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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 8.1918-1920

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12. Heft
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Literatur
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Vereins-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.44570#0417

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LITERATUR — VEREINS-NACHRICHTEN

12. HEFT

auf das La-Tene-Schwert zurückgehenden Spatha der
Völkerwanderungszeit nachgewiesen wird. Das schon im
6. Jahrhundert hervorgetretene Bestreben, die Klinge durch
Damaszierung („wurmbunte Klingen“) und, wie namentlich
in der Karolingerzeit, durch eingelegte Inschriften und
Ornamente zu verzieren7), wird in der Sammlung durch zwei
Schwerter vom 6.— 8. Jahrhundert mit wechselndem Damast-
muster (Winkeldamast und Wurmornament), und ein der
Inschriftengruppe mit dem Namen des Klingenschmiedes
Ulfberht angehöriges karolingisches Schwert vom 8. Jahr-
hundert mit eisentauschierter Verzierung aufs beste veran-
schaulicht. Auch aus der zweiten Inschriftengruppe vom
n.—12. Jahrhundert mit dem Namen des Schwertschmiedes
Ingelred besitzt die Sammlung ein fragmentarisches Be-
legstück mit eisentauschierter Inschrift, während zwei wei-
tere Schwerter dieser Zeit mit pilz- und linsenförmigem
Eisenknauf eisengestanzte bzw. silbertauschierte Inschriften
zeigen.
Die in neun vortrefflichen Exemplaren vorhandenen
Schwerter vom 13.—14. Jahrhundert, mit scheiben- und
birnenförmigen, konischen und pyramidenförmigen Eisen-
knäufen, sind zum Teil mit in Zinn oder Messing einge-
legten Marken gezeichnet, und lassen bereits gegen Ende
dieses Zeitraums durch die gleichrr älsige Verjüngung der
Klinge zur Spitze erkennen, daß sie im Ei) klang mit der
Ausgestaltung des Plattenharnischs nicht mehr allein zum
Hieb, sondern auch zum Stich gebraucht wurden, wie
denn auch in der Tat Stofsschwerter mit spitzzulaufenden
Gratklingen schon 1386 in der Schlacht bei Sempach zur
Anwendung kamen.
Am deutlichsten zeigt sich dies bei den durchweg
mit eingelegten Messingmarken versehenen elf Schwertern
7) Siehe R. Wegeii: Inschriften auf mittelalterlichen
Schwertklingen (Z. f. h. W. 3, 177, 218, 261 und 290).

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des 15. Jahrhunderts, die sich durch Verlängerung des Griffs
zum Anderthaibhänder entwickeln, und infolge der allmäh-
lichen Umgestaltung zur Stolswaffe und der beginnenden
Ausbildung der Fechtkunst auch eine Verminderung der
Klingenbreite aufweisen.
Drei zweischneidige Kurzschwerter aus derselben
Zeit in Form der Hauswehre bilden den Übergang zu dem
einschneidigen Schweizerschwert oder der Schwei-
zerwehre, die sich durch die Klingenform von dem aus dem
Schweizerdolch herausgewachsenen Schweizerdegen
unterscheidet. Da die von beiden Arten in der Sammlung
enthaltenen Exemplare bereits in der Monographie Wegelis
„Der Schweizerdegen“ (Beilage zum Jahresbericht des
Historischen Museums in Bern, 1910) behandelt, und in der
eingangs erwähnten Besprechung näher gewürdigt worden
sind, so kann füglich hiermit auf letztere Bezug genommen
werden8). Wie dort schon hervorgehoben, ist hinsichtlich
der zeitlichen Fixierung der Entwicklung des Schweizer-
degens aus dem Schweizerdolch dem Verfasser Wegeli der
überzeugende Nachweis geglückt, daß dieser Übergang un-
gefähr mit der Entstehungszeit der Berner Bilderchroniken
zusammenfällt und jedenfalls nicht viel früher als 1470 an-
zusetzen ist.
Da auch in den beiden Jahresberichten von 1918 und
1919 die Ausführungen des Verfassers sowohl durch die
vorzüglichen photographischen Abbildungen der haupt-
sächlichsten Stücke, wie durch die dem Text beigegebenen
künstlerischen Zeichnungen des hervorragenden Malers und
Heraldikers Rudolf Münger eine wesentliche Unterstützung
finden, so darf den weiteren Veröffentlichungen mit allsei-
tigem Interesse entgegengesehen werden.
8) Siehe auch W. Blum: Der Schweizerdegen. (An-
zeiger für schweizerische Altertumskunde 1919, S. 109ff.)
W. Rose.

■. .. • -- -
VEREINS-NACHRICHTEN

Geschäftsbericht des 1. Schriftführers
des Vereins für historische Wafftnkunde.
Wie schon in Band 8, Heft 9, dieser Zeitschrift zum
Ausdruck gebracht, hat der Geschäftsführende Ausschufs
des Vereins im Hinblick auf die derzeitigen Reise- und
Unterkunftsschwierigkeiten es für geboten erachtet, den
Herren Mitgliedern des Vereins den Vorschlag zu unter-
breiten, von der Abhaltung der ordentlichen Hauptver-
sammlung, die gemäfs § 21 der Satzungen in diesem Jahre
hätte stattfinden sollen, abzusehen. Dementsprechend sind
die Herren Mitglieder hiervon durch besondere Rundschrei-
ben vom April d. J. mit dem gleichzeitigen Bemerken be-
nachrichtigt worden, dafs, sofern kein Widerspruch erfolge,
die amtliche Tätigkeit des Vorstandes als auf weitere zwei
Jahre verlängert angesehen werden würde. Da ein der-
artiger Widerspruch von keiner Seite erfolgt ist, so ist der
bisherige Vorstand im Amte verblieben und beehrt sich
hiermit, den Geschäftsbericht des 1. Schriftführers zur Kennt-
nis zu bringen:
Auch in den zwei Jahren seit der letzten Hauptver-
sammlung in Berlin am 12./13. Oktober 1918 hat der Verein
schmerzliche Verluste erlitten, indem er das Hinscheiden

der nachbenannten Herren Mitglieder zu beklagen ge-
habt hat:
Seine Hoheit Herzogjohann Albrecht zu Meck-
lenburg, Schlofs Wiligrad bei Schwerin.
Kgl. Preufs. Major a. D. Gohlke, Berncastel.
Frau Marianne Kautsch, Steyr (Oberösterreich).
Historiker H. von Kohlhagen, Bamberg.
Professor Klaus Meyer, Düsseldorf.
Kgl. Preufs. Oberstleutnant Ludwig Meyer, Berlin-
Wilmersdorf.
Kgl. Preufs. Hauptmann Adolf Montfort, Prenzlau.
Dr. von der Nahmer, Köln a. Rhein.
Ingenieur Egon Neumann, Köln a. Rhein - Ehren-
feld.
K. u. k. Linienschiffskapitän d. R. von Preradovid,
Wien.
Kgl. Sächs. Major Ernst Wilhelm Schumann
Kamenz.
Ehre ihrem Angedenken!
Trotz dieser Verluste hat sich die nach dem Geschäfts-
bericht zur Berliner Hauptversammlung 1918 bereits auf
216 gesunkene Mitgliederzahl durch den Hinzutritt neuer
Mitglieder nicht nur auf der gleichen Höhe gehalten, son-
dern sogar auf 220 gehoben, was immerhin als ein erfreu-
licher Beweis für das den Zwecken und Zielen des Vereins
dargebrachte Interesse gelten darf.
 
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