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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 8.1918-1920

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7. Heft
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Literatur
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Vereins-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.44570#0239

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7. HEFT

LITERATUR — VEREINS-NACHRICHTEN

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sodafs der Wunsch des Verfassers, es möchte ein oder das
andere Rüstungsstiick auf Grund der Abbildungen identi-
fiziert werden, schwer erfüllbar scheint. Abgesehen da-
von ist auch in München von all den reichen Schätzen an
Turnierzeug seit der Plünderung durch die Franzosen nichts
mehr vorhanden. Bei einem Stück, der auf Tafel III 56
abgebildeten Figur des vom Pferde stürzenden Herzogs
Ludwig, des Bruders von Herzog Wilhelm IV. von Bayern,
gelang mir aber doch die Feststellung, dafs die Dilge in
Form und Zeichnung identisch ist mit einer Dilge im Musee
d’Artillerie Paris, die mit Augsburger Marken gezeichnet
ist. Besonders die Stechzeuge sind alle nach einem Schema
gezeichnet und daher niemals im Original feststellbar.
Stö ckl ein.
Waffenschaustellung auf der Veste Coburg, 1919.
15 Seiten mit 5 Abbildungen.
Mit diesem kleinen Führer bietet Oberst von Lofsnitzer
den Besuchern seiner Ausstellung auf der Veste Coburg
einen willkommenen Geleiter, der, ohne auf Einzelheiten
besonders einzugehen, eine Gesamtübersicht der im Her-
zoginbau (dem alten Schafhause) ausgestellten Gegenstände
gibt. Schon im Treppenhause griifsen uns, stattlich auf-
gebaut, Rol's und Reiter in schwarz geätztem Harnisch,
eine Arbeit des trefflichen, alten Nürnberger Meisters Kunz
Lochner. In dem oben gelegenen weiten und lichten Raume,
der eigentlich für die wechselnden Auslagen der Kupfer-
stiche und Radierungen bestimmt ist, hat diese Schaustel-
lung auserlesener Schutz- und Trutzwaffen eine Stätte ge-
funden, die alles ins hellste Licht zu stellen erlaubte. Was
hier aus dem reichen Bestände der berühmten Waffensamm-
lung geboten wird, ist durchaus einwandfrei. In der Mitte
des Raumes als Glanzstücke: die Hundsgugel aus einem
Stück, 14. Jahrh.; Schallern mit Sehspalt und Stechhelm mit
Bruststück und Brechscheibe, 15. Jahrh.; italienischer Morion
mit Bruststück, 16.Jahrh.; eine schöne Beckenhaube. Aus
Bernhards von Weimar Besitz stammt der Prunkharnisch

■:

vom Jahre 1550, dazu zwei Wehrgehänge. Natürlich ist
auch der wohl volkstümlichste Fürst des alten Coburger
Herrscherhauses, Herzog Johann Casimir (1596—1633), mit
prächtigen, ihm zugehörigen Rüstungen und Waffen ver-
treten. Überaus wertvoll sind die Holzschilde, zumeist
hussitischer Herkunft, vor allem ist hervorzuheben die
Handtartsche mit dem Bilde des heiligen Georg und tsche-
chischer Inschrift. Nicht minder hervorragend sind die
ausgestellten Degen, die Raufdegen vom 16. Jahrhundert
an mit ihren herrlichen Klingen und kunstvollen Gefäfsen.
Mächtige Zweihänder fehlen aber auch nicht. Besonderes
Gewicht hat Oberst von Lofsnitzer auf eine lückenlose
Vorführung der Entwicklung der Kriegshandfeuerwaffen
von der Mitte des 16. Jahrhunderts an bis etwa 1890 gelegt.
Auch die Entwicklung und Ausgestaltung des Schwertes,
des Degens und Dolches kann hier gut studiert werden,
da Arbeiten der berühmtesten Schwertfeger aller europä-
ischen Länder vorliegen. Stangen- und Schlagwaffen —
unter ihnen als Prunkstück eine sächsische Helmbarte mit
dem alten unverkürzten Schafte — sind in allen Formen
vorhanden, und zu den Erzeugnissen des Okzidents gesellen
sich die des Orients. Vor dem Jagdfreunde und Forscher
auf dem Gebiete der alten Jägerei aber sind hier Waffen
und Geräte ausgebreitet von einer Mannigfaltigkeit und
Schönheit sondergleichen. Auch den Fern- und Feuer-
waffen ist der ihnen gebührende Platz nicht vorenthalten.
Endlich sei auch der ausgestellten Gemälde, der Stiche,
Zeichnungen und Bücher gedacht, die sich auf das Waffen-
handwerk und die Jagd beziehen und Meister aufweisen
wie Cranach, Burgkmair, Flötner und andere mehr.
Mit einem Worte: die Schaustellung auf der-Veste Co-
burg, die zu Pfingsten dieses Jahres eröffnet wurde und
wohl auch noch im nächsten Jahre zugänglich sein wird,
ist lehrreich und anziehend zugleich. Alle Waffenfreunde
verpflichtet sie zu lebhaftem Danke an unser hochverehrtes
Mitglied, den gewissenhaften Hüter solcher Schätze, der
mir bei meinem Besuche ein bereitwilliger Erklärer und
Führer durch die Ausstellung war. Franz Weinitz.

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VEREINS-NACHRICHTEN

Dem Verein neu beigetreten sind:
von Bismarck, Otto, Kgl. Preuß. Hauptmann a. D., Ingenieur,
Berlin W. 15, Düsseldorfer Str. 75.
Himmelsbach, Karl, Dipl.-Ingenieur, Essen a. Ruhr, Emma-
str. 13 a.
von Lossow, Paul, Geh. Hofrat, Dipl.-Ingenieur, ord. Pro-
fessor der Bayr. Techn. Hochschule, München, Sophien-
str. 6/4.

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Neumann, Dr. August, Kustos am Germ. Nationalmuseum,
Nürnberg, Hallerstr. 5.
Landeszeughaus zu Graz.

Die Mitglieder des Vereins für Historische Waffen-
kunde in Groß-Berlin treffen sich in zwangloser Weise am
dritten Mittwoch eines jeden Monats abends 6 Uhr c. t. im
Restaurant Karl Fischer, Berlin W., Ansbacher Str. 55
(eigenes Zimmer), und würden sich sehr freuen, in Berlin
anwesende auswärtige Herren Mitglieder in ihrem Kreise
begrüßen zu können.

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Verantwortlicher Schriftleiter: Prof. Dr. Erich Haenel in Dresden. — Buchdruckerei der Wilhelm und Bertha v. Baensch Stiftung in Dresden.
 
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