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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 8.1918-1920

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8. Heft
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Forrer, Robert: Ein Kalender für König Matthias Corvinus mit Darstellungen gotischer Büchsenschützen: Ein Beitrag zur Kenntnis der ältesten ungarischen Handfeuerwaffen
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Schwietering, Julius: Schwerter mit Ringknauf
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https://doi.org/10.11588/diglit.44570#0260

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ROBERT FORRER, EIN KALENDER FÜR KÖNIG MATTHIAS CORVINUS

VIII. BAND

gewisser Kleidungsstücke oder die Zusammen-
stellung der Farben, die unterscheidende Merk-
male bildeten, nicht zu vergessen selbstredend die
unterscheidenden, welche die Formen der Schutz-
wie der Angriffswaffen boten. Hier liegt der For-
schung noch ein grofses Gebiet frei. Unser Kalen-
darium bietet auch dazu wertvolle Fingerzeige,
denn es läfst deutlich kostümliche Unterschiede
erkennen, die in engerem Zusammenhang mit der
Art der Bewaffnung stehen. Alan beachte, wie die
oben auf Grund der Bewaffnung und der Waffen-
führung geschiedenen Gruppen sich auch kostüm-
lich voneinander unterscheiden und wie anderer-
seits die in jener Hinsicht Zusammengehörenden
trotz einzelner Verschiedenheiten im Kostüm doch
sich als zusammengehörend zu kennzeichnen
wissen. Die Gruppe der längs des Rohres zielen-
den Büchsenschützen Abb. 8 a und 8 b ist scharf
gekennzeichnet durch blaues Wams mit ganz
kurzem, scharf abstehendem Schofs und Filz-
hut nach Jägerart. Die andere Gruppe Abb. 8 c
und 8g ist durch roten Fez als zusammengehö-
rend gekennzeichnet und dadurch, dafs das ganze
Gewand auf einen dunkleren Ton zusammen-
gestimmt ist, auf braun und schwarz, wobei
diese Farben sich nur verschieden verteilen, denn
einmal ist das Wams schwarz, das andere mal

haben die Beinlinge diese Farbe. Unwillkürlich
wird man an die Bezeichnung der Leibtruppe des
Königs Matthias als „schwarze Rotte“ erinnert.
Schwarzfarben sind auch die Beinlinge des
Knechtes Abb. 8 c und schwarz die Mütze seines
Genossen Abb. 8 h, die engere Zusammengehörig-
keit dieser Gruppe wird jedoch vom Künstler be-
sonders angedeutet durch die mipartigemusterte
Jacke.
Auch insofern bietet unser Kalender einen
neuen Fingerzeig, als er mit dem wachsenden
Kaliber auch die militärische Würde des Büchsen-
schützen wachsen zeigt. Die Gruppe Abb. 8e
und 8 h mit geringster Feuerwirkung repräsentiert
ersichtlich den untersten Rang, den einfachen
Kriegsknecht. Ungleich höher stehen schon die
Büchsenschützen mit „Gewehren“ Abb. 8 a und 8 b,
was sich im Gewandschnitt sehr deutlich aus-
prägt. Und noch höher der Schütze, der das
schwere Rohr Abb. 8d entzündet — in ihm ver-
körpert sich, obwohl er keine Rüstung trägt,
deutlich der ritterliche Rang. Damit vergleiche
man, dafs auch in anderen Handschriften, die
Büchsenschützen darstellen, das schwerere Ka-
liber wiederholt von Reisigen bedient wird und
dafs in den Akten die Büchsenmeister beritten
erscheinen.

Schwerter mit Ringknauf
Von J. Schwietering

Dechelette hat im Katalog der Sammlung
Millon1) bei Gelegenheit eines zu dieser
Sammlung gehörigen römischen Schwer-
tes mit Ringknauf, das in der Saöne gefunden
wurde, sechs andere Schwerter und Dolche vom
gleichen Typus zusammengestellt, von denen sich
mehrere schon durch ihre Fundumstände ohne
weiteres als römische Waffen erweisen. Diese
Schwerter zeichnen sich 'dadurch aus, dafs die
auslaufende flache Zunge des nach oben mond-
sichelförmig anschwellenden Knaufrings mit der
Griffangel vernietet ist, nachdem ein wulstiger
klingenabschliefsender Querriegel hinübergescho-
ben war. Im Berliner Zeughaus befindet sich ein
gleiches Exemplar (Nr. 05, 172, s. Abb. 1), das nach
dem Führer (1914) S. 33 fälschlich ins 9.—10. Jahr-
hundert gesetzt wird. Ringfortsatz und Angel,
- ■ x-
9 Jos. Dechelette, La collection Millon. Antiquites pr£-
historiques et gallo-romaines (Paris 1913). S. 246fr.

die zu etwa dreiviertel Teilen übereinander liegen
sind mehrmals vernietet, der Querriegel ist ge-
sondert und also nicht nach Aussage des bei-
liegenden Etiketts mit der Klinge aus einem Stück
geschmiedet. Auch die Mafse entsprechen durch-
schnittlich den von Dechelette gegebenen: Ge-
samtlänge des Schwertes 76,2 cm; Klingen-
länge 58,5 cm; obere Klingenbreite 5,3 cm; Ge-
samtlänge des Griffs 15,7 cm; Ringhöhe 7,25 cm;
Ringbreite 7,3 cm; Länge und Dicke des Quer-
riegels 7,2 und 2 cm. Am Ringknauf und Quer-
riegel finden sich Spuren eines goldtauschierten
Blattrankenornaments. Besser erhalten ist das
Ornament eines ähnlichen, ebenfalls noch nicht
publizierten Ringschwertes der Sammlung Dreger,
Berlin -(s. Abb. 2)2). Knauf und Querstück sind
durch Palmetten in fortlaufenden Rundbögen ge-
2) Die Photographie verdanke ich dem gütigen Ent-
gegenkommen Herrn Dr. Dregers.
 
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