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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

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12. Heft
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Gohlke, Wilhelm: Versuche zur Erleichterung der Feldgeschütze im 17. und 18. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0422

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12. HEFT

W. GOHLKE, VERSUCHE ZUR ERLEICHTERUNG DER FELDGESCHÜTZE

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bis 2,15 cm stark. Das Gewicht des Rohrs beträgt
nur 3,5 kg.
Der Ledermantel trägt hinter der Mundfriese,
hinter den Schildzapfen und vor der Bodenfriese
gepunzte Verzierungen und 14 cm vor dem Zünd-
loch eine achteckige Marke, in dem sich ein fünf-
eckiges Blatt befindet. Das Rohr stammt aus
der Dresdener Rüstkammer.
5. Das fünfte Rohr enthält ein schwaches,
nur 3,4 cm starkes kupfernes Seelenrohr, das
hinten bis zu den Schildzapfen anscheinend mit
einem schwachen Messingmantel umgeben ist, über
dem Seelenrohr oder dem Messingmantel liegt
eine Hülse von Leinwand-, Papierstreifen und eine
Bindfadenumschnürung. Die profilierte Mundfriese,
sowie der Boden und die kugelförmige Traube
ist mit Messingblech umgeben, ebenso die stark
versenkten Schildzapfen, die nur 1,7 cm stark und
2 cm lang sind und mit ihrer Mitte 68 cm von
der Mündung liegen. Auf die Traube ist ein
beweglicher, gewundener Messingring geschoben.
Das Zündloch liegt in einer Verstärkung vor dem
Bodenrande in einer flachen Zündpfanne, die durch
einen Schiebdeckel geschlossen werden kann. Die
äufsere Umhüllung des Rohrs wird durch einen
ledernen Mantel gebildet.
Das Rohr ist 1,21 m, die Seele 1,15 m (~) lang
und 3,5 cm weit (Kaliber in Eisen iolötig, in Blei
i4lötig). Die Wandstärke liegt zwischen 0,5 und
1,4 cm. Das Gewicht des Rohrs, das aus Stettin
stammt, beträgt 6 kg.
Die Erfahrungen, die man mit den ledernen
Kanonen gemacht hatte, gaben Veranlassungen,
nach andern Mitteln zu suchen, leichtere Rohre
für das Feldheer zu schaffen.
An ihre Stelle setzte Gustav Adolf leichte
Kanonen von Metall, die nur 1,19 m lang waren
und nur 625 Pfund (265 kg) wogen. Ihr Kaliber
lag zwischen dem drei- und vierpfündigen, wes-
halb sie in den artilleristischen Lehrbüchern bald
als Drei-, bald als Vierpfünder bezeichnet werden.
Die Seele derselben verengte sich zu einer kegel-
förmigen Kammer, die 11/i Pfund (0,53 kg) Pulver
in einer fertig vorrätigen Kartusche fafste.
Markgraf Hamilton8), der dem König die
englischen Hilfstruppen zuführte, verbesserte diese
leichten Feldstücke derart, dafs sie von einem
Pferde auf einem Karren fortgeschafft werden
konnten. Im Gefecht wurden sie durch die Mann-
schaft bewegt. Sie waren 14 Kaliber lang (1,03 m)
und wogen nur 150 bis 190 kg. Ein schweres
Rohr war 18 Kaliber lang und wog 220 bis 250 kg.
8) Es ist möglich, dafs hier eine Verwechslung zwischen
dem Markgrafen und einem Obersten Alexander Hamilton
vorliegt, der in der Stadt Oerobro in Schweden in dieser
Zeit eine Kanonengiefserei besafs.


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Abb. 4. Dreipftinder aus Messingplatten.
 
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