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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 8.1918-1920

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1./2. Heft
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Johannsen, Otto: Die Anwendung des Gußeisens im Geschützwesen des Mittelalters und der Renaissance
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https://doi.org/10.11588/diglit.44570#0021

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Die Anwendung des Gußeisens im Geschützwesen des
Mittelalters und der Renaissance

Von Otto Johannsen

Ludwig Beck hat inx seiner Geschichte des
Eisens ausführlich dargelegt, wie die
—✓ Erfindung des Schiefspulvers fördernd
und umwälzend auf die Entwicklung der Eisen-
hüttentechnik eingewirkt hat.* Die neueren
Forschungen,1) durch welche weitere Nach-
richten über Eisengufs im 15. und im Anfang
des 16. Jahrhunderts aufgefunden sind, haben
Becks Theorie bestätigt. Die nachstehende chro-
nologische Ordnung der bisher bekannten Quellen
zur Geschichte des Eisengusses läfst den Zu-
sammenhang zwischen Eisengufs und Geschütz-
wesen unmittelbar erkennen:

Zahl der Nachrichten
Zahl der Nachrichten
Zeit
betr. gußeisernes
betr. andere Eisenguß-
Artilleriemateri al
waren
1400/09
I
0
1410/19
5
0
1420/29
1
0
1430/3 9
•2
0
1440/49
4
1
1450/59
2
0
1460/69
4
2
H7O/79
9
3
1480/89
5
4
1490/99
11
4
1500/09
8
9
1510/19
18
16
1400/519

. 39

Da andererseits die Einführung des gufs-
eisernen Artilleriematerials umwälzend auf das
Geschütz wesen gewirkt hat, worauf hier wohl
nicht näher eingegangen zu werden braucht, sei
nachstehend eine Übersicht über den gegen-
wärtigen Stand unserer Kenntnisse von der
J) Otto Johannsen: Die Quellen zur Geschichte des
Eisengusses im Mittelalter und in der neueren Zeit bis zum
Jahre 1530 (Archiv für die Geschichte der Naturwissen-
schaften und der Technik, Band 3, Leipzig 1911, S. 365/94);
desgl. 1. Fortsetzung (ebda Bands, 1914, S. 127/41); desgl.
2. Fortsetzung (ebda Band 8, 1917, S. 66/81). — Nachstehend
kurz zitiert: A III, A V, A VIII mit den entsprechenden
Zeitenzahlen.

ersten Anwendung des Gufseisens in der Ar-
tillerie gegeben.2)
Das QuellenmateriaL
Über den kritischen -Teil der Forschungen
zur Geschichte des Eisengusses sei kurz bemerkt,
dafs sich mehrere Angaben, darunter solche an-
gesehener Fachleute, als unrichtig herausgestellt
haben. So hat sich der Schwertschmied und
Eisengiefser Eusebi als ein Phantasieprodukt
der Burgenromantik erwiesen,3) Johann-von Arau,
der Bombengiefser von 1378,4) Ulrich Beham, der
Eisenkugelgiefser von 1388,5) und die gufseisernen
Geschütze, welche 1422 vor Karlstein gedonnert
haben sollen,6) sind in die Rumpelkammer ge-
wandert.
Das brauchbare Material zur Geschichte des
Eisengusses umfafst bis zum Jahre 1520 io6Stücke,
nämlich:
49 Rechnungssachen
17 Inventare
12 chronikalische Aufzeichnungen
11 erhaltene datierte Eisengufsstücke
und Berichte über solche
10 Regierungsbeschlüsse, darunter ein
Gerichtsurteil
7 Briefe
5 Angaben in der gleichzeitigen tech-
nischen Literatur
3 Urkunden.

2) Ich verbinde damit die Bitte, mich beim Sammeln
von Nachrichten über Eisenguß, welche vör etwa 1530
fallen, zu unterstützen, denn eine solche Arbeit kann nur
Erfolg haben, wenn von allen Seiten mitgearbeitet wird.
Meine im Korrespondenzblatt des Gesamtvereins der deut-
schen Geschichts- und Altertumsvereine (60. Jahrg,, 1912,
Sp. 126/9, und 63. Jahrg., 1915, Sp. 260/2) ausgesprochene
Bitte ist ebenso wie eine frühere L. Becks (ebda. 27. Jahrg.
1879, Sp. 40 und Sp. 65/6) nur-von Wenigen beachtet worden.
3) A III 368, A V 127.
4) A III 368
») A III 368, A VIII 66.
'9 A III 371.
 
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