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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 8.1918-1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.44570#0423

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5./6. HEFT

LITERATUR

175

rung der Walliser, sowie die Schwyzer und Glarner vor
Pfäffikon. In Anbetracht des somit ermöglichten Über-
blicks über die gesamte schweizerische Bewaffnung jener
Zeit sind die Wegelischen Einzeluntersuchungen nach einem
festen Schema gegliedert, das auch bei der sich anschliefsen-
den Besprechung über Diebold Schilling innegehalten worden
ist: I. Schutzwaffen (Schild, Helm, Harnisch). II. Trutz-
waffen: i.Hieb- und Stichwaffen (Schwert, Dolch); 2<.Schlag-
waffen, Stangenwaffen (Kommandostab und Streitkolben,
Morgenstern, Hellebarde, Streitaxt und Streithammer, Spiefs,
Sturmgabel, Enterhaken. III. Fernwaffen (Bogen und Arm-
brust,Handbüchse,Geschütz, Belagerungsmaschinen). IV. Das
Panner. V. Das Feldspiel.
Da ein näheres Eingehen auf das vom Verfasser bei-
gebrachte reichhaltige Material den Rahmen dieser Bespre-
chung weit überschreiten dürfte, so sei nur in aller Kürze
auf folgende interessante Details hingewiesen:
Bei dem Kapitel „Schild“, das neben dem Hand-
schilde auch den Setzschild und die Sturmwand behan-
delt, interessiert insbesondere ihre verschiedene Trageweise
und Handhabung zur Deckung, während ein wiederholt
gezeichneter Rundschild mit herausgetriebener mensch-
licher Fratze (Maskaron) und ebenso ein auf der Aufsen-
seite mit zahlreichen Stacheln besetzter Handschild mit
Recht als Phantasieprodukte bezeichnet werden.
Im Abschnitt „Harnisch“ sind dieneben dem völlig
ausgebildeten Plattenharnisch vorkommenden dicken ab-
gesteppten, bis über die Hüften reichenden und vermutlich
durch eingenähte Eisenscheibchen verstärkten Leinenpanzer
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kantig, ohne Traube, Schildzapfen und Henkel, die Mün-
dung gewöhnlich unverstärkt. Die Rohre ohne sichtbare
Kammer sind auf eine starke Holzlade gebettet, die hinten
auf dem Erdboden aufliegt und vorn durch zwei schräg-
stehende Füfse getragen wird, während die Rohre mit
sichtbarer Kammer in der Regel Räderlafet.ten besitzen
und aufgelegt oder in einem Kasten eingebettet sind. Die
Deckung der Geschützmannschaft geschieht durch eine aus
hölzernen Bohlen gezimmerte Schirmwand, deren Vorder-
seite öfters in phantastischer Weise mit zahlreichen grofsen
Eisenstacheln bewehrt ist. Bei den Banklafetten ist der
Schirm über das Rohr gestellt, bei den Rädergeschützen
steht der Schirm vor dem Rohr.
Als Belagerungsmäschinen erscheinen der Mauer-
brecher mit einem fahrbaren Sturmdach, der sog. Katze,
als Deckung, sowie die fahrbare Holzwand und das Wurf-
zeug (Blide, Holzmetze), deren Verwendung insbesondere
bei.der Belagerung von Wimmis veranschaulicht wird.
2. Auch der sich in dem Jahr esbericht von 1916
anschliefsenden Besprechung Dr. Wegelis über die zwei
ersten Bände der amtlichen Berner Chronik von
Diebold Schilling 1 474 bis 1 47 8 sind fünf höchst inter-
essante Reproduktionen beigefügt, welche den Tod des
Thüring von Brandis, das Gefecht bei Büttisholz, die Be-
lagerung von Nidau, Schlacht bei St. Jakob an der Birs
und die Einnahme von Kerrenried darstellen.
Bei einem Vergleiche mit Tschachtlan kommt hier der
Verfasser zu dem bemerkenswerten Resultat, dafs Diebold
Schilling gegenüber Tschachtlan mehr auf dem Boden der
Wirklichkeit steht, da dessen einzelne Phantastereien gänz-
lich fehlen oder auf ein Minimum beschränkt sind. Mifsver-
standene Konstruktionen bei den Geschützbettungen sind
ausgemerzt, einzelne primitive Waffen, wie der Morgen-
stern, sind weggefallen. Der Formenkreis vermehrt sich
um den ganzen Krebs beim Harnisch, den Wurfspiefs in
drei verschiedenen Typen, den Rofsschinder und Couse,
die Armbrustwinde und den Mörser bei den Geschützen,
welche letzteren auch als Bestückung von Türmen, Schiffen
und Flöfsen erscheinen. Beim Schwert (Anderthalbhänder),
das übrigens sehr oft auch an einem Lederriemen über die
Schulter getragen wird, taucht der Astknauf auf, die Griff-
länge ist so gesteigert, dafs man bereits auf das vereinzelte
Auftreten des Zweihänders hinweisen kann. Der Schweizer-
dolch verlängert sich zum Schweizerdegen, das Krumm-
schwert ist sehr häufig, doch kommt der Schweizersäbel
noch nicht vor, auch fehlt wie bei Tschachtlan das
Schweizerschwert.
Was den Gebrauch der . einzelnen Waffen im Kampfe
betrifft, so erscheint die ebensb wie bei Tschachtlan ge-
formte Hellebarde nicht mehr wie bei diesem als Stich-
waffe, sondern immer als Hiebwaffe. Öie Handhabung des
Spiel'ses ist dieselbe, die Handbüchse wird beim Schufs
mit dem Kolbenende an die 'rechte oder linke Schulter ge-
stemmt, nicht mehr wie bei Tschachtlan auf die Achsel
gelegt.
Interessant ist schliefslich auch der bisweilen über
oder unter der Harnischbrust getragene Waffenrock. So
erscheinen die den Baslern 1365 bei dem Einfall der Gugler
zu Hilfe ziehenden Berner Büchsen- und Armbrustschützen,
Spiefser und Hellebardierer alle über dem Harnisch mit
weifsen-Jacken bekleidet, die vorn und hinten mit einem
aufgemalten Bären geschmückt sind.
Zu III. Gleichzeitig mit diesen Forschungen auf waffen-
historischem Gebiete hat Dr. Wegeli in höchst dankens-
werter Weise in dem genannten Jahresbericht von 1916
auch eine ausführliche Beschreibung des Inventars
der Waffensammlung des Historischen Museums
 
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