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FACHNOTIZEN
IV. BAND
lange Stöcke, an deren Spitze sich ein faust-
grofser mit Nägeln beschlagener Knopf befand.
8. Eine Helmparte mit verlängertem Parier-
haken.
9. „Em Böhmischer Korn Hammer“ (Stieve
pag. 100, Anm. 6, als Dreschflegel, mit Nägeln
gespickt, aufgeführt).
10. Eine Mistharke.
11. Eine Heugabel (Stieve pag. 100 Anm. 6.)
12. Ein Schwert. Dies Stück ist wohl das
einzige, das vom waffentechnischen Standpunkt
völlig abzulehnen ist, denn die Benutzung wäre
dem Handgelenk des Eigentümers schlimm be-
kommen.
Die Namen der fünf Bauern sind als Spott-
namen gedacht, nur der Name Bernde deutet
auf den Anführer Berndl.
Eine ganz ähnliche Fahneninschrift, wie die
vorliegende, führt Stieve pag. 90 an.
Ein ähnliches Blatt ist abgebildet in dem eben
erschienenen 1. Band pag. 273 von „Deutsches
Leben der Vergangenheit“ (Verlag Diederichs,
Jena), eine Wehrordnung von 1626 aus dem Besitze
der Stadtbibliothek Ulm.
Der Holzschnitt zeigt in gleicher aber ein-
facherer Form folgende acht Waffen des vorge-
nannten Flugblattes.
Sturmstange A (1. In obiger Liste)
Mistgabel (4)
Heugabel (11)
Kühe kham (5)
Zischkaischer Streidtkolben (3)
Igelischer Ohrlöffel (7)
Sense (6)
Dieses Blatt findet sich nicht im Verzeichnis
von Stieve.
Hans Stöcklein
ZuHeinrichCnoep. Ich möchte hier einenPunkt
in meiner Arbeit über Cnoep richtig stellen, bei
dessen Niederschrift ich mich leider allzusehr auf
Nordhoffs ausführliche Angaben in den Bonner
Jahrbüchern Heft 77 und 87 S. 123 verlassen habe.
Nordhoff gibt dort selbst die onomatopoetische
Deutung der Schleifen in den Händen der Wappen-
figur als Knüpfe, verschweigt aber soweit ich
sehe völlig, dafs der Wappenbrief von 1589, den
ich mittlerweile ebenfalls im Originale habe ein-
sehen können, eine wesentlich andere Angabe
bietet. Die Beschreibung- des Wappens lautet
nämlich: „Das feld ist mitten getheilt, der Ober-
theil des feldes ist Himmelblau und der Unter-
theil gelb, darauf stehet ein Türck vom Haupt
bis auf den Nabel gelb bekleidet mit ausgestreckten
Armen und hat ein weifses Band (?) in der Hand,
welches bis auf die Brust herab gehet, daran
hängt ein schwarzer Knopf. Im Untern feld ent-
stehen drey rothe flammen über sich, dergleichen
flammen eben mit solcher färb über auf den
weifsen Helm“ usw. Auch ich kann wie Nord-
hoff den Wappenbrief nur für eine fehlerhafte
deutsche Übersetzung des 17. wenn nicht gar
18. Jahrhunderts halten. Ob übrigens die von
David und Heinrich Cnoep geführten Siegel dem
Wappen des Briefes, das zunächst dem Johann
Cnoep verliehen war (vgl. meine Arbeit S. 48),
entsprechen, bedarf noch der Untersuchung.
