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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

DOI Heft:
12. Heft
DOI Artikel:
Stöcklein, Hans: Eine bisher unbekannte Augsburger Ätzerfamilie
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https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0415

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386

H. STÖCKLE1N, EINE BISHER UNBEKANNTE AUGSBURGER ÄTZERFAMILIE

IV. BAND

Fassen wir nun diese Nachrichten zusammen,
so ergibt sich daraus folgendes:
Als Ätzmaler sind ausdrücklich genannt Hans,
Ulrich und Daniel, wahrscheinlich auch Barnabas
als Schüler seines Vaters Ulrich. Der Plattner
Dionys stellt eine weitere Verbindung mit dem
Waffenhandwerk her. Als Maler werden genannt
Ulrich, Barnabas und Daniel, die gleichen drei
sind auch als Dichter tätig gewesen. Wenn nun
auch zunächst nur zwischen Ulrich und Barnabas
ein VerwandschaftsVerhältnis festgestellt ist, so
ist der Schlufs, die eben Genannten gehören wahr-


Abb. 7.

scheinlich einer Familie an, wohl nicht unberechtigt.
Zu den hervorragenden Meistern gehören sie alle
nicht, trotz oder vielmehr eben wegen ihrer Viel-
seitigkeit.
Waren sie doch Bürger in der Stadt der
Fugger, im stolzen Augsburg, durch welches sich
wie durch eine Schleuse der Strom des Humanismus
aus Italien über ganz Deutschland ergofs. Sie
begnügten sich nicht mehr mit der Ausübung ihres
erlernten Handwerks, sondern betätigten nebenbei
auch ihren Bildungsdrang als Dichter, ja Daniel
Holzmann zog sogar als Führer einer Schauspieler-
gesellschaft an die Fürstenhöfe Münchens und
Wiens.

Wenden wir uns nun zu der Frage nach dem
Eigentümer des Harnisches, so finden wir eine
Reihe von Anhaltspunkten, welche allerdings zu-
nächst nur eine Hypothese ergeben.
Auf dem Spruchband über dem betenden Ritter
stehen die Buchstaben IG M H. Von allen Devisen,
die zur Zeit der Anfertigung des Harnisches in
Mode waren, kenne ich nur eine, welche hierher
pafst, nämlich: In Gott mein Hoffnung.
Diese Devise war hauptsächlich im 17. Jahr-
hundert sehr beliebt, sie findet sich aber bereits
beim Kurfürsten Friedrich II. von der Pfalz (1483 bis
1556) als: Gott meine Hoffnung. Am bayrischen
Hofe haben wir ähnlich klingende Devisen in grofser
Anzahl sehr oft in dem Hofkleiderbuch Herzog-
Wilhelm IV. auf den Kleidern abgebildet, besonders
M H G (wohl: Mein Hoffnung Gott)4). Mit voller
Sicherheit jedoch läfst sich diese Devise auch für
Bayern reklamieren durch einen ITarnisch in der
Münchner Plarnischkammer (Inventar von 1637),
der wie folgt beschrieben ist:
1 Anderer geätzter Harnisch mit einem Crucifix,
davor ainer kniet vnd ober seiner die wortt
Gott mein Hoffnung.
Die Zeit der Anfertigung des Harnisches ist
um 1570, fällt also in die Regierungszeit Fierzog
Albrecht V. von Bayern.
Nun zeigt der Kopf des betenden Ritters eine
grofse Ähnlichkeit mit dem Portrait dieses Fürsten
auf Medaillen der eben genannten Zeit. Halten
wir damit zusammen, dafs Daniel Holzmann als
Diener Albrecht V. genannt wird, so ist der Schlufs
sehr nahelieg-end, dafs Daniel seinen Verwandten
oder Namensvetter beim Herzoge empfohlen hat.
Die volle Namensnennung von Ätzern auf
Waffen findet sich nicht allzu häufig, und mir ist
kein Fall bekannt, dafs der volle Name auf mehr
als einem Stück eines Meisters zu finden ist. Das
führt zu der Vermutung, dafs wir unter den be-
kannten Ätzarbeiten in den meisten Fällen die
Meisterstücke der Ätzer vor uns haben. Solche
wurden aber sehr häufig Fürsten als Geschenke
überreicht, auch in den Münchner Hofzahlamts-
rechnungen finden sich des öfteren Verehrungen
von etlichen Gulden vorgetragen als Gegengabe
für ein dem Fürsten präsentiertes Meisterstück.
So haben wir auch in diesem Harnisch viel-
leicht ein Albrecht V. verehrtes Meisterstück vor
uns. Das Portrait kann ja vielleicht erst zum
Zwecke dieser Schenkung nachträglich hineingeätzt
worden sein.
Leider fehlt ja noch das letzte Verbindungs-
glied, der archivalische Nachweis, aber nachdem
4) Cod. germ. mon. 1950, 1951 und 1952 der k. Hof- und
Staatsbibi. München.
 
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