Schwebescheibe, bringt Viscount Dillen im Ar-
chaeological Journal, März 1907, interessante Bei-
träge aus älteren literarischen Quellen Englands.
Die letzte Erwähnung der „besague“, so lautet
die bisher unerklärte altenglische Bezeichnung
jenes Harnischteils, findet sich in John Rous’
Lebensbeschreibung des Richard Beauchamp, Earl
of Warwick, um 1490. Der Text spricht bei der
Schilderung eines Turniers zwischen dem Helden
und Sir Hugh Laundy von den „besagues and
other harneys“, die von der Rennstange des
Earls zerschmettert wurden. Alter ist der Aus-
druck: „rerebrasce“ und „rnoton“ für eine sechs-

eckige Platte mit eingeschnittenen Rändern, die
an dem Harnisch eines Ritters in dem Hastings
MS. erscheint, während in dem Waffenbuch Johan
Idylls, des Waffenmeisters der Könige Heinrich IV.
und Heinrich V., wieder das „paire of besgewes“
auftaucht. WTchtig- vor allem, nicht nur für diese
Frage, sondern für die Kenntnis des mittelalter-
lichen Harnischs überhaupt, ist die Beschreibung
eines g-epanzerten Ritters in Lydgates Troye
Book, um 1414—1420:
Vambras with wynges and rerebras thereto,
And theron sette were besaguys also ....

Wo die besague in Verbindung mit dem Schwerte
erwähnt wird, scheint sie die Scheibe zu be-
zeichnen, wie sie an den in Fufskämpfen ge-
brauchten Schwertern vorkommt. Die Aushöhlung
würde einer Umwicklung mit Schnur entsprechen,
zur Erzielung eines festeren Griffes, wie man sie
an Zweihändern sieht, wo die Klinge zwischen
den Parierstangen und den Parierhaken mit Leder
bedeckt ist. (Diese Lederhülle war vielmehr be-
stimmt, den Druck der Klinge, die nicht in der
Scheide, sondern frei auf der Schulter getragen
wurde, zu mildern.)
Die Typentafel zeigt, im wesentlichen nach
Grabplatten aus dem ersten Viertel des 15. Jahr-
hunderts, die besague in den verschiedensten
Formen, als Halbmond, Oval, in Gestalt eines
Setzschildes und als Scheibe. Vereinzelt kommt
auch eine bei der rechten und der linken Schulter
verschiedene Bildung vor. Wenn in England die
besague auf Grabplatten nicht später als bis zur
ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts vorkommt, so
 
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