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A. DIENER-SCHÖNBERG, DAS FÜRSTLICHE ZEUGHAUS ZU SCHWARZBURG
IV. BAND
krümmt, wir haben eine Sensenklinge vor uns. Die richtigste Bezeichnung wird also Kriegssense
mit rofsschinderartigem Hakenansatz sein. — Eine seltsame und schwer zu datierende Waffe ist
Nr. 767 (siehe Abb.). Wenn es überhaupt eine Waffe ist, dann kann man sie höchstens als Bauern-
waffe ansprechen. Die Arbeit ist durchaus roh und primitiv. Durch den Hals der zweischneidigen,
vorn kantigen Klinge, die gar keine richtige Schärfe aufweist, ist ein locker sitzendes Quereisen
gesteckt, das nach oben und unten in halbkreisförmige Bogen ausläuft. — Die Sammlung beherbergt
übrigens noch einige ähnliche Stücke. — Nr. 701 bringt einen von 25 Spiefsen zur Anschauung, die
Ossbahr als Springstecken bezeichnet. Das kurze, nur 16 cm lange und 4 cm breite Klingeneisen in
Dreiecksform ist über seiner Basis von 2 Löchern durchbrochen. Der Schaft ist durchschnittlich
2 m lang. Diese Spiefse wurden nach v. Döring von dem Schwarzburg-Reufsischen Regimente im
Spanischen Erbfolgekriege geführt und da auch Scharfschützenlanzen und Schweinsfedern genannt.
— Nr. 831 (siehe Abb.) hat eine gerade, dreikantige Stofskling-e und von dieser abzweigend drei ab-
wärts gebogene, scharfe Haken. Ossbahr bezeichnet sie wohl mit Recht als Otterstangen. — Eine
weitere Jagdwaffe aus dem Ende des 16. Jahrhunderts sehen wir in der Saufeder Nr. 1518 vor uns.
Die charakteristische Blattklinge ist mit einem festen Knebel versehen. Das Seltene an einer Sau-
feder (im Dresdner Historischen Museum ist an einer solchen allerdings Ähnliches der Fall) ist die
sehr schöne Verzierung in Gold- und Silbertausia. In Rankenornamenten zeigt sich ein Rund-
medaillon mit einem Reiter (St. Martin), darunter die Gestalt der Justitia, Engelfiguren und auch
zwei — Affen. — Auch eine Anzahl Lanzen zum Ring'elstechen sei erwähnt, von denen eine, Nr. 823,
hier abgebildet ist. Sie stammen aus dem 18. Jahrhundert, zeigen die übliche Form in verschiedenen
Variationen, haben aber alle nur eine Länge zwischen 2 und 2,35 m. Wahrscheinlich sind sie von
den Damen des Hofes beim Ringelstechen vom Schlitten aus benutzt worden. Sie sind teils blau-
gelb, teils bronzefarbig bemalt. — Von Prunk-Stangenwaffen sind zwei sehr schöne Exemplare vor-
handen. Die Partisane Nr. 5663) ist mit sehr tiefer und schöner Ätzung verziert. Im Mittelstück
zeigt sie das Wappen des Grafen Paris Lodron, der 1619—1653 Erzbischof von Salzburg war, da-
neben findet sich in geschmackvollem Laubwerk die Jahreszahl 1620. Wir haben also eine der
Paradewaffen der erzbischöflichen Trabanten am Hofe von Salzburg' vor uns, über die uns Baron
3) Diese, sowie die folgende Nummer, ist zwar an der Waffe angebracht, im Kataloge ist aber unter der gleichen
Ziffer etwas anderes verzeichnet.
A. DIENER-SCHÖNBERG, DAS FÜRSTLICHE ZEUGHAUS ZU SCHWARZBURG
IV. BAND
krümmt, wir haben eine Sensenklinge vor uns. Die richtigste Bezeichnung wird also Kriegssense
mit rofsschinderartigem Hakenansatz sein. — Eine seltsame und schwer zu datierende Waffe ist
Nr. 767 (siehe Abb.). Wenn es überhaupt eine Waffe ist, dann kann man sie höchstens als Bauern-
waffe ansprechen. Die Arbeit ist durchaus roh und primitiv. Durch den Hals der zweischneidigen,
vorn kantigen Klinge, die gar keine richtige Schärfe aufweist, ist ein locker sitzendes Quereisen
gesteckt, das nach oben und unten in halbkreisförmige Bogen ausläuft. — Die Sammlung beherbergt
übrigens noch einige ähnliche Stücke. — Nr. 701 bringt einen von 25 Spiefsen zur Anschauung, die
Ossbahr als Springstecken bezeichnet. Das kurze, nur 16 cm lange und 4 cm breite Klingeneisen in
Dreiecksform ist über seiner Basis von 2 Löchern durchbrochen. Der Schaft ist durchschnittlich
2 m lang. Diese Spiefse wurden nach v. Döring von dem Schwarzburg-Reufsischen Regimente im
Spanischen Erbfolgekriege geführt und da auch Scharfschützenlanzen und Schweinsfedern genannt.
— Nr. 831 (siehe Abb.) hat eine gerade, dreikantige Stofskling-e und von dieser abzweigend drei ab-
wärts gebogene, scharfe Haken. Ossbahr bezeichnet sie wohl mit Recht als Otterstangen. — Eine
weitere Jagdwaffe aus dem Ende des 16. Jahrhunderts sehen wir in der Saufeder Nr. 1518 vor uns.
Die charakteristische Blattklinge ist mit einem festen Knebel versehen. Das Seltene an einer Sau-
feder (im Dresdner Historischen Museum ist an einer solchen allerdings Ähnliches der Fall) ist die
sehr schöne Verzierung in Gold- und Silbertausia. In Rankenornamenten zeigt sich ein Rund-
medaillon mit einem Reiter (St. Martin), darunter die Gestalt der Justitia, Engelfiguren und auch
zwei — Affen. — Auch eine Anzahl Lanzen zum Ring'elstechen sei erwähnt, von denen eine, Nr. 823,
hier abgebildet ist. Sie stammen aus dem 18. Jahrhundert, zeigen die übliche Form in verschiedenen
Variationen, haben aber alle nur eine Länge zwischen 2 und 2,35 m. Wahrscheinlich sind sie von
den Damen des Hofes beim Ringelstechen vom Schlitten aus benutzt worden. Sie sind teils blau-
gelb, teils bronzefarbig bemalt. — Von Prunk-Stangenwaffen sind zwei sehr schöne Exemplare vor-
handen. Die Partisane Nr. 5663) ist mit sehr tiefer und schöner Ätzung verziert. Im Mittelstück
zeigt sie das Wappen des Grafen Paris Lodron, der 1619—1653 Erzbischof von Salzburg war, da-
neben findet sich in geschmackvollem Laubwerk die Jahreszahl 1620. Wir haben also eine der
Paradewaffen der erzbischöflichen Trabanten am Hofe von Salzburg' vor uns, über die uns Baron
3) Diese, sowie die folgende Nummer, ist zwar an der Waffe angebracht, im Kataloge ist aber unter der gleichen
Ziffer etwas anderes verzeichnet.