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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 8.1918-1920

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1./2. Heft
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Fachnotizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.44570#0048

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28

FACHNOTIZEN

VIII. BAND

■---— --B
FACHNOTIZEN
.J

Nameninschriften auf mittelalterlichen Schwert-
klingen. Aus den Untersuchungen Wegelis über
Inschriften auf mittelalterlichen Schwertklingen
lernen wir, dafs „Schwertinschriften mit direkt
ausgesprochener Beziehung zum Träger der
Waffe bis zum 16. Jahrhundert sehr selten sind“
(s. Zeitschr. f. histor. Waffenk. 3, 294). In früher
Zeit ist nur das im Beowulf V. 1688 ff. beschriebene
Schwert mit dem Namen des Besitzers versehen,
aber — und das ist wesentlich — nicht auf der
Klinge, sondern auf der goldplattierten Griffleiste
(s. jetzt Hjalmar Falk, Altnordische Waffenkunde,

(s. Wegeli a. a. O. S. 295) den Namen des Eigen-
tümers nicht selbständig und allein wie etwa den
Namen des Klingenschmiedes Ulfberht, sondern
als genitivus possessivus in Abhängigkeit von
gladius. Das gesammelte Material von Schwert-
originalen, das Wegeli untersucht, bietet kein
einziges weiteres Beispiel, und auch die literarischen
Denkmäler jener Zeit wissen von keiner derartigen
Inschrift zu berichten. Wir erfahren aus den
überlieferten Inschriften den Namen des Ver-
fertigers (Ulfberht, Ingelred, Gicelin), angeblich
auch den Namen des Schwertes (Sternberg, Die
Angriffswaffen im afrz. Epos S. 5; Bach, Die An-
griffswaffen in den afrz. Artus- und Abenteuer-
romanen S. 15 und 19; Deters, Die englischen An-
griffswaffen S. 8), aber niemals den des Besitzers.


Abb. 1

1914, S. 30). Das Zeugnis der annales Einhardi
haben wir mit Wegeli (a. a. O. S. 181) ohne weiteres
auszuscheiden, während die auf G. Stephens zurück-
gehende Lesung der Inschrift des Schwertes von
Serbe — OH (Thor) MVP = Thormup besitzt mich
— sprachlich ganz unmöglich ist und auch sonst
völlig in der Luft schwebt. So bleiben die mhd.
Verse auf dem bekannten Schwerte Konrads von
Winterstetten (gest. 1243) die erste uns über-
lieferte Klingeninschrift mit dem Namen des Be-
sitzers. Dafs diese Inschrift ohne allen Zweifel
in das 13. Jahrhundert gehört, daran mufs auch
E. Haenels sorgfältige Studie (Mitt, aus d. sächs.
Kunstsamml. 1912, S. i2ff.) festhalten, die nicht
nur den Griff, sondern auch.die Klinge als eine
im 15./16. Jahrhundert angefertigte Kopie eines
älteren Orginals zu erweisen sucht. Tritt der
Name des Besitzers hier innerhalb einer längeren
Widmung auf, so finden wir auch auf dem gladius
Rotgieri aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts

Zu widersprechen scheint die von Wegeli
a. a. O. S. 297 angeführte bildliche Darstellung
einer Kampfscene auf einem im Züricher Grofs-
münster befindlichen Pfeilerrelief vom Ende des
12. Jahrhunderts (s. Abb. 1), wofern der hier ganz
isoliert stehende Name Guido wirklich auf den
Träger der Waffe bezogen werden mufs. Dafs
diese Beziehung auf Bildwerken jener Zeit mög-
lich ist, erhellt aus einer bisher noch nicht be-
achteten Miniatur der Berliner Handschrift von
Veldekes Eneide — Germ. fol. 282, fol. 3 — und
zwar aus der Selbstmordscene Didos. Das Bild
zeigt Dido zum Tode verwundet im Flammen-
meer des angezündeten Scheiterhaufens. Sie hat
mit dem Schwert, das Aeneas zurückliefs (Eneide,
ed. Behaghel V. 2346!^.), ihr Herz getroffen; und
die Klinge dieses Schwertes, das Aeneas besafs,
trägt deutlich den Namen Dido (s. Abb. 2). Natür-
lich kann dies bildliche Zeugnis nicht heran-
gezogen werden, um zu beweisen, dafs jene Zeit
 
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