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A. DIENER-SCHÖNBERG, DAS FÜRSTLICHE ZEUGHAUS ZU SCHWARZBURG
IV. BAND
Bidenhänder Vorkommen. Dafs daneben noch die Nachahmung einer Mailänder Marke gesetzt ist,
ist gerade für Solingen charakteristisch. Das Gefäfs (siehe Abb.) weist einen sehr schönen, ver-
goldeten Eisenschnitt auf. Der runde Knauf zeigt ein geflochtenes Muster, und dasselbe Ornament
wiederholt sich an sechs kleineren Kugeln, mit denen die Parierstange, der Griffbügel und die mit
diesem verbundenen Parierbügel verziert sind. — Die gleiche Verquickung von italienisch anmutenden
Bezeichnungen mit dem Solinger S zeigt die Klinge des Degens Nr. 317. Sie ist 1,07 m lang und
trägt auf dem Ansätze die Inschrift „S PECENINE S“, dazu eine skorpionähnliche Marke, die Ossbahr
auf ein Mitglied der Klingenschmiede-Familie Meigen deutet. Das Gefäfs (siehe Abb.) weist sehr
reizvolle Motive in hoher Silbertausia auf, mit der der ovale Knauf, die gerade Parierstange, der
Griffbügel und das übrige Spangenwerk verziert ist. — Die 82,5 cm lange Klinge des Degens
Nr. 318 (siehe Abb. auf S. 339) trägt auf dem Ansätze als Marke einen „König mit Schwert“, aufserdem
die Inschrift „FIDE SED CVI VIDE c/) “. Vielleicht hat diese Beziehungen zu Churfürst Christian I. von
Sachsen, der diesen Spruch oft als Devise führte. Das Eisen des Gefäfses ist vergoldet und mit einge-
stanzten Laubornamenten geschmückt. Der birnenförmige Knauf ist achtkantig, der Griff ausgekehlt
und mit Messing umsponnen. Die S-förmige Parierstange bildet mit dem dreifachen Faustschutzbügel
schon eine Art Korb, die nach abwärts gekehrten Parierbügel sind durch eine durchbrochene, stich-
blattartig'e Füllung geschlossen. — Während diese drei Degen etwa um 1600 anzusetzen sind, ist der
316 311 317 3G 312
folgende (Nr. 320, siehe Abb.) etwa 3 Jahrzehnte später zu datieren. Die gebläute Kling'e trägt in
Ätzung von ausgezeichneter Schönheit Reiterbilder von Ludwig XIII. von Frankreich, Herzog
Bernhard von Sachsen-Weimar, dem Kanzler Graf Axel Oxenstierna, König Gustav Adolph von
Schweden, Herzog Johann Georg von Sachsen und Herzog Gaston von Bourbon. Die einzelnen
Bilder sind durch Bänder getrennt, die eine entsprechende, erklärende Inschrift tragen. Aufserdem
trägt die Klinge in Ätzung, was nicht ganz gewöhnlich ist, die Marke des Soling'ers Clemens Horn.
Der Knauf, Griffbügel und das ausgeschnittene Stichblatt sind geschnitten und mit prächtiger
Silbertauschierung geschmückt, die ein Rosenornament darstellt. Der hölzerne Griff, mit sich
kreuzenden Kehlungen, ist äufserst fein mit Silberdrahtgeflecht umsponnen, wie denn das Ganze
eine aufserordentlich zierliche und geschmackvolle Arbeit ist. —- Eine schöne Klinge mit g-eätzten
Blumenornamenten, der Marke des Cornelius Wundes und der Inschrift „ME FECII SOLINGEN“
besitzt auch der Degen Nr. 321. Das Gefäfs ist durch geschwärzten Eisenschnitt geschmückt. —
Die Degen, Katalog-Nr. 325 bis 548, also nicht weniger als 224 Stück, haben sämtlich Klingen
Solinger Ursprungs und sind nach Ossbahr wahrscheinlich alle 1623 geliefert worden, als die Grafen
von Schwarzburg einige Fähnlein Fufsvolk gegen Freibeuter und Ligatruppen ausrüsteten. Unter
ihnen, namentlich unter den an der Holzbrüstung des ersten Stockwerks angebrachten, haben wir
wohl auch die 93 „Degen mit Maulkörben“ (!) zu suchen, die das Inventar von 1726 anführt. Der
Ausdruck „Maulkörbe“ würde wenigsten das Gefäfs dieser Degen, das einen aus Parierstange,
Faustschutzbügel, Parierspangen und „Eselshuf“ gebildeten förmlichen Korb darstellt, etwas seltsam,
aber treffend bezeichnen. Die Klingen, in ihrer Hauptform alle gleich und nur in ihrer Gröfse und
dem Schliff variierend, trag'en verschiedene Marken, den Königskopf, Mohrenkopf, Reichsapfel usw.
