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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 8.1918-1920

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3./4. Heft
DOI Artikel:
Schramm, Erwin: Die Geschütze des Altertums
DOI Artikel:
Rathgen, Bernhard von: Das Drehkraftgeschütz in Deutschland
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https://doi.org/10.11588/diglit.44570#0074

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54

ERWIN SCHRAMM, DIE GESCHÜTZE DES ALTERTUMS

VIII. BAND


den Pfeil fort. Die Beschreibung pafst auf das
Übergangsgeschütz und auf die Blitzballiste in
Anonymi de rebus bellicis über VIII. de bellicis
machinis.

Der Onager nach Ammianus Marcellinus
(Abb. 20).
Zwei den Peritreten entsprechende Schwellen,
durch Riegel zu einem Rahmen zusammengefügt,
nehmen in ihren Bohrungen das horizontal liegende
Spannsehnenbündel und die Buchsen auf. Der
um ca. 400 in einer senkrechten Ebene drehbare
Wurfarm hat eine Schleuder, funda, nach Art der
griechischen Stockschleuder. Das Widerlager,
gegen das der Schleuderarm schlägt, hat ein
Haartuchkissen, das mit Spreu vollgestopft ist,
um den Schlag zu mildern. Nach dem Spannen
durch Welle und Handspeichen tritt der Geschütz-
meister auf ein Podium (weil bei grofsen Ge-
schützen der Abzug über 2 m hoch liegt) und
schlägt mit einem Hammer den Abzug zurück.

Das Drehkraftgeschütz in Deutschland
Von Bernhard Rathgen

Der Notstal — Der Springolf.
Nachstehende Ausführungen waren nieder-
geschrieben als Abschnitt einer Untersuchung
über das „Geschützwesen der Freien Stadt Frank-
furt vor 1450“, wie sich solches in den Rechen-
büchern der Stadt wiederspiegelt.
„Die antiken Geschütze der Saalburg
von E. Schramm 1918“
führen in ihrem Literaturnachweise auch die beiden
in der Z. f. h.W.VII erschienenen Aufsätze an, die
das Wiederaufleben der Drehkraftgeschütze im
Mittelalter, in Metz-Avignon, bezw. in Flandern,
behandeln. Der gelehrte Herr Verfasser, dem
wir die genaue Kenntnis der griechisch-römischen
Geschütze verdanken, verneint S. 78 dieses Wieder-
aufleben. Ein Schweigen hierzu würde jeder
Spätere als das Eingeständnis des Irrtums anzu-
nehmen berechtigt sein. Es erscheint daher im
Interesse der historischen Waffenkunde notwendig,
an dieser Stelle schon jetzt das Ergebnis der
weiteren auf Deutschland gerichteten Forschungen
über dasV orhandensein der Drehkraftgeschütze
im Mittelalter zu veröffentlichen, und zwar ge-
schieht das ganz unverändert so, wie der betreffende
Abschnitt in der eingangs erwähnten Handschrift
abgeschlossen vorliegt.
*
•x-
Als erste Waffe diente dem Menschen der
Stein, zum Schlage mit der Faust im. Gemenge,

zum Wurfe in die Ferne. Der Bogen aus Holz
mit dem Pfeil war die erste Waffe zum Schufs.
Seine Kraftquelle war die Elastizität des beim
Spannen der Sehne gebogenen Holzes, das beim
Loslassen der Sehne in seine Ursprungslage zu-
rückschnellte. Aus dem Bogen entwickelte sich
die Armbrust mit gröfseren Schufsweiten, mit
stärkerer Durchschlagskraft, wirksam gegen die
Schilde, gegen den Panzer. Die Fortschritte in der
Stahlanfertigung gestatteten die Verstärkung der
Bügel durch Einlegen von Stahl, schliefslich die
Herstellung von Bügeln und Bogen ganz aus
Stahl. Das Verlangen nach immer gröfserer Lei-
stung führte zur Schiefsmaschine, zu der Turm-
armbrust,die ein einzelner Mann nicht mehr be- “
herrschen konnte, die einer festen Auflagerung
auf einer Bank und der Bedienung durch Mehrere
bedurfte.
Die Wurfweiten wurden der freien Hand ge-
genüber durch die Schleuder vergröfsert, die um
ihre Länge den Arm überragend, in Schwingungen
Schnellkraft aufspeichernd, beim Loslassen des
einen Schleuderendes den Stein mit der gewon-
nenen Geschwindigkeit entsandte. Die Stock-
schleuder vergröfserte noch um ein Weiteres die
Länge .des schwingenden Armes. Doch das Ge-
wicht der Geschosse blieb entsprechend der Kör-
perkraft des Einzelnen beschränkt. Gröfsere
Massen konnten nur durch Maschinen geschleu-
dert werden. Der leichte Schleuderstab wurde
durch einen kräftigen Balken ersetzt, der zur BÖ-
 
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