Geisberg
In Heft 9 S. 263 dieser Zeitschrift ist bei
Besprechung der Waffensammlung des Fürsten
Reuß eines schweizer Dolches Erwähnung ge-
tan, auf dessen Scheide der Doppelselbstmord
eines Liebespaares dargestellt ist, sowie ein brül-
lender Löwe, dessen Bezeichnung als Löwe von
Luzern ja bereits die Schriftleitung mit einem ver-
stärkten Fragezeichen versehen hat. Die Abbil-
dung läfst die Darstellung leider nicht erkennen,
aber die Beschreibung allein genügt zur Fest-
stellung, dafs nur die Sage von Pyramos und
Thisbe gemeint sein kann. Pyramos erwartet
seine Geliebte Thisbe und glaubt sie von einem
auftretenden brüllenden Löwen zerrissen. Er tötet
sich mit dem Schwerte und Thisbe stürzt sich an
seiner Seite in das Schwert.
Die Sage wurde häufig von Kupferstechern
sowie kunstgewerblich verwertet. (Albrecht Alt-
dorfer Stich B. 44 und Holzschnitt B. 61. Lucas
von Leyden: Stich von 1512, Marc-Anton etc.)
Hans Stöcklein
Auf dem Internationalen Kongreß für histo-
rische Wissenschaften, der vom 6.—12. August
in Berlin tagen wird, ist von dem Organisations-
komitee auf Anregung des Schriftleiters dieser
Zeitschrift auch die historische Waffenkunde in
die Reihe besonders vertretener Spezialwissen-
schaften aufgenommen worden und zwar in
Sektion 8 (Historische Hilfswissenschaften). Der
Verein wird auf dem Kongrefs durch einen
offiziellen Delegierten vertreten sein, der in
unser Forschungsgebiet durch einen Vortrag ein-
führen wird. Die Mitglieder seien hierdurch auf
den Kongrefs, dessen reichhaltiges und inter-
essantes Programm durch seinen Schriftführer,
Dr. E. Caspar, Berlin W. 15, Kaiser-Allee 17, ver-
sandt wird, nachdrücklich hing-ewiesen, und es sei
der Wunsch ausgesprochen, dafs unsere junge
Wissenschaft durch eine recht stattliche Zahl von
Forschern und Freunden dort ihre Lebenskraft
beweisen möge. H.
FACHNOTIZEN
IV. BAND
lange Stöcke, an deren Spitze sich ein faust-
grofser mit Nägeln beschlagener Knopf befand.
8. Eine Helmparte mit verlängertem Parier-
haken.
9. „Em Böhmischer Korn Hammer“ (Stieve
pag. 100, Anm. 6, als Dreschflegel, mit Nägeln
gespickt, aufgeführt).
10. Eine Mistharke.
11. Eine Heugabel (Stieve pag. 100 Anm. 6.)
12. Ein Schwert. Dies Stück ist wohl das
einzige, das vom waffentechnischen Standpunkt
völlig abzulehnen ist, denn die Benutzung wäre
dem Handgelenk des Eigentümers schlimm be-
kommen.
Die Namen der fünf Bauern sind als Spott-
namen gedacht, nur der Name Bernde deutet
auf den Anführer Berndl.
Eine ganz ähnliche Fahneninschrift, wie die
vorliegende, führt Stieve pag. 90 an.
Ein ähnliches Blatt ist abgebildet in dem eben
erschienenen 1. Band pag. 273 von „Deutsches
Leben der Vergangenheit“ (Verlag Diederichs,
Jena), eine Wehrordnung von 1626 aus dem Besitze
der Stadtbibliothek Ulm.
Der Holzschnitt zeigt in gleicher aber ein-
facherer Form folgende acht Waffen des vorge-
nannten Flugblattes.
Sturmstange A (1. In obiger Liste)
Mistgabel (4)
Heugabel (11)
Kühe kham (5)
Zischkaischer Streidtkolben (3)
Igelischer Ohrlöffel (7)
Sense (6)
Dieses Blatt findet sich nicht im Verzeichnis
von Stieve.
Hans Stöcklein
ZuHeinrichCnoep. Ich möchte hier einenPunkt
in meiner Arbeit über Cnoep richtig stellen, bei
dessen Niederschrift ich mich leider allzusehr auf
Nordhoffs ausführliche Angaben in den Bonner
Jahrbüchern Heft 77 und 87 S. 123 verlassen habe.
