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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

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12. Heft
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Gohlke, Wilhelm: Versuche zur Erleichterung der Feldgeschütze im 17. und 18. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0420

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12. HEFT

W. GOHLKE, VERSUCHE ZUR ERLEICHTERUNG DER FELDGESCHÜTZE

391

Schweden in Preufsen seind gebracht worden, da
denn der innere Lauff von Kupfer ist und von
hinten an bifs zum Delphinen mit Flachs, der in
Tischlerleim genetzt, umwunden, darauf Eiserne
Platten beleget, darüber mit Eisernen Rinken ge-
bunden, daran sechs Schrauben, eines Fingers
dicke, so hinten ausgehen und eine Eiserne Platte
eines Fingers dicke hinten verschraubt ist, daran
die Pfanne ist, aufsen aber aus und aus mit Hanf-
fenen Schnüren eines Fingers dicke umwunden
und mit Tischlerleim überstrichen, dann darüber
einen Gips geschlagen, der dann fein abgedrehet
wird beim Gürteln (den Friesen) und hernach mit

Bodenstück an bifs zum Krantze (Mundfriese) mit
Eisenplatten belegt und mit sechs Eisernen Rinken
gebunden und oben über mit Hanff oder Flachs,
der in Tischlerleim genetzt um und um über-
wunden.“ — Es sind uns noch einige dieser
Kanonen erhalten, so im Pariser Artillerie-Museum,
in der Sammlung' des Königs von Schweden in
Stockholm (Kgl. Leibrüstkammer), im Flamburger
Zeughaus, im kaiserlichen Arsenal in Wien (von
Augsburg dem Kaiser Josef I. [1705-1711] ange-
boten7), im Zeughaus zu Zürich, bei der das
kupferne Seelenrohr ringsum mit einer dicken
Kalklage ausgefüttert und das Ganze mit Leder


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Abb. 3.
Die rechtsstehenden Nummern geben diejenigen des Führers durch das Zeughaus in Berlin 1907 an.

einem dünnen Leder überleimet und dann aufsen
mit drei Eisernen Rinken gefast, einen hinten,
den andern im Mittel, davon die Schildzappen und
Delphinen gefast sein, den dritten vorn um den
Kopf. Es können vier starke Männer wohl ein
solch Stücke tragen, das fünf Pfund Eisen scheufstT
(Kaliber also rund 8,5 cm.) Die Erklärung Schrei-
bers für ein zweites Bild (Abb. 2) lautet:
„Welches Stück Anno 1630 durch einen Geist-
lichen zu Antorff6) erfunden worden, welche Art
am besten auff die Seeschiffe dienlich sein, sein
24 ihrer Mund lang (1,2 mjscheufst eines Ein Pfund
Eisen, seind innen mit einem Kupffernen Blech
eines Schillings dicke ausg'efüttert, hinten vom
6) d. i. in Antwerpen, S. Hoyer in seiner Geschichte
der Kriegskunst 1797, S. 418; auch Dürer nennt Ant-
werpen - Antorff.

überzogen ist. Sie mifst 2,3 m in der Läng'e und
stammt aus dem 17. Jahrhundert.
Besonders reich ist das Berliner Zeughaus
mit ledernen Kanonen ausgestattet; es enthält
fünf dieser Geschütze.7 (Abb. 3).
1. Das aus dem Zeughause in Dresden stam-
mende Rohr ist 2,015 m (28 Kaliber-^) lang, ein
Dreipfünder (Mündungsdurchmesser etwa 7 bis
7,5 cm) und insofern bemerkenswert, als bei ihm
auch die Seelenwand aus Leder gebildet ist.
Die Beschreibung des Rohres lautet in der
sächsischen Überweisung:
Eiserne Schienenkanone mit Leder überzogen.
Am Bodenstück ist das Leder abgezogen, um
sowohl die Lage der eisernen Schienen als die

7) S. A. Demmin, S. 936.
 
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