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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 8.1918-1920

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10./11. Heft
DOI Artikel:
Rathgen, Bernhard von: Eisenguß und Urkundenbuch der Waffengeschichte
DOI Artikel:
Loßnitzer, Johannes von: Studien aus der Waffensammlung der Veste Coburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.44570#0366

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346 B. RATHGEN, EISENGUSS UND URKUNDENBUCH DER WAFFENGESCHICHTE VIII. BAND

kann. Hoffentlich wird ein möglichst einfacher,
best wirksamer Weg gefunden und das Urkunden-
buch bald in Angriff genommen.
. An das Germanische Museum ergeht hiermit
die Bitte, wie in allen Zweigen des deutschen
Kulturlebens, so jetzt der aller bisherigen Hilfs-
mittel zur Fortbildung beraubten Waffenkunde

Pflege und Unterstützung durch die Gewährung
gastlicher Unterkunft für das Urkundenbuch an-
gedeihen zu lassen. Möge dieses dann Ähnliches
leisten wie früher die eigenen grundlegenden
Arbeiten des Germanischen Museums, wie die
„Quellen“ und die „Kunde der deutschen Ver-
gangenheit“ es segensreich getan haben.

Studien aus der Waffensammlung der Veste Coburg
Von Johannes von Lößnitzer

Herkunft und Bedeutung der Sammlung.
Im Rahmen des reichen, fast allzu vielartigen
Kunst- und Altertümerbesitzes der Coburger Veste
bilden die Waffen eine nach Art und Zahl hervor-
ragende Sonderabteilung. Ihre vor mehr als
zwanzig Jahren durch Karl Koetschau geplante
und begonnene Sichtung und Neuordnung wurde
bedauerlich lange durch drängende Arbeiten in
den sehr wertvollen, vor Schädigung zu schützen-
den Beständen an Graphiken, Gemälden und Bild-
werken, an Kunstgläsern, Keramiken, Selbst-
schriften und Erzeugnissen frühen Kunsthand-
werks verzögert. Die letzten zehn Jahre hemmte
der noch immer unvollendete Festungsumbau mit
unaufhörlichen Umräumungen jede geregelte Ord-
nungstätigkeit. So mufste ich gerade die mir
nächstliegende Aufgabe zur voraussichtlich letzten
Berufsbetätigung werden lassen.
Für die jetzt auf der alten Veste mit ihrer
vielbewegten Vergangenheit verwahrten Waffen
als Ganzes kennzeichnend ist festzustellen, dafs
nur ein Teil als „alter Besitz“ zu werten ist. Zum
eigentlichen Stamme des einst wohlbewehrten, in
den Stürmen des 16. und 17. Jahrhunderts viel-
bewährten, im Bauern-und Dreifsigjährigen Kriege
zur Geschützverteidigung ausgebauten, umfäng-
lichen Waffenplatzes gehören gute Harnische auf
Mann und Rofs, Klingen- und Stangenwaffen,
Geschütze aller Kaliber und Handfeuerwaffen,
letztere in grofser Zahl und zum Teil aus städti-
schem Besitze und aus dem Gothaer Schlosse
zugewachsen, Knecht-, Pikenier- und Musketier-
harnische, Backen- und Eisenhauben aller Art
und ^Sturmab wehr mittel, wie Pechkränze, Fufs-
angeln und dergleichen. -Die Festungsinventarien
von 1505 —1515, 1550, 1584, 1601 und 1603 weisen
reichen Rüstkammerbestand an Augsburger und
Nürnberger Harnischen nach. Sie benennen die
Fürsten und Herren, auf welche sie „geschlagen“
und mit deren Wappen und Initialen sie bezeichnet

waren. Von ihnen sind uns zu wehmütigem Ge-
dächtnisse nachweislich nur der „Bernhard-Har-
nisch“, ein auf Herzog Casimir und ein auf dessen
Hofnarren geschlagener, neben unbezeichneten
Maximiliansharnischen und Rofsgeliegern ge-
blieben.
Ebenso bedauerlich ist der gänzliche Verlust
an waffengeschichtlich bedeutsamen, in genannten
Inventarien nach Zahl und Art verzeichneten, zum
ritterlichen „Freythurnier“ bestimmt gewesenen
Rennstangen, an Rennsätteln, Sammet-und Seiden-
decken usw., wie solche noch zu Anfang des
17. Jahrhunderts bei höfischen Prunkaufzügen („In-
ventionen“) gebraucht wurden und uns jetzt leider
fast nur noch in Bildern und Turnierbüchern vor-
geführt werden. Kurfürst August von Sachsen
liefs schon 1581 allein an „grofsem Geschütz«
69 Stück von der Veste nach Leipzig bringen.
Die zu Beginn des Dreifsigjährigen Krieges von
den bayerisch-kulmbachischen und schwedischen
Baumeistern Gideon Bacher und Cornelius von Afs
neu ausgebaute und verstärkte Festung wider-
stand 1632 Wallensteins Ansturm unter des schwe-
dischen Obristen von Taupadel und seiner tapferen
Reiter Besatzung, kapitulierte aber 1634 durch
„Verrat“ vor Lamboys schwächlichem Angriffe.
Nun folgten unaufhörliche Einbufsen an kost-
barem Material aller Art, bis endlich von 1802
bis 1806 das „Festungsgeschütz“ von der Regie-
rung „veräufsert“ wurde. Um dieselbe Zeit ver-
kaufte Minister von Kretschmann nachweislich
Rofsharnische an das Tower-Museum in London.
Als schwacher Trost blieben uns drei wahrschein-
lich unbequem zu verpackende kostbare Rofs-
gelieger. Herzog Franz Friedrich Anton, der
Stifter unseres Kupferstichkabinetts, verwandte
den Erlös zur Bereicherung der jetzt viele Mil-
lionen werten Graphikensammlung-.
Erst zu Anfang und in der Mitte des vorigen
Jahrhunderts erweckten die Herzöge Ernst I. und
 
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