Nordhoff gibt dort selbst die onomatopoetische
Deutung der Schleifen in den Händen der Wappen-
figur als Knüpfe, verschweigt aber soweit ich
sehe völlig, dafs der Wappenbrief von 1589, den
ich mittlerweile ebenfalls im Originale habe ein-
sehen können, eine wesentlich andere Angabe
bietet. Die Beschreibung- des Wappens lautet
nämlich: „Das feld ist mitten getheilt, der Ober-
theil des feldes ist Himmelblau und der Unter-
theil gelb, darauf stehet ein Türck vom Haupt
bis auf den Nabel gelb bekleidet mit ausgestreckten
Armen und hat ein weifses Band (?) in der Hand,
welches bis auf die Brust herab gehet, daran
hängt ein schwarzer Knopf. Im Untern feld ent-
stehen drey rothe flammen über sich, dergleichen
flammen eben mit solcher färb über auf den
weifsen Helm“ usw. Auch ich kann wie Nord-
hoff den Wappenbrief nur für eine fehlerhafte
deutsche Übersetzung des 17. wenn nicht gar
18. Jahrhunderts halten. Ob übrigens die von
David und Heinrich Cnoep geführten Siegel dem
Wappen des Briefes, das zunächst dem Johann
Cnoep verliehen war (vgl. meine Arbeit S. 48),
entsprechen, bedarf noch der Untersuchung.
Geisberg
In Heft 9 S. 263 dieser Zeitschrift ist bei
Besprechung der Waffensammlung des Fürsten
Reuß eines schweizer Dolches Erwähnung ge-
tan, auf dessen Scheide der Doppelselbstmord
eines Liebespaares dargestellt ist, sowie ein brül-
lender Löwe, dessen Bezeichnung als Löwe von
Luzern ja bereits die Schriftleitung mit einem ver-
stärkten Fragezeichen versehen hat. Die Abbil-
dung läfst die Darstellung leider nicht erkennen,
aber die Beschreibung allein genügt zur Fest-
stellung, dafs nur die Sage von Pyramos und
Thisbe gemeint sein kann. Pyramos erwartet
seine Geliebte Thisbe und glaubt sie von einem
auftretenden brüllenden Löwen zerrissen. Er tötet
sich mit dem Schwerte und Thisbe stürzt sich an
seiner Seite in das Schwert.
Die Sage wurde häufig von Kupferstechern
sowie kunstgewerblich verwertet. (Albrecht Alt-
dorfer Stich B. 44 und Holzschnitt B. 61. Lucas
von Leyden: Stich von 1512, Marc-Anton etc.)
Hans Stöcklein
Auf dem Internationalen Kongreß für histo-
rische Wissenschaften, der vom 6.—12. August
in Berlin tagen wird, ist von dem Organisations-
komitee auf Anregung des Schriftleiters dieser
Zeitschrift auch die historische Waffenkunde in
die Reihe besonders vertretener Spezialwissen-
schaften aufgenommen worden und zwar in
Sektion 8 (Historische Hilfswissenschaften). Der
Verein wird auf dem Kongrefs durch einen
offiziellen Delegierten vertreten sein, der in
unser Forschungsgebiet durch einen Vortrag ein-
führen wird. Die Mitglieder seien hierdurch auf
den Kongrefs, dessen reichhaltiges und inter-
essantes Programm durch seinen Schriftführer,
Dr. E. Caspar, Berlin W. 15, Kaiser-Allee 17, ver-
sandt wird, nachdrücklich hing-ewiesen, und es sei
der Wunsch ausgesprochen, dafs unsere junge
Wissenschaft durch eine recht stattliche Zahl von
Forschern und Freunden dort ihre Lebenskraft
beweisen möge. H.