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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 8.1918-1920

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7. Heft
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Preradović, Dus̆an von: Wie es um die Bewaffnung und die Munition der Festung Sziget im Jahre 1559 bestellt war
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https://doi.org/10.11588/diglit.44570#0226

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206

PRERADOVIC, BEWAFFNUNG. UND MUNITION DER FESTUNG SZIGET 1559

VIII. BAND

Wie es um die Bewaffnung und die Munition
der Festung Sziget im Jahre 1559 bestellt war
Von D. von Preradovic

Die ersten Septembertage des Jahres 1566
haben weltgeschichtliche Bedeutung er-
langt durch den Kampf um die Festung
Sziget in Südungarn, unfern der slawonischen
Grenze. Einen Monat währte die Belagerung
dieses Bollwerks durch die Türken, geführt von
ihrem Sultan Soliman II., genannt der „Präch-
tige“. Verteidigt wurde Sziget durch den Banus
von Kroatien, den Grafen Nikolaus von Zrin, dem
im ganzen 2600 Streiter unterstanden. Keiner
der beiden Führer sollte das Ende der Belage-
rung erleben. Der Grofsherr starb noch recht-
zeitig, ohne den Zusammenbruch seines Ruhmes
zu schauen; der Banus Zrin fiel beim heroischen
Ausfälle aus Sziget, da er den Fall der ihm an-
vertrauten Feste nicht überleben wollte. Dieses
erhebende Drama hat durch viele Federn der
Zeitgenossen und Epigonen seine gebührende
Verherrlichung erfahren und ist nimmer aus der
Menschen Gedenken gewichen.
Der zum geflügelten Worte gewordene Aus-
spruch Farraguts von den hölzernen Schiffen,
die von eisernen Herzen zum Siege geführt
werden, findet Anwendung auf die recht unzu-
länglichen Armierungsverhältnisse von Sziget,
das, von Löwenherzen verteidigt, die an 90000
Mann starke osmanische Zernierungsarmee zum
Stehen und zum schliefslichen Abzüge zwingt.
Wie die Armierungs- und sonstigen militärischen
Verhältnisse in Sziget 1566 gewesen sein moch-
ten, kann an jenen wenig erbaulichen Zuständen
ermessen werden, die wenige Jahre (1559) vorher
dort herrschten und den nachmaligen Kaiser
Maximilian II. zum Eingreifen zwangen. Noch
nicht veröffentlichte Schriftstücke versetzen uns
in die Lage, hinter die Kulissen zu schauen und
zu überblicken, welch grofse Schwierigkeiten zu
bewältigen gewesen sein müssen, um selbst
„Löwenherzen“ nicht schon von vornherein an jeg-
lichem 'guten Erfolg verzweifeln zu lassen.
Die Bedeutung Szigets war den damaligen
Herrschern Österreichs nur zu wohL bewufst, da
'diese Festung neben Kanizsa die wichtigste
Schutzwehr für die innerösterreichischen Länder
bildete. Ungeachtet seiner militärischen Wich-
tigkeit war Sziget. wohl nur ein schwacher,
meist nur durch Erdwerke umschlossener Flatz,

der hauptsächlich durch ausgedehnte Sümpfe, die
aber im Hochsommer gewöhnlich austrockneten,
gesichert war1). Die Erhaltung- dieses Bollwerks
für das Reich lag demgemäfs Maximilian (König
von Böhmen), der mit der Landesverteidigung
betraut war, sehr am Herzen. Am 17. Februar
1559 schrieb er aus Prefsburg seinem kaiserlichen
Vater unter anderem auch folgendes: „. . . Neben
dem allen so eruordert auch in mafsen es Eurer
Maj. Vngarische Rät anmelden vnd Eur. Maj.
vorhin selbs genadigelich bedacht haben, die
hoch vnd vnuermeidlich notturfft, dieweil Eur.
Maj. augenscheindlich sehen, das Sigeth den Türg-
gen so hoch In Augen gelegen, das auch Ev.
Maj. auf Fürsehung vnd erhaltung desselben dest
fürnemblicher bedacht seien . . .“. Und nachdem
Maximilian den Kaiser auf die „Relation derer
Commissary, welche mit Jüngster Betzallung
hinein (nach Ungarn) abgefertigt gewesen, so
auch (nämlich die Relation) hineben liegt, die am
geschütz vnd annderen khriegsrüstungen er-
scheinenden mangl mit Verordnung gethon hab“,
aufmerksam macht, kann er doch auch nicht um-
hin, „. . . seine sunliche vnd gehorsamste mainung
nit pergen, das solche Fürsehung vnd erstatten
wenig Frucht bringen wirdet, wo nit des
khriegsvolckhs Contentierung vnd Betzallung
desselben ausstendiger besoldung darauf dann
die Hinneinferttigung der abgeenden Muniton
angestellt gleich mit volgen solle . . .“ Ferner
im weiteren Verlauf dieses sehr offenen, männ-
lichen und aufrichtigen Schreibens „. . . Als auch
die vorigen (in Wien stattgehabten) beratschla-
gungen souill derselben des khriegswösens halb
beschehen mit sich bringen, allweill zweiff lieh,
ob der Feindt mit gwalt antziehen werde oder
nit, das man sich in omnem eventum gefafst
machen solle dem Feindt so er antzeucht zu
begegnen, Vnnd lanndt Vnd leiit vor seiner
Tyranney zu rötten, od aber so er aufs-.
9 Diese Sümpfe, die das Flüsschen Almas bildete,
umgaben das von Valentin Török erbaute Hauptwerk. Drei
tiefe Wassergräben umzogen das Hauptwerk; in dessen
Mittelpunkt stand das von fünf Bollwerken begrenzte Schlofs.
Westlich lag der Marktflecken mit doppeltem Graben und .
durch Wald umschlossen. Siehe Fefsler, Geschichte von
Ungarn, 3. Band, S. 573 (1874).
 
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