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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 8.1918-1920

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7. Heft
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Haenel, Erich: Zur ältesten Geschichte der Dresdner Rüstkammer
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https://doi.org/10.11588/diglit.44570#0201

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Zur ältesten Geschichte der Dresdner Rüstkammer

Von Erich Haenel

II.
Dresdner Künstler und Handwerker im Dienste
der Rüstkammer 1583—1585.
Die Freude an dem Besitz von Wehr und
Waffen, die bei den Wettinern besonders in Kur-
fürst August sein Leben lang rege war, und von
deren Ergebnissen die früher hier wiedergegebenen
Inventare von 1561, der Dehnsche Nachlafs, und
1568 Zeugnis ablegen (Bd. VII, 311), liefs auch
den Sohn Augusts noch zu Lebzeiten des alten
Herrn an die Schaffung einer Rüstkammer den-
ken. Im Archiv des Historischen Museums be-
findet sich ein Pergamentband „Rüstkammer-
rechnungen bei Hertzogk Christians zu Sachsen
Kleinen Regierung anno 1583, 84 und 85 be-
schlossen. Durch Christoff Kohlreutern geheimen
Cammerdienern“. Jeweils nach den Quartalen
Reminiscere, Trinitatis, Crucis und Luciae zu-
sammengerechnet, bieten diese Rechnungen nicht
nur wertvolle Angaben der Preise, die damals für
handwerkliche Arbeiten aller Art gezahlt wurden,
sondern auch durch die sorgfältige Nennung' der
Empfänger wichtige Beiträge zur Geschichte des
künstlerischen und gewerblichen Lebens in der
zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Die Aus-
gaben betrugen im Jahre 1583: 1836 fl. 3 Gr. 5 Pf.,
1584: 2738 fl. 12 Gr. 4 Pf., 1585: 1671 fl. 20 Gr.
11 Pf., zusammen 6246 fl. 15 Gr. 8 Pf. Der meifs-
nische Gulden, der auch nach der Annahme des
Guldengroschen oder Talers,’ zu neun Stück aus
der feinen Mark == 24 Groschen, mit 21 Groschen
zu je 12 Pfennigen als Zahlungseinheit fortlebte,
hatte einen Metall(Münz)wert von etwa 4,70 M„
dagegen, wie die von Diener-Schönberg (Z. f. h.W.
IV, 311) aufgestellte Vergleichstabelle der Lebens-
mittelpreise beweist, einen . Kaufwert von etwa
21 M. Hiernach ergibt sich für die Ausgaben am
Hofe des jungen Kurprinzen in den genannten drei
Jahren ein Betrag von rund. 131000 M. heutiger
Währung". Bedenkt man, dafs es sich bei den Aus-
gaben zum grofsen Teile um Ergänzungen, Wieder-
herstellungen und Aufstellungs-und Ausstattungs-
gegenstände, und nur zu einem kleineren Teil um
Neuanschaffungen handelt, so werden wir uns der

Rolle bewufst, die das Waffenwesen in dem Wirt-
schaftsplan des kurprinzlichen Haushaltes spielte.
Von einer vollständigen Wiedergabe der
Rechnungsabschriften kann hier um so eher ab-
gesehen werden, als sich darunter zahlreiche
Posten befinden, die rein handwerklichen Arbeiten
niederer Art gewidmet sind, deren Meister heute
keine Beachtung mehr verdienen. Es erschien
dagegen zweckmäfsig, die Namen der Meister, den
wichtigen Gewerken nach, so zusammenzustellen,
dafs diejenigen Lieferungen, die entweder ihrer
waffen- oder handwerksgeschichtlichen Bedeutung
oder ihren Preisen nach Hervorhebung verdienen,
im Anschlufs an die Namen kurz vermerkt wurden.
In 23 Gruppen, die von den Metallarbeitern über
die Holzarbeiter, die Leder- und Textilarbeiter
bis zu den Malern führen, konnten so 58 Meister
festgestellt werden. Eine Anzahl davon sind be-
kannt; C. Gurlitts Aufsatz über Dresdner Waffen-
schmiede (Z. f. h. W. I, 265), der sich auf archiva-
lische Studien stützt, bot mancherlei Anhalt,
anderes ist aus dem Archiv des Historischen Mu-
seums und dem Material^ welches die Sammlung-
selbst bietet, neu beigebracht worden. Die in
Klammern gesetzten Zahlen bezeichnen die Seiten
des 108 Seiten enthaltenden Bandes, auf denen
die Meister genannt sind. Die Originaltexte sind
in folgender Form gehalten, z. B.:
3 fl. -— Goldschmiden Wendel und der Linden^ vor
silberne seckle an ein rappir unnd tolchhefft,
dan von baiden hefften mit silbernen thrat
zu bewinden ■ ''
Bei der Wiedergabe wurde die heutige Recht-
schreibung beibehalten.
1. Messerschmiede:
S e y f r i d t, Barbart. Einer der meistbeschäftig-
ten Meister, der mit seinen Gesellen sowohl
die Lieferung neuer Stücke, ’wie welsche
Dolch- und Säbelklingen, vergoldete und
verzinnte. Schwerter mit den Gefäfsen,
Fausthämmer, Rappiere, Kordelasse, Gür-
tel und Scheidenbeschläge, Vierecker als
auch allerhand Reparaturen sowie Putz-
- und Reinigungsarbeiten übernimmt.’ Da
•. 24
 
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