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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

DOI Heft:
11. Heft
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Diener von Schönberg, Alfons: Das Fürstliche Zeughaus zu Schwarzburg: Festschrift zur Hauptversammlung des Vereins für historische Waffenkunde in Blankenburg 24. bis 26. Juni 1908
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https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0363

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A. DIENER-SCHÖNBERG, DAS FÜRSTLICHE ZEUGHAUS ZU SCHWARZBURG

IV. BAND

geschieht. — Mehr ins Kostümliche fallend, aber Stücke von gröfster Seltenheit darstellend, sind zwei
morionförmige Hüte (Katalog-Nr. 1644 und 1646, siehe Abb.), die, aus Filz bestehend, mit schwarzem
Sammet überkleidet und mit Gold, Silber, Seide und Perlen bestickt sind. Beide zeigen die genaue
Form des Morions mit hohem Kamm und breiter Krempe. Der erstere zeigt auf Kamm und Krempe
ein reiches Arabeskenwerk, auf beiden Seiten ein nicht ganz klar zu deutendes Monogramm mit
einem A, das auf den Grafen Albrecht VII. (1537—1605) bezogen wird. Ein gleiches Exemplar ist
seinerzeit an das Germanische Museum abgegeben worden. — Der andere zeigt auf dem Kamme
Drachenornamente und auf der Seite in roter Seide ein Herz mit den Buchstaben W. E., die auf
Graf Wilhelm I. (1534—1597) unc^ seine Gemahlin Elisabeth geb. Gräfin Schlick (1550—1590) Bezug
haben sollen. Über dem Herzen liegt eine mit bunten Glasperlen besetzte Krone, hinter ihm ist
ein Pfeil mit einem Schwert gekreuzt. Seltsamer Weise werden diese Hüte in dem Inventare von
1713 als „gestückte Tournier-Mützen“ bezeichnet. — Einzig dastehend, Rarissima und Unika sind
ferner 13 Landsknechtshüte aus dem 16. Jahrhundert (Nr. 1631 bis 1643, siehe Abb.). Sie bestehen
aus starkem schwarzen Filz, sind zirka 22 cm hoch und haben eine breite Krempe, die an der Seite
hi einem charakteristischen kleinen Dreieck aufgeschlagen ist. Dafs diese ganz seltenen Hüte hier
in so reicher Anzahl vorhanden sind, ist wirklich ein einzigartiger Umstand, stammen doch auch die
im Germanischen Museum und auf der Veste Coburg befindlichen Exemplare gdeichfalls aus dem


1631 bis 1643

Schwarzburgischen Zeug'liause. Sehr bezeichnend ist es übrigens, dafs die alten Inventare sie als
,,Schweitzer-Hüte“ bezeichnen.
Unter dem Pferdezeug ragen drei Ivürifs-Sättel durch besonders schöne Arbeit hervor. Der
Sattel Nr. 280 (siehe Abb.), eine deutsche Arbeit um 1550, ist 44 cm hoch, 41 cm lang und 63 cm
breit. Die Eisenteile weisen als Schmuck zwischen zwei vertieften, vergoldeten Bändern ein er-
habenes, blankes Band auf, das mit viereckigen starken Nieten in Pyramidenform besetzt ist; wenn
es das Ornament erfordert, zeigen sie auch einen rhomboiden Grundrifs. In dem vergoldeten Bande
sind Laubwerk, Instrumente und Masken eingeätzt, vorn oben in der Mitte eine Sonne zwischen zwei
Flügeln. Das blanke Band zeig't nur Laubwerk in geschwärztem Grunde. Das Futter ist schwarzer
Sammet, der mit Goldfransen besetzt und von goldenen Steppschnüren durchzogen ist. - Der
Sattel Nr. 281 ist eine Arbeit von des grofsen Nürnberg'ers Kunz Lochners Hand, dessen. Marke sich
neben der Nürnberger Beschau findet. Er ist 41 cm hoch, 5° cm lang und 62 cm breit. Das blanke
Eisen ist’ durch breite geätzte Bänder, (die als Ornament nur Laubwerk aufweisen) in vergoldetem
Grunde verziert und schliefst in einem schnurartig g'edrehten Rande ab. Die Bekleidung besteht
in gelbem Sammet mit Silberstickerei, was zu dem blanken Eisen und seiner \ erg'oldung ausge-
zeichnet harmoniert. — Eine hervorragend schöne deutsche Arbeit aus dem Ende des 16. Jahi-
hunderts ist auch der Sattel Nr. 282 (siehe Abb.), der 48 cm hoch, 43 cm lang und 55 cm breit ist.
Die Eisenteile weisen einen aufserordentlich reichen Schmuck von g'eätztem Laubwerk in schwarzem
Grunde auf, auch die Nietköpfe sind geätzt. Der Vorderbogen zeigt aufserdem in der Mitte das
churpfälzische Wappen, und auf dem Hinterbogen befindet sich dasselbe Wappen zweimal in einem
Lorbeerkranze. Der kalottenförmige Aufsatz des Vorderbogens hatte wohl den Zweck, den Glied-
schirm zu ersetzen. Das Futter besteht aus schwarzem Sammet mit silbernen Schnüren. Aufser
 
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