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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]; Verein für Historische Waffenkunde [Contr.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

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11. Heft
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Diener von Schönberg, Alfons: Das Fürstliche Zeughaus zu Schwarzburg: Festschrift zur Hauptversammlung des Vereins für historische Waffenkunde in Blankenburg 24. bis 26. Juni 1908
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https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0374

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11. HEFT

A. DIENER-SCHÖNBERG, DAS FÜRSTLICHE ZEUGHAUS ZU SCHWARZBURG

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das nahe Beisammensein des Passauer und Solinger Wolfes in der Sammlung sehr erleichterte
Vergleich der beiden Marken ist aufserordentlich lehrreich. Einige dieser Solinger Degen veran-
schaulichen die Abbildungen der Stücke Nr. 402, 405, 499, 522 und 532. — Zwei hervorragende Bei-
spiele künstlerischen Eisenschnittes bringen die Gefäfse der Degen Nr. 311 und 323 (siehe Abb.)
zur Anschauung. Der Knauf von Nr. 311 trägt vier Kriegermasken auf muschelartigem Eiinter-
grunde. Die leicht S-förmig gebogene Parierstange endet in kleinen Köpfen und ist ebenso wie
das eselshufähnliche Spangenwerg und der Griffbügel in edlem Rankenmotiv geschnitten. Das
Ende des Griffbügels, der leicht abgebogen ist, ziert wieder eine kleine groteske Figur. Der Griff
ist mit versilbertem Kupferdraht umflochten und etwas abgenützt. Das Ganze wirkt jetzt in den
Farben schwarz und gold, ist ursprünglich aber wohl ganz vergoldet gewesen. Mit Recht be-
zeichnet Ossbahr diese italienische Arbeit aus der Mitte des 16. Jahrhunderts (die Klinge trägt aufser
einer Marke die Aufschrift „DOMINICVS ME FECIT“) als eine der gröfsten Zierden der Sammlung.
— Aber eine im Bezug auf den Eisenschnitt ebenbürtige Arbeit aus der zweiten Hälfte des 17. Jahr-
hunderts ist das Gefäfs des Degens Nr. 323 (siehe Abb.). Der in die Parierstange übergehende
Griffbügel zeigt Kriegergestalten und Tierköpfe, der Knauf eine Reiterszene. Eine aufserordentlich


1503 J504 1513 323 323 1537

lebendig anmutende Reiterschlacht ist auch auf dem glockenförmig gebogenen Stichblatte (siehe
Abb.) geschnitten, und zwar in der Weise, dafs die Darstellung auf der äufseren Seite erhaben,
auf der inneren vertieft erscheint. — Eine sehr schöne Tausia-Arbeit zeigt das Gefäfs des Degens
Nr. 312, dessen 1,08 m lange Klinge eine italienische, wohl mailändische Marke trägt, und des
dazugehörigen Dolches Nr. 313 (siehe Abb.). Der Griff des Degens ist birnenförmig und kantig,
der Knauf eichelartig geformt. Die gerade Parierstange ist mit doppelten Parierringen und Parier-
bügeln verbunden. Der Griff des Dolches ist leicht konisch geformt und schliefst in einem ovalen
Knaufe, der vier Auskehlungen aufweist. Die Parierstange ist stark nach abwärts gebogen und
trägt einen kleinen Parierring. Der Ansatz der Dolchklinge sowie die Gefäfse beider Waffen sind
mit reichem, dichtem Rankenwerk in Gold- und Silber-Tausia geschmückt, die durch das lichte
Grau des Eisens einen eigenartigen Reiz erhält. — Diese gute, italienische Arbeit gehört dem Ende
des 16. Jahrhunderts an. — Auch eine interessante Schwertscheide sei nicht vergessen (Nr. 1537,
siehe Abb.). Diese, dem 16. oder 17. Jahrhundert entstammend und jedenfalls ungarisch, ist 90 cm
lang und verläuft in gerader Linie, wobei sich ihre Breite von 7 auf 4 cm verringert. Sie besteht
aus Holz, ist mit Leder bezogen und mit einer Besteckscheide versehen. Anstelle eines Mund-
bleches befindet sich ein dickes Geflecht aus Lederriemchen. Besonders interessant, und für die
Entwicklung desselben charakteristisch, ist aber das Ortband, das hier durch ein einfaches Stück ge-
bogenen Eisens, etwa in Form einer 6, g-ebildet wird. — Unter den Jagdwaffen finden sich auch
zwei schöne Schweinsschwerter aus dem Anfänge des 16. Jahrhunderts (Nr. 1501 und 1502, siehe Abb.
S. 338). Die sich in der Mitte verdickenden Griffe mit runden Knäufen und einfacher Parierstange
 
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