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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

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12. Heft
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Stöcklein, Hans: Eine bisher unbekannte Augsburger Ätzerfamilie
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https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0413

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384

H. STÖCKLEIN, EINE BISHER UNBEKANNTE AUGSBURGER ÄTZERFAMILIE

IV. BAND

und Rüstungsteilen, eine Trommel und eine Hand-
orgel.
Zeit der Anfertigung des Harnisches um 1570.
Der Plattner hat seine Marke S R zweimal
eingeschlagen, in der Mitte des unteren Krag'en-
randes, sowie des oberen Randes der Brust. (Abb. 2.)
Die gleiche Marke fand ich bis jetzt nur auf
dem Ellbogenverstärkungsstück G382 des Musee
d’Armee in Paris (Katalog Musee d’Artillerie 1901,


Abb. 1.

II, G 382. Marke 23). Die Direktion des Musee
d’ Armee hatte auf meine Anfrage die aufser-
ordentliche Güte das Stück photographieren zu
lassen. (Abb. 3.)
Aus dem Vergleich ergibt es sich, dafs die
Marken gleich sind, also der gleiche Plattner in
Frage kommt. Die Ätzung g-ehört einer anderen
Harnischgarnitur an, zeigt aber auch den Augs-
burger Stil. Der Pariser Katalog behauptet, dafs die
S Ä
Abb. 2.
Marke von Sigismond Rosenberger oder Rochen-
berger (!) sei, eine Angabe, die sich wohl nur auf
den Gleichlaut der Anfangsbuchstaben stützt. Denn
die festgestellte Marke des Sigmund Rockenberger
S RW im Katalog' des Historischen Museums
Dresden S. 35 sieht ganz anders aus. Böheim,
Meister der Waffenschmiedekunst S. 182, weist das
Pariser Stück ebenfalls irrtümlich dem Sigmund
Rockenberger zu.

Demmin S. 1008 gibt die Buchstaben SR einem
Meister (Simon) Reibon in Dresden, von dem mir
bisher nichts bekannt ist.
Der Ätzer zeichnet auf der linken Seite des
unteren Halsringgeschübes auf einem, an den Enden
eingerollten Schriftband mit seinem vollen Namen
Hans Holzman.
(Abb. 4.) Da der Stil des Harnisches auf Augs-
burg deutete, forschte ich nach Trägern dieses
Namens und fand reiche Ausbeute.
Hans Holzman wird 1562 sowie 1568 in den
Steuerbüchern im Augsburger Stadtarchiv er-
wähnt. Weiteres läfst sich zunächst ohne zeit-
raubende Archivarbeit nicht feststellen.


Abb. 3.

Ulrich Holzmann,
1534 selbständig steuernder Bürger
(Steuerbuch Stadt Archiv3),
2. IV. 1536 erhält die Malergerechtigkeit
(Vischer2),
7. VII. 1542 stellt seinen ehelichen SohnBarnabas
als Tehrknaben vor (Vischer),
4. XI. 1543 stellt Jörg Stromair als Lehrknaben
vor (Vischer),
9. XII. 1543 stellt Johannes Wiedenman als
Lehrknaben vor (Vischer),
28. XII. 1544 stellt Michael Rasst als Lehrknaben
vor (Vischer),
8. IV. 1548 stellt Jörg Danner als Lehrknaben
vor (Vischer),
(als Dichter genannt (Zeitschrift des
) Historischen Vereins von Schwaben
I^1 und Neuburg 19, S. 4),
1562 im Steuerbuch genannt (Stadt
Archiv),
1568 Ulrichs Wittib genannt (Steuerbuch
Stadt Archiv).

1) Die Auszüge aus den Steuerbüchern verdanke ich
der gütigen Mitteilung des städt. Archivars, Herrn Dr. Dirr.
2) Robert Vischer. Studien zur Kunstgeschichte.
Stuttgart 1886, S. 478.
 
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