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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 8.1918-1920

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3./4. Heft
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Rathgen, Bernhard von: Das Drehkraftgeschütz in Deutschland
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Schwietering, Julius: Schwertfessel
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https://doi.org/10.11588/diglit.44570#0087

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BERNHARD RATHGEN, DAS DREHKRAFTGESCHÜTZ IN DEUTSCHLAND

3./4. HEFT

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6. Die Selbschosz sind in Nürnberg und in
Augsburg (Nr. 5, 18) ebenso wie in Frankfurt und
den anderen Orten die Drehkraftgeschütze, auf
den Toren und auf den Türmen dauernd auf-
gestellt. Ihre Aufstellung besorgt der Zimmer-
mann (Nr. 4, 5). Sie stehen in verschlossenen
Verschlagen (Nr. 18), bedürfen dauernd der
Pflege, müssen gebessert werden. (Nr. 14 und
Nürnberg.)
7. Zwischen Sehnen (Nr. 13) und Seilen (Nr. 8,
16) wird unterschieden.
8. Die Nufs zum Festhalten der Sehne beim
Spannen ist aus Kupfer gefertigt. (Nr. 2, 22.)
Der Kupferpreis ist für Augsburg und für diese
Jahre nicht bekannt. Aus dem in beiden Fällen
bezahlten Preise von 10 Schilling für die einzelne
Nufs läfst sich daher deren Gröfse ziffernmäfsig
nicht feststellen, doch deutet die Höhe der be-
zahlten Summe auf eine ansehnliche Gröfse der
Nufs hin.
9. Die Zahl der 1372 in Augsburg gleich-
zeitig vorhanden gewesenen Selbschosz ist aus
diesen Rechnungen nicht zu entnehmen. Einmal
scheinen derer 3 gleichzeitig neu beschafft worden
zu sein: 3 Gestelle (Nr.3), 3 Nüsse (Nr. 2), 3 Sehnen
(Nr. 13), 3 Schlosse (Nr. 18). Dann werden noch
weitere 4 Gestelle genannt (Nr. 10), ebenso noch
2 Nüsse (Nr. 22). Die Menge der Haarseile, 1200

Klafter = 2040 Meter, würde bei gleichem Be-
darfe wie in Avignon — für jedes Geschütz 200
Meter — für die Bespannung von 10 Selbschossen
ausgereicht haben. Jedenfalls darf man an-
nehmen, dafs für die Ausrüstung der Befesti-
gung von Augsburg eine wesentlich gröfsere An-
zahl derartiger Geschütze als wie die 7 durch
ihre Gestelle bezeugten damals vorhanden ge-
wesen ist.
Das Vorkommen des Drehkraft geschützes
ist durch diese Nachrichten wiederum für ein
wichtiges Ländergebiet neu erwiesen. Von Metz
ausgehend ist für Avignon, Flandern, für das
gesamte Küstengebiet der Nord- und der Ostsee,
für das Rheintal vom Meere bis in die Schweiz
mit seinen Nebentälern und nun für Franken und
für das obere Donautal das Drehkraftgeschütz
bis jetzt mit Sicherheit nachgewiesen. Es bedeutet
das aber noch keinen endgültigen Abschlufs. Der
fortgesetzten Forschung sind in territorialer wie
in sachlicher Beziehung gewifs noch weitere Er-
folge vorbehalten. Es gilt den angedeuteten
Spuren aufmerksam nachzugehen und dies umso
mehr, als aus den Verbreitungsgebieten unver-
kennbar hervorgeht, welchen grofsen Anteil ge-
rade die Deutschen an dem Wiederaufleben
dieses völlig vergessen gewesenen Geschützes
genommen haben.

Schwertfessel
Von J. Schwietering

In seiner Entwicklungsgeschichte der alten Trutz-
waffen sagt M. Jähns S. 246: „Um 1250 traf
man vorübergehend die Einrichtung, den Knauf
durch eine dünne Kette mit einem Metallbeschlage
des Waffenrockes zu verbinden, damit man im
Kampfgetümmel das Schwert nicht verlöre, falls
es einmal aus der Faust glitte. Später ersetzte
man jene Kette durch einen um die Handwurzel
geschlungenen Riemen: der Ursprung des Porte
d’epöes.“ Dafs man jedoch lange vorher, bevor
man den Kettenverband mit dem plattenverstärk-
ten Waffenrock kannte, den Schwertgriff mit einer
Handschnur versah, und dafs wir also in dieser
Kette keine Vorform, sondern eine kurzlebige Be-
gleiterscheinung des Portepees zu sehen haben,
beweist schon eine Miniatur der Berliner Veldeke-
handschrift aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts

(s. Abb. 1, S. 68): Der mittlere der drei Krieger vor
den Mauern Trojas, der sich mit dem Speer gegen
einen Bogenschützen auf der Mauer wendet, hat
in raschem Wechsel der Kampfesweise sein eben
noch geschwungenes Schwert, das jetzt an einer
über dem Handgelenk liegenden Schnur herab-
hängt, der Faust entgleiten lassen. Die Schnur
ist scheinbar , frei beweglich um den Griff ge-
schlungen, weil'der über die Griffverschalung vor-
springende Knauf genug Widerhalt bot. Jeden-
falls ist weder um, den Griff ein Metallreif gelegt,
noch am Knauf eine Öse sichtbar, wodurch man
in der zweiten Hälfte des 13. und im 14. Jahr-
hundert Schwert oder Dolch an der Brustplatte
anzuketten pflegte.
Dafs der Knaufring, den wir an englischen
und nordischen Schwertern des 6./7. Jahrhunderts
 
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