11. HEFT
A. DIENER-SCHÖNBERG, DAS FÜRSTLICHE ZEUGHAUS ZU SCHWARZBURG
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Potier (in dieser Zeitschrift Bd. III, S. 282 f.) in einem eingehenden Artikel unterrichtet hat, und das
uns hier vorliegende Stück entspricht in allen Einzelheiten vollkommen genau demjenigen, von dem
uns Potier a. a. O. auf Tafel I unter Nr. 3 eine Abbildung gibt.
Die andere Prunkwaffe ist eine Helmbarte (Nr. 435, siehe Abb.), die ebenfalls reiche Atzung
aufweist. Plier läuft das Rankenwerk auch auf der Stofsklinge hin. Der Bartenteil trägt das mit
dem Churhute belegte Wappen von Churbayern (Feld 1 und 4 die Wecken, Feld 2 und 3 der
Pfälzische Löwe; darauf ein Plerzschild mit dem Reichsapfel), der rückwärtige die Buchstaben
MI CHI B (Maximilian Joseph Churfürst, Herzog in Bayern), und aufserdem zeigt der Ansatz der
Stofsklinge die Jahreszahl 1762. Das Wappen weist noch einige Spuren einstiger Vergoldung auf.
Zwei durchaus gleiche Exemplare dieser Waffe beherbergt das Plistorische Museum zu Dresden. —
Weiter sehen wir in Nr. 694 (siehe Abb.) eine sehr schöne Berdiche des 16. Jahrhunderts. Die 83 cm
lange und 20 cm breite, beilartige Klinge ist an ihrem Rücken so durchlocht und ausgezackt, dafs
diese Durchbrechung förmlich an ein Spitzenmuster gemahnt. Oben ist sie mit spiralförmig ge-
15 3 9
499
308 297 2 c
300 301
1378
schnittenen Nägeln, unten mit Lederriemen, welche eine Verlängerung des Eisens um-
schliefsen, an dem 1,49 m langen, vierkantigen Schafte befestigt, der weiter unten in
einer Verdickung noch 3 Einkerbungen für die Hand aufweist. Interessant ist, dafs das
Inventar von 1713 hierzu sagt: „Ein moskowitischer halber Mond (1726 „Moskowitischer
Pertusch“), so bey ihm ein Esponton bedeutet“. Die russische Herkunft dieser Waffenart
und ihr Charakter als Trabantenwaffe ist damit deutlich gekennzeichnet.
Von Streitkolben usw. ist wenig vorhanden. Durch seine Schwere fällt der Pusikan Nr. 696
(siehe Abb.) auf. Die hölzerne Schlagkugel ist mit rotem und grünem Sammet bezogen gewesen,
von dem aber nur wenige Reste übrig geblieben sind, und dicht mit schwerem, kantigen Nägeln be-
schlagen; ihr Durchmesser beträgt 13 cm. 17. Jahrhundert. Wahrscheinlich ist dies einer von den zwei
„ 1 artarischen Pusicanen“, die das Inventar von 1726 aufzählt. — Eine Streitaxt, angeblich polnischer
Herkunft, zeigt die Abbildung Nr. 1539. Die mit geschnittenen Ornamenten verzierte Beilklinge ist
stark nach abwärts gekrümmt und hat auf der der Schneide entgegengesetzten Seite einen kurzen
Hammer. Der braune Schaft ist reich mit Bein eingelegt, das Blumenranken darstellt, die von
zahlreichen Beinstiften umgeben sind. Dazwischen befinden sich in gleichmäfsigen Abständen Perl-
mutterrosetten, und auch einige Beinplatten, auf denen Hunde und Hasen graviert sind. — „Faust-
hammer mit Schiefsvorrichtung“ nennt der Katalog die Nr. 1378 (siehe Abb.). Das Ganze ist 1,05 m
lang, das Rohr 56 cm. Der Hammer setzt sich an seiner rückwärtigen Seite in eine kurze, leicht
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A. DIENER-SCHÖNBERG, DAS FÜRSTLICHE ZEUGHAUS ZU SCHWARZBURG
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Potier (in dieser Zeitschrift Bd. III, S. 282 f.) in einem eingehenden Artikel unterrichtet hat, und das
uns hier vorliegende Stück entspricht in allen Einzelheiten vollkommen genau demjenigen, von dem
uns Potier a. a. O. auf Tafel I unter Nr. 3 eine Abbildung gibt.
