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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

DOI issue:
11. Heft
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Diener von Schönberg, Alfons: Das Fürstliche Zeughaus zu Schwarzburg: Festschrift zur Hauptversammlung des Vereins für historische Waffenkunde in Blankenburg 24. bis 26. Juni 1908
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https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0381

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352

A. DIENER-SCHÖNBERG, DAS FÜRSTLICHE ZEUGHAUS ZU SCHWARZBURG

IV. BAND

Gleich die Büchse Nr. 900 (siehe Abb.) ist ein ganz erlesenes Stück. Der 90 cm lange Lauf
verläuft zunächst achteckig und dann rund, und ist an dem Übergange zum runden Teile sowie
an der Mündung mit einem Bande von graviertem Messing belegt. Er ist mit A. G. 1595 bezeichnet
und trägt aufserdem eine Beschaumarke in Form eines Adlers. Die Seele zeigt sechs Züge, das
Kaliber beträgt 19 mm. Das Rad liegt auf der äufseren Seite des Schlofsblechs, ist aber durch
eine sehr schön gearbeitete Messingdecke geschützt, auf welcher der von zwei Löwen gehaltene
sächsische Rautenschild dargestellt ist. Der Druckknopf des Pfannenschiebers ist durch einen in
Messing geschnittenen Engelskopf gebildet, und ein ganz ähnlicher Kopf bildet auch den Knopf
der Schiebersicherung, welche — hier bemerkenswert früh auftretend! — den Fufs des Abzuges
festlegt. Der kräftig gehaltene Hahn ist reich graviert und mit einem sehr schön in Messing aus-
geführten Puttenkopfe geschmückt. Den reichsten Schmuck weist aber die Schäftung auf, die in
geschmackvollster Weise mit Elfenbein intarsiert ist: In dichtem üppigen Rankenwerk sitzen Vögel
von allerlei Gestalt, auch einige Rosetten sind angebracht und ein verschlungenes Band kehrt
mehrfach wieder, namentlich am Kolben, dessen linke Seite unsere zweite Abbildung zur An-
schauung' bringt. Die Bezeichnung G. R. 95., die sich auf einer Elfenbeinplatte unterhalb der Plahn-
feder befindet, dürfte das Monogramm des Schäfters dieses Prachtstückes enthalten. — Einen Lauf
von ganz gleicher Art, nur in den Mafsen etwas gröfser und G. D. 1595 bezeichnet, sowie ein sehr


901 1218 905

ähnliches Radschlofs, das ebenfalls in Messing geschnittene Verzierungen trägt, hat die Büchse
Nr. 901, von der wir ebenfalls zwei Abbildung-en bringen (siehe auch S. 340). Der Schaft ist mit
graviertem Bein eingelegt, aber nicht ganz so reich und zierlich wie bei Nr. 900. In das derber ge-
haltene Rankenwerk eingestreut sehen wir eine Sphinx, Vögel, Delphine, Masken und Engelsköpfe.
Eine ruhig gehaltene Kante schliefst das Rankenwerk am Kolben ein. — Das Schlofs hat übrigens
hier die gewöhnliche Hebelsicherung, und der Griffbügel zeigt im Unterschiede zu dem glatten von
Nr. 900, die bekannten Einbuchtungen für die letzten drei Finger der rechten Pland. — Die Hand des
Meisters, der Nr. 900 geschäftet hat, erkennen wir aber deutlich wieder in den kleinen Büchsen
Nr. 902 und 903 (siehe Abb.). Hier wie dort finden wir dasselbe zierliche und dichte Laubwerk in
Elfenbein-Intarsia, in dem allerlei Vögel, bei Nr. 902 auch einige Figuren, mit viel Sinn für dekorative
Wirkung eingestreut sind; auch hier wird diese Wirkung durch ruhige Bänder gehoben, die an
allen Kanten der Schäftung entlanglaufen. Aber die gedrungene Form des deutschen Kolbens ist
hier bedeutend gemildert durch einen stark ausgeprägten Kolbenhals. Überhaupt zeigt namentlich
Nr. 903, dafs man sich eifrig damit bemühte, dem Kolben eine handlichere Form zu geben, denn
hier sind zwei Möglichkeiten für die Haltung der rechten Hand vorhanden. Die eine ist durch drei
Einkerbungen im Schafte hinter dem Abzüge gegeben; legte man da die Finger an, so konnte
man den Kolbenhals vollständig- umspannen, was vielleicht auch ein Führen der Waffe mit nur
einer Hand nach Art eines Faustrohres (die ganze Länge beträgt nur 79,5 cm!) ermöglichte. Die
andere Möglichkeit der Handhabung' wurde dadurch geg'eben, dafs man den unteren Teil des nur
einen Viertel-Kreisbogen langen Griffbügels nach hinten klappte. Da diese \ erlängerung auch diei
Einbuchtungen zeig't, wurde dadurch ein langer Griffbügel, der sonst gebräuchlichen Form ähnlich,
 
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