Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

DOI Heft:
11. Heft
DOI Artikel:
Diener von Schönberg, Alfons: Das Fürstliche Zeughaus zu Schwarzburg: Festschrift zur Hauptversammlung des Vereins für historische Waffenkunde in Blankenburg 24. bis 26. Juni 1908
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0361

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
332

IV. BAND

A. DIENER-SCHÖNBERG, DAS FÜRSTLICHE ZEUGHAUS ZU SCHWARZBURG

vielmehr mit durch die nicht weniger als 17 mal geschobenen Schöfse ersetzt. — Ein zweites,
ebenfalls sehr gutes Stück ist der blanke halbe Harnisch (Katalog-Nr. 6, siehe Abb.). Als Helm
hat dieser eine sogenannte Zischägge, deren Glocke einige spangenartig' verlaufende Auftrei-
bungen zeigt. Unter dem Augenschirm sitzt das tief herabreichende Gittervisier, hinten ein viermal
geschobener Nackenschirm. Die Achseln sind fünfmal geschoben, Armzeug und Handschuhe weisen
nichts Ungewöhnliches auf. An dem Rücken sitzt ein fünfmal geschobener Gesäfsschutz, an der
flachen Brust fehlen auch hier die Bauchreifen. Dadurch erhält diese einen ungewöhnlich tiefen Sitz.
Die kurzen Schöfse sind neunmal geschoben, ein Kragenstück ist nicht vorhanden. — Die einzelnen
blanken Teile sind durch ein geschwärztes Band eingefafst, das aber wohl spätere Bearbeitung
sein dürfte. Die aulserordentlich zahlreich angebrachten blanken Nietköpfe sind von sehr dekora-
tiver Wirkung. Ob wir hier eine deutsche Arbeit vor uns haben, mag dahingestellt bleiben. Die
bogenförmige Ausschneidung der Geschübe, vor allem auch der Helm, machen vielmehr einen fast
orientalischen Eindruck. Vielleicht können wir in Ungarn den Ursprung des Harnisches suchen,
was durchaus nicht hindern würde, ihn trotzdem dem Grafen Ludwig Günther I. von Schwarzburg
(1581 — 1646) zuzuschreiben. — Zwei deutsche Tapulbrüste aus der Mitte des 16. Jahrhunderts sind
um des besonders schön und stark ausgebildeten Tapuls willen erwähnenswert. — Ein Stück von


86

ganz besonderer Eigenart ist der Halskragen aus geschwärztem Eisen (Katalog-Nr. 86, siehe Abb.).
Das 36 cm lange Vorderstück zeigt ein messingenes Mittelstück mit einem aufgerichteten und ge-
krönten Löwen und der Umschrift „IVSIVS EST DOMINVS 1632“. Darum ist zu lesen GVS1A.
ADOL. R. S. G. V. (Gustavus Adolphus Rex Suecorum Gothorum Vandalorumque), und darüber
IEHOVA. Dieses Wort wird gleichsam von zwei Engeln getragen. Aufser diesen und zwei halben
Frauengestalten trägt der Kragen noch Fruchtguirlanden und in seinem unteren Teile ein kleineres,
sehr gut ausgeführtes Relief des Heiligen Georg, den Drachen tötend, von den Buchstaben S G
(Sankt Georg) flankiert. Das Rückenstück zeigt eine Sonne mit Halbmond und Sternen und darüber die
Buchstaben VDMIE, was Ossbahr als Verbum Domini manet in (a)eternum erklärt. Der Rand beider
Teile ist mit zahlreichen schwarzen Nieten verziert. Die gut ausgeführten, gegossenen, ziselierten
und vergoldeten Ornamente heben sich von dem schwarzen Eisengrunde, auf den sie aufgenietet
sind, sehr wirkungsvoll ab; das Fig'ürliche in ihnen könnte vielleicht für Augsburger Herkunft
sprechen. Dafs sie von allem Anfänge an auf dem Kragen angebracht gewesen sind, ist ja keines-
falls anzunehmen. Denn der Besitzer, und als solchen müssen wir hier den grofsen Schwedenkönig
Gustav Adolf ansehen, auf den die Ornamente zwingend hinweisen, wird nimmermehr seinen eigenen
Namen und ihn selbst verherrlichende Symbole (Löwe = Löwe des Nordens, Hl. Georg) auf von ihm
selbst getragenen Stücken haben anbringen lassen. Die Annahme Ossbahrs, dafs der Kragen zwar
dem grofsen König'e gehört hat, dafs die Ornamente aber erst nach seinem lode (1632) angebracht
worden sind, um das Stück vor allen anderen hervorzuheben und die Erinnerung an seinen einstigen
Träger unauslöschlich festzuhalten -— diese Annahme trifft wohl durchaus das Richtige. Aullallend
ist nur, dafs in keinem der alten Inventafien dieses doch sehr bemerkenswerten Stückes Erwähnung
 
Annotationen