Die andere Prunkwaffe ist eine Helmbarte (Nr. 435, siehe Abb.), die ebenfalls reiche Atzung
aufweist. Plier läuft das Rankenwerk auch auf der Stofsklinge hin. Der Bartenteil trägt das mit
dem Churhute belegte Wappen von Churbayern (Feld 1 und 4 die Wecken, Feld 2 und 3 der
Pfälzische Löwe; darauf ein Plerzschild mit dem Reichsapfel), der rückwärtige die Buchstaben
MI CHI B (Maximilian Joseph Churfürst, Herzog in Bayern), und aufserdem zeigt der Ansatz der
Stofsklinge die Jahreszahl 1762. Das Wappen weist noch einige Spuren einstiger Vergoldung auf.
Zwei durchaus gleiche Exemplare dieser Waffe beherbergt das Plistorische Museum zu Dresden. —
Weiter sehen wir in Nr. 694 (siehe Abb.) eine sehr schöne Berdiche des 16. Jahrhunderts. Die 83 cm
lange und 20 cm breite, beilartige Klinge ist an ihrem Rücken so durchlocht und ausgezackt, dafs
diese Durchbrechung förmlich an ein Spitzenmuster gemahnt. Oben ist sie mit spiralförmig ge-
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308 297 2 c
300 301
1378
schnittenen Nägeln, unten mit Lederriemen, welche eine Verlängerung des Eisens um-
schliefsen, an dem 1,49 m langen, vierkantigen Schafte befestigt, der weiter unten in
einer Verdickung noch 3 Einkerbungen für die Hand aufweist. Interessant ist, dafs das
Inventar von 1713 hierzu sagt: „Ein moskowitischer halber Mond (1726 „Moskowitischer
Pertusch“), so bey ihm ein Esponton bedeutet“. Die russische Herkunft dieser Waffenart
und ihr Charakter als Trabantenwaffe ist damit deutlich gekennzeichnet.
Von Streitkolben usw. ist wenig vorhanden. Durch seine Schwere fällt der Pusikan Nr. 696
(siehe Abb.) auf. Die hölzerne Schlagkugel ist mit rotem und grünem Sammet bezogen gewesen,
von dem aber nur wenige Reste übrig geblieben sind, und dicht mit schwerem, kantigen Nägeln be-
schlagen; ihr Durchmesser beträgt 13 cm. 17. Jahrhundert. Wahrscheinlich ist dies einer von den zwei
„ 1 artarischen Pusicanen“, die das Inventar von 1726 aufzählt. — Eine Streitaxt, angeblich polnischer
Herkunft, zeigt die Abbildung Nr. 1539. Die mit geschnittenen Ornamenten verzierte Beilklinge ist
stark nach abwärts gekrümmt und hat auf der der Schneide entgegengesetzten Seite einen kurzen
Hammer. Der braune Schaft ist reich mit Bein eingelegt, das Blumenranken darstellt, die von
zahlreichen Beinstiften umgeben sind. Dazwischen befinden sich in gleichmäfsigen Abständen Perl-
mutterrosetten, und auch einige Beinplatten, auf denen Hunde und Hasen graviert sind. — „Faust-
hammer mit Schiefsvorrichtung“ nennt der Katalog die Nr. 1378 (siehe Abb.). Das Ganze ist 1,05 m
lang, das Rohr 56 cm. Der Hammer setzt sich an seiner rückwärtigen Seite in eine kurze, leicht
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