7. HEFT
HANS STÖCKLEIN, MÜNCHNER KLINGENSCHMIEDE
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und dessen Griff eine unzweifelhafte Arbeit des
Münchner Messerschmiedes Othmar Wetter ist.
Marke 53 ist auch auf einem
Schwert (G 843) in den Ver-
einigten Sammlungen Karls-
ruhe, dessen Klinge, wie ich an-
derweitig noch beweisen werde,
von dem Münchner Messer-
schmied Hans Seepronner ver¬
ziert ist und den für diesen Meister eigentüm-
lichen Inschriftenwirrwar
SPE ET PATIEIS
PVGNA PRO RA
aufweist. Ich glaube, die vorstehenden Beispiele
genügen, um auch das verkehrte S den Ständlern
zuzuschreiben. Zeitlich dürfte wieder Wolfgang
Ständler in Frage kommen.
Ein Zweihänder von unverkennbar Münchner
Arbeit im Museum Salzburg ist gezeichnet mit
der Marke 55, in der wir vielleicht eine Arbeit
H
Marke 55.
des Klingenschmie-
» a des Hans Ständler
• erblicken dürfen.
Uber diesen Hans
Ständler habe ich
die bekanntgewordenen Nachrichten bereits Z. f.
h. W. V, 249 gegeben. Nachzutragen wäre, dafs
ein Hans Ständler, Klingenschmied, 1650 im Steuer-
buch der Stadt vorkommt. Über die Verwandt-
schaft dieses Meisters mit dem älteren Hans
Ständler habe ich nichts gefunden.
Bevor ich das Kapitel Ständler schliefse und
zu den anderen Münchner Klingenschmieden über-
gehe, will ich noch ein paar scherzhafte moderne
Fälschungen der Ständlermarken anführen’. Der
moderne Fälscher von Zweihändern hatte offen-
bar eine K linge von Wolfgang Ständler vor Augen,
als er die Zeichen auf Marke 56 schuf. Aber die
Originalklinge war stark verputzt und so passierte
Marke 56.
es dem modernen Meister, dafs er aus dem ur-
sprünglichen Reichsapfel eine halb angeschnittene
Kugel und ein I machte. Ein Zweifel ist nicht
möglich, die Fälschung ist absolut sicher, denn,
angenommen der Längsbalken des Reichsapfels
sei verputzt, so müfste doch auch von dem Quer-
balken, der jetzt scharf als I eingehauen ist, etwas
verputzt sein. Im übrigen sind diese falschen
Zweihänderklingen aus gemeinem. Blech ausge-
schnitten und die Schneiden zugefeilt, also nicht
einmal geschmiedet. Muster dieser Fabrik fand
ich im Rathaus in Stein am Rhein, im Museum
Salzburg, Museum Ferdinandeum Innsbruck, Mu-
seum Schaffhausen und jetzt im Kriege bei einem
Privatsammler in Tournai. Vielleicht gelingt es
auf Grund dieser Angaben, den Gauner noch
näher einzukreisen und festzunageln. Nun wäre
es aber nicht schön, mit dem Schattenbild zu
enden; so mag denn ein herzhaft altdeutscher
Spruch auf einem Zweihänder (Nr. 1234) in Mün-
chen das Kapitel besehliefsen:
Das Schlat (Schwert) bin (ich) genandt
Ich zeich Kaiser und Kinig durch ir Landt
Kaiser und Kinig, Firsten und Fieren und Haubleit
Wa man ein gueten Monet Sol geit.
Ein Schlat Schwert bin ich genandt
Got behiet den .der mich fierd in der Handt
Das ers mit Got und Eren wol bedraht
Ich mues sein miten in der Schlat.
(Fortsetzung folgt)
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HANS STÖCKLEIN, MÜNCHNER KLINGENSCHMIEDE
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und dessen Griff eine unzweifelhafte Arbeit des
Münchner Messerschmiedes Othmar Wetter ist.
Marke 53 ist auch auf einem
Schwert (G 843) in den Ver-
einigten Sammlungen Karls-
ruhe, dessen Klinge, wie ich an-
derweitig noch beweisen werde,
von dem Münchner Messer-
schmied Hans Seepronner ver¬
ziert ist und den für diesen Meister eigentüm-
lichen Inschriftenwirrwar
SPE ET PATIEIS
PVGNA PRO RA
aufweist. Ich glaube, die vorstehenden Beispiele
genügen, um auch das verkehrte S den Ständlern
zuzuschreiben. Zeitlich dürfte wieder Wolfgang
Ständler in Frage kommen.
Ein Zweihänder von unverkennbar Münchner
Arbeit im Museum Salzburg ist gezeichnet mit
der Marke 55, in der wir vielleicht eine Arbeit
H
Marke 55.
des Klingenschmie-
» a des Hans Ständler
• erblicken dürfen.
Uber diesen Hans
Ständler habe ich
die bekanntgewordenen Nachrichten bereits Z. f.
h. W. V, 249 gegeben. Nachzutragen wäre, dafs
ein Hans Ständler, Klingenschmied, 1650 im Steuer-
buch der Stadt vorkommt. Über die Verwandt-
schaft dieses Meisters mit dem älteren Hans
Ständler habe ich nichts gefunden.
Bevor ich das Kapitel Ständler schliefse und
zu den anderen Münchner Klingenschmieden über-
gehe, will ich noch ein paar scherzhafte moderne
Fälschungen der Ständlermarken anführen’. Der
moderne Fälscher von Zweihändern hatte offen-
bar eine K linge von Wolfgang Ständler vor Augen,
als er die Zeichen auf Marke 56 schuf. Aber die
Originalklinge war stark verputzt und so passierte
Marke 56.
es dem modernen Meister, dafs er aus dem ur-
sprünglichen Reichsapfel eine halb angeschnittene
Kugel und ein I machte. Ein Zweifel ist nicht
möglich, die Fälschung ist absolut sicher, denn,
angenommen der Längsbalken des Reichsapfels
sei verputzt, so müfste doch auch von dem Quer-
balken, der jetzt scharf als I eingehauen ist, etwas
verputzt sein. Im übrigen sind diese falschen
Zweihänderklingen aus gemeinem. Blech ausge-
schnitten und die Schneiden zugefeilt, also nicht
einmal geschmiedet. Muster dieser Fabrik fand
ich im Rathaus in Stein am Rhein, im Museum
Salzburg, Museum Ferdinandeum Innsbruck, Mu-
seum Schaffhausen und jetzt im Kriege bei einem
Privatsammler in Tournai. Vielleicht gelingt es
auf Grund dieser Angaben, den Gauner noch
näher einzukreisen und festzunageln. Nun wäre
es aber nicht schön, mit dem Schattenbild zu
enden; so mag denn ein herzhaft altdeutscher
Spruch auf einem Zweihänder (Nr. 1234) in Mün-
chen das Kapitel besehliefsen:
Das Schlat (Schwert) bin (ich) genandt
Ich zeich Kaiser und Kinig durch ir Landt
Kaiser und Kinig, Firsten und Fieren und Haubleit
Wa man ein gueten Monet Sol geit.
Ein Schlat Schwert bin ich genandt
Got behiet den .der mich fierd in der Handt
Das ers mit Got und Eren wol bedraht
Ich mues sein miten in der Schlat.
(Fortsetzung folgt)
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