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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 8.1918-1920

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10./11. Heft
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Sommerfeldt, Gustav: Biographisches über die Rüstmeister in Dresden, Johann v. Schukowski und Johann Kempff
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https://doi.org/10.11588/diglit.44570#0370

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350

G. SOMMERFELDT, BIOGRAPHISCHES ÜBER DIE RÜSTMEISTER IN DRESDEN

VIII. BAND

Biographisches über die Rüstmeister in Dresden,
Johann v. Schukowski und Johann Kempff

Von Gustav Sommerfeldt

Nicht lange nach Veröffentlichung meines
Beitrages über die Anfangszeit der Rüst-
kammer zu Dresden Bd. 8, S. 256,
wurde ich auf einen im hiesigen Stadtarchiv
befindlichen wenig umfangreichen Faszikel auf-
merksam, der einige Schreiben des Dresdner
Rüstmeisters Johann v. Schukowski und seines
Vetters, des Hofmeisters beim Herzog von
Liegnitz-Brieg, Albrecht v. Schukowski, um-
fafst. Am wichtigsten erschien mir eines, das der
Rüstmeister aus Dresden unterm 28. Dezember
1544 an den Vetter gerichtet hat, und ich habe
es im ,,Neuen Archiv für sächsische Geschichte“
41, 1920, S. 133—134 dem Wortlaute nach mit-
geteilt1). Es ist privater Natur und dient uns
wesentlich zur Bestätigung der Tatsache, dafs
Johann v. Schukowski viel auf Reisen — er war
damals soeben von einer solchen aus Frankreich
zurückgekehrt — sich befunden hat.
Interessant ist später z. B. die Einladung des
Kurfürsten Joachim von Brandenburg an August
von Sachsen zur Teilnahme an den vom Berliner
Hof veranstalteten Fastnachtsbelustigungen des
Jahres 1559. Kurfürst August glaubte sie mit
Schreiben d. d. Stolpen 30. Januar 1559, nicht an-
nehmen zu können2). Über die Marstallangelegen-
heiten zu Dresden sprach er sich in einem vom
selben Tage aus Stolpen datierten Schreiben an
Joachims Sohn, den Prinzen (Markgraf) Johann
Georg, aus3). Es ergibt sich, dafs zum 8. Februar
1559 im voraus der Johann v. Schukowski, der
aber in der anschliefsenden Korrespondenz „Rüst-
meister Polack“ genannt wird, mit Rennpferden
und allerhand Reitmaterial, dabei begleitet von
einem „Waidmann“, an den Hof nach Berlin ge-
sandt worden war. Auch an der zu Fastnacht
damals üblichen Bärenjagd teilzunehmen, hatte

9 Auch später waren die Beziehungen zwischen Dres-
den und dem Hofe zu Brieg lebhaftester Art. So dankte
Kurfürst Christian I. d. d. Dresden 13. September 1585 dem
Herzog Georg von Liegnitz-Brieg für dessen vorausge-
gangenes Schreiben vom 2. September 1585 und die Über-
sendung eines schwarzbraunen Rosses: Hauptstaatsarchiv
zu Dresden, Kopial 534, Blatt 469—470; vgl. auch Blatt
539—541.
2) Hauptstaatsarchiv zu Dresden, Kopial 300, Bl. 12.
s) Ebenda Bl. 12 und 13.

Joachim den Kurfürsten August aufgefordert, der
aber in diesem Punkte ganz ablehnend ant-
wortete1). Im erwähnten Brief an den Prinzen
Johann Georg heifst es:
haben euer Lieb den freundliche Danclc-
schrifft von wegen unsers zugefertigten Lüst-
meisters und der mitgeschickten Rengäule und
Zeuge, auch darneben ein Schreiben von desselben
gnedigen lieben Herrn Vatern, darinnen Seine
Liebden uns einladen .... TTA vernehmen auch
gerne, das sich der Rengaul, welchen wir für euer
Liebden Leib vermaint, wohl ariläst, gönnen auch
etter Liebden, das sie darauf Ehr und Danck er-
werbe und einlege, und bitten nachmals, euer Lieb-
den wolle sich nit beschweren, uns einen JRenn-
zeddel bei unserm Rüstmeister zitzuschicken.“
Schukowski verlängerte den Aufenthalt weit
über den 8. Februar ‘ hinaus und ist erst in der
zweiten Hälfte dieses Monats nach Dresden zu-
rückgekehrt4 5).
Drei Jahre früher hatte der rührige, überaus
vielseitige Johann v. Schukowski Veranlassung
genommen, beim Kurfürsten August wegen ziem-
lich umfangreichen Bergbaubesitzes, den er auf
dem Schlettenberg an der böhmischen Grenze
nahe der Stadt Marienberg erworben hatte, eine
Supplik einzureichen. Kurfürst August ermangelte
nicht dem treuen Diener ein weitgehendes Ent-
gegenkommen zu zeigen, und verfügte d. d. Dres-
den 26. Juni 1556 an den Oberbergmeister und
den Zehntner zu Annaberg6):
. „Lieben Getreuen! Unser Ritstmaister Hans
Leitner sonst Polack genannt, hat uns berich-
tet, das er die gantze Kyßzeche am Schleitten-
berge uffrn Marienberge kauffweise an sich alleine
bracht, welche so feste sein soll, das er dieseTbigen
großes Berclckostens halben nit erhalten konte.
Derwegen er unterthenigst gebethen, ime wöchent-
lich 40 Groschen Steuer aus unserm Zehenten
darzu zu geben. Wiewohl wir nun allerlei Be-
dencken haben, denen die aigene Lehen und gantze
4) Schreiben an Joachim d. d. Dresden 31. Januar 1559:
a. a. O. Bl. 13.
5) Kurfürst August an den Markgrafen Hans von
Brandenburg, Dresden 20. Februar 1559: Kopial 300, Bl. 16.
6) Kopial 271, Bl. 180.
 
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