Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 8.1918-1920

DOI Heft:
12. Heft
DOI Artikel:
Schmid, Wolfgang Maria: Rüstungsstücke deutscher Kaiser
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44570#0377

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Rüstungsstücke deutscher Kaiser
Von W. M. Schmid

Die Datierung- von Waffen des frühen Mittel-
alters wird immer Schwierigkeiten bieten.
Plastische Denkmäler waren damals über-
haupt selten und sind noch seltener erhalten,
geben auch dem Zeitstil entsprechend kein so
genaues Bild der Beigaben wie im späten Mittel-
alter. Das gleiche gilt von den ja viel zahl-
reicheren Miniaturen, deren Hersteller, die Mönche,
aufserdem dem Kriegswesen zu ferne standen,
um auf recht genaue Wiedergabe der Waffen
ein besonderes Gewicht zu legen; zudem sind
die Bilder meist recht klein. Am ehesten sind
genaue Aufschlüsse aus sicher datierten
Gräbern zu gewinnen; aber man hat im Mittel-
alter nicht mehr die Sitte der frühgermanischen
Zeit geübt, den Krieger mit seiner ganzen Rüstung
zu bestatten, sondern hat diese zur Wiederver-
wendung weitervererbt. So sind also Waffenfunde
aus Gräbern immerhin eine Seltenheit, zumal die
Öffnung älterer Gräber in Krypten und Kirchen
auch nicht häufig auftrifft.
Wenn im nachstehenden einige Rüstungs-
stücke aus Gräbern deutscher Kaiser be-
sprochen werden sollen, so mag ein kurzer, auch
sonst zeitgemäfser Bericht über den Fundort vor-
ausgehen.
Die Grabstätten deutscher Kaiser und Könige
sind, ein Zeichen der alten Reichspolitik, fast
über ganz Europa verstreut. Doch hatten schon
die Salier, anschliefsend an einen Neubau des
Doms zu Speier, dort eine Familiensepultur er-
richtet. Auch die Hohenstaufen wollten, dabei
gleichsam ihr Erbrecht auf die Kaiserkrone be-
tonend, sich in Speier begraben lassen. Und als
die Krone auf den Habsburger Rudolf über-
gegangen war, traf auch er Vorsorge, in der
alten Herrschersepultur beerdigt zu werden; aber
schon mit seinem Sohne Albrecht wird das Für-
stenbegräbnis im Speierer Dom abgeschlossen.
Unter nichtigen Erbrechtsansprüchen hatte
1688 Ludwig XIV. die Pfalz und andere links-
rheinische Gebiete besetzt; als aber in ausnahms-
weiser Einmütigkeit die deutschen Fürsten da-

gegen auftraten, mufsten die Franzosen sich
zurückziehen. Um dem „Feind“ keinen Stütz-
punkt zu lassen, wurden dabei Dutzende von
Städten in Brand gesteckt. Auch Speier traf
am 30. Mai 1689 dies Los. Man hatte den Bürgern
mitgeteilt, dafs der Dom geschont werden solle,
sie hatten daher ihre bewegliche Habe dorthin
geschafft; aber das Feuer griff über und auch
der Dom wurde vollständig eingeäschert! Es
heifst allerdings, dafs General Montclar jene Wei-
sung an die Bürger deshalb habe ergehen lassen,
um möglichst viel brennbares Material in den
Dom zu bekommen; da solche rein „operative
Mafsnahmen“ aber nicht von vornherein vom
König oder Minister befohlen werden konnten,
wird man den Beweis für jene Behauptung, etwa
aus Archiven, ebenso wenig erbringen können,
als für das Gegenteil. Schliefslich kam noch der
Befehl, den Dom d.h. seine Reste ganz zu sprengen.
Bei dieser Gelegenheit, zum Teil schon während des
Brandes, wurden nun im Kreuzgang und Dom
eine grofse Anzahl Gräber in schändlicher Weise
zerstört und geplündert, darunter auch die deut-
scher Kaiser und Könige. Sie waren ja an ihren
Monumenten und Inschrifttafeln sofort kenntlich,
und sowohl schriftliche wie mündliche Tradition
berichtete, dafs die Herrscher mit Kronen, Zep-
tern und sonstigem Schmuck bestattet seien.
Die gleichzeitige Schilderung dieser Gräuel wurde
1739 bei einer Nachgrabung vollauf bestätigt
gefunden; man traf im Brandschutt Skeletteile
und sonstigen Grabinhalt verstreut an, der dann
in einer Kiste gesammelt in einem leeren Grab
wieder beigesetzt wurde.
Die im Jahre 1900 von einer bayrischen
Staatskommission vorgenommene systematische
Nachgrabung hat über die Entwicklung der
Speierer Kaisersepultur volle Klarheit geschaffen;
zugleich ist durch die Funde in den Gräbern
eine Menge neuen Materials für Kostümkunde
beigebracht worden, das durch seine sichere Da-
tierung besonders wertvoll ist. Festgestellt ist
auch die Art, wie die Franzosen bei der Plün-

47
 
Annotationen