Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 8.1918-1920

DOI Heft:
9. Heft
DOI Artikel:
Gaerte, Wilhelm: Die Beinschutzwaffen der Griechen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44570#0285

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die Beinschutzwaffen der Griechen
Von Wilhelm Gaerte ,
Abkürzungen:
A. A. = Archäologischer Anzeiger, Beiblatt zum Jahrbuch des archäologischen Instituts.
A. J. = Jahrbuch des kaiserlich deutschen archäologischen Instituts.
A. Z. = Archäologische Zeitung.
A. M. = Mitteilungen des deutschen archäologischen Instituts, athenische Abteilung.
A. V. = Gerhard, Auserlesene Vasenbilder.
Ant.Denkm. = Antike Denkmäler, herausgegeben vom archäologischen Institut.
’E<p7][x. = ’Eqrqjjtxpls apxaioXoytx-q.
P.-Ch. — Perrot et Chipiez, Histoire de l’art dans l’antiquit£.
R. M. = Mitteilungen des deutschen archäologischen Instituts, römische Abteilung.
D. S. = Daremberg et Saglio, Dictionnaire des antiquit£s grecques et romaines s. v. ocrea (G. Karo).
B. S. A. = Annual of the Brit. school at Athens.
J. H. St. = Journal of Hellenic Studies.

Vorliegende Abhandlung ist die Überarbeitung einer von der philosophischen Fakultät
zu Königsberg (Pr.) mit einem Preise gekrönten Arbeit über das gleiche Thema.

Das griechische Wort für Beinschiene ist
xr/^ufg, das sich unschwer von xvrfi/r] („Bein“
„Knochen“) herleiten läfst; xvrjfug ist also
die Bedeckung der Kneme, d. i. des Unterschen-
kels1). Formen und Gebrauch der Beinschienen
und der mit diesen organisch verbundenen anderen
Schutzwaffen des Beins bei den Griechen nach-
zuweisen, ist der Zweck der folgenden Ausfüh-
rungen.
Schon auf Grund der literarischen Überlie-
ferung läfst sich einiges über die Beinschienen
ermitteln. Die meisten Beiträge liefert Homer.
Hier fällt vor allen Dingen das Beiwort evxvr(.udeg
(schön beschient) auf, das der Dichter den 3A%aio£
in der Ilias nicht weniger als vierzigmal2 * * *) und
beinahe ebensooft in der Odyssee8) gegeben hat.
Kaum ein anderes Epitheton erscheint in solcher
Häufigkeit. Ohne weiteres aus diesem Beiwort
irgendwelche Schlüsse auf Material zu ziehen, ist
schlechterdings unmöglich. Ja wir können nicht
einmal mit Sicherheit sagen, dafs Homer der
Präger dieses Epitheton ornans ist, da er es auch
’) Vgl. Etym. Gud. s. v. x'Jiqp.l; xvY)jxtÖ£<; 8£ etat ta Jv
cpopoupieva cpuXaxriqpia tcov crparitoTwv (xvqjxi’Ssi;heifsen
die an den Unterschenkeln getragenen Schutzbekleidungen
der Soldaten). '
*) Um nur einige Stellen anzuführen: III, 33b 343, 377? ’
IV, 80, 414; V, 264, 324.
») II, 72; III, 1495 IX, 60; XI, 509 (vgl. Gehring, Lex.
Homericüm s. v.).

von einem älteren Epiker übernommen haben
kann.
An zwei Stellen der homerischen Gedichte
wird das Material der Beinbedeckung ausdrück-
lich bezeichnet:
Od. XXIV, 228, heifst es von dem alten
Laertes:
nqn db xvrtfX7jffi ßostag xvrj^i^ag gartzac, dt'ösvo,
yqamvg äXssivwv
(um die Unterschenkel hatte er sich zusammengenähte Hüllen
aus Rindleder gebunden, um Hautritzungen sich zu ersparen)
und Ilias XVIII, 613, von den Beinschienen, die
Hephaistos dem Achilles verfertigt:
oi xvT][MÖag eavov xaaai/ttyoio.
(Er — Hephaistos — verfertigte ihm Beinschienen aus. bieg-
samem Zinn.)
Aus diesen besonderen Bezeichnungen des
verschiedenartigen Materials, das einmal für die
Beinhüllen des Laertes und das andere Mal für
den Beinschutz des Achilles herhalten mufste,
könnte man mit einigem Grund entnehmen, dafs
mit den svxvrjfiidsg 3A%atoi erzgeschiente Achaeer
gemeint sind. Einmal in der Ilias (VII, 41)4) wer-
4) Nach Reichel, Homerische Waffen, 3. Aufl., 1900, S. 60
„gilt die Einleitung zu Buch VII aus kritischen Gründen als
spätere Zudichtung“, was mir jedoch unbegründet erscheint.
Reichel steht auch mit dieser Ansicht vereinzelt da. Das
einzelne Wort xaXxoxvijjuÖE? erlaubt m. E. noch lange nicht
den Schlufs, dafs die ganze Stelle deshalb als spätere Zu¬
dichtung zu gelten hat; denn auch die £uxviqp.cö£s ’Axacol
sind, wie es scheint, erzgeschiente Achäer.

35
 
Annotationen