Dazu Nachahmungen von spanischen Marken und auch solche des Passauer W olfes. Der durch
A. DIENER-SCHÖNBERG, DAS FÜRSTLICHE ZEUGHAUS ZU SCHWARZBURG
IV. BAND
Bidenhänder Vorkommen. Dafs daneben noch die Nachahmung einer Mailänder Marke gesetzt ist,
ist gerade für Solingen charakteristisch. Das Gefäfs (siehe Abb.) weist einen sehr schönen, ver-
goldeten Eisenschnitt auf. Der runde Knauf zeigt ein geflochtenes Muster, und dasselbe Ornament
wiederholt sich an sechs kleineren Kugeln, mit denen die Parierstange, der Griffbügel und die mit
diesem verbundenen Parierbügel verziert sind. — Die gleiche Verquickung von italienisch anmutenden
Bezeichnungen mit dem Solinger S zeigt die Klinge des Degens Nr. 317. Sie ist 1,07 m lang und
trägt auf dem Ansätze die Inschrift „S PECENINE S“, dazu eine skorpionähnliche Marke, die Ossbahr
auf ein Mitglied der Klingenschmiede-Familie Meigen deutet. Das Gefäfs (siehe Abb.) weist sehr
reizvolle Motive in hoher Silbertausia auf, mit der der ovale Knauf, die gerade Parierstange, der
Griffbügel und das übrige Spangenwerk verziert ist. — Die 82,5 cm lange Klinge des Degens
Nr. 318 (siehe Abb. auf S. 339) trägt auf dem Ansätze als Marke einen „König mit Schwert“, aufserdem
die Inschrift „FIDE SED CVI VIDE c/) “. Vielleicht hat diese Beziehungen zu Churfürst Christian I. von
Sachsen, der diesen Spruch oft als Devise führte. Das Eisen des Gefäfses ist vergoldet und mit einge-
stanzten Laubornamenten geschmückt. Der birnenförmige Knauf ist achtkantig, der Griff ausgekehlt
und mit Messing umsponnen. Die S-förmige Parierstange bildet mit dem dreifachen Faustschutzbügel
schon eine Art Korb, die nach abwärts gekehrten Parierbügel sind durch eine durchbrochene, stich-
blattartig'e Füllung geschlossen. — Während diese drei Degen etwa um 1600 anzusetzen sind, ist der
316 311 317 3G 312
folgende (Nr. 320, siehe Abb.) etwa 3 Jahrzehnte später zu datieren. Die gebläute Kling'e trägt in
Ätzung von ausgezeichneter Schönheit Reiterbilder von Ludwig XIII. von Frankreich, Herzog
Bernhard von Sachsen-Weimar, dem Kanzler Graf Axel Oxenstierna, König Gustav Adolph von
Schweden, Herzog Johann Georg von Sachsen und Herzog Gaston von Bourbon. Die einzelnen
Bilder sind durch Bänder getrennt, die eine entsprechende, erklärende Inschrift tragen. Aufserdem
trägt die Klinge in Ätzung, was nicht ganz gewöhnlich ist, die Marke des Soling'ers Clemens Horn.
Der Knauf, Griffbügel und das ausgeschnittene Stichblatt sind geschnitten und mit prächtiger
Silbertauschierung geschmückt, die ein Rosenornament darstellt. Der hölzerne Griff, mit sich
kreuzenden Kehlungen, ist äufserst fein mit Silberdrahtgeflecht umsponnen, wie denn das Ganze
eine aufserordentlich zierliche und geschmackvolle Arbeit ist. —- Eine schöne Klinge mit g-eätzten
Blumenornamenten, der Marke des Cornelius Wundes und der Inschrift „ME FECII SOLINGEN“
besitzt auch der Degen Nr. 321. Das Gefäfs ist durch geschwärzten Eisenschnitt geschmückt. —
Die Degen, Katalog-Nr. 325 bis 548, also nicht weniger als 224 Stück, haben sämtlich Klingen
Solinger Ursprungs und sind nach Ossbahr wahrscheinlich alle 1623 geliefert worden, als die Grafen
von Schwarzburg einige Fähnlein Fufsvolk gegen Freibeuter und Ligatruppen ausrüsteten. Unter
ihnen, namentlich unter den an der Holzbrüstung des ersten Stockwerks angebrachten, haben wir
wohl auch die 93 „Degen mit Maulkörben“ (!) zu suchen, die das Inventar von 1726 anführt. Der
Ausdruck „Maulkörbe“ würde wenigsten das Gefäfs dieser Degen, das einen aus Parierstange,
Faustschutzbügel, Parierspangen und „Eselshuf“ gebildeten förmlichen Korb darstellt, etwas seltsam,
aber treffend bezeichnen. Die Klingen, in ihrer Hauptform alle gleich und nur in ihrer Gröfse und
dem Schliff variierend, trag'en verschiedene Marken, den Königskopf, Mohrenkopf, Reichsapfel usw.
Dazu Nachahmungen von spanischen Marken und auch solche des Passauer W olfes. Der durch