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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 8.1918-1920

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8. Heft
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Beiträge zur Geschichte der Schwertmarkierung
DOI Artikel:
Schmid, Wolfgang Maria: Frühmittelalterliche Schwertinschriften
DOI Artikel:
Post, Paul: Enricus dux?
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https://doi.org/10.11588/diglit.44570#0266

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246

BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DER SCHWERTMARKIERUNG

VIII. BAND

4. Schwert im National - Museum, München,
Nr.210, gefunden in der Isar bei München, 12.Jahr-
hundert. Die bessere Seite zeigt die Gruben für
die tauschierte Inschrift, Abb. 5, sehr deutlich,

0+0
Abb. 5.

während auf der anderen Seite dieselben für die
Inschrift: -f- O -f- nur se^r schwach sichtbar sind.
5. Schwert ebenda Nr. 266, gefunden in einem
alten Burgstall bei Roding, Oberpfalz, 13. Jahr-
hundert. Auf der einen Seite in M.essingtausia,



Abb. 6 (nat. Gröfse).


deren Ränder gezähnt sind, die Inschrift Abb. 6,
die Rückseite zeigt blofs mehr die Gruben für
die Umkehrung OSO.

b) ENRICUS DUX?
Von Paul Post
Die umfangreiche und gelehrte Abhandlung
von W. Erben „Schwertleite und Ritterschlag“ im
Doppelheft 5/6 Bd. 8 dieser Zeitschrift gibt dem
Verfasser bei Besprechung des Schwertsegens
Gelegenheit, auf eine sehr problematische Frage
der Waffenkunde, die Schwertinschriften, einzu-
gehen und sich dabei mit der wichtigsten, seither
wenig ergänzten Spezialuntersuchung Wegelis1)
auseinanderzusetzen.
Unter den zahlreichen, fast durchweg ein-
leuchtenden Berichtigungen Wegelis erweckt
unser besonderes Interesse die zum Schwert
Nr. 7374 der Zeughaussammlung aus der ehe-
maligen Sammlung Prinz Karl, weil E. hier zu
neuen positiven Ergebnissen gelangt.
In überzeugender Weise, wie uns scheint,
wird die Richtigkeit von Wegelis Lesung: ir ehr
ich ner widerlegt, und E. bringt eine in Vergessen-
heit geratene alte Lesung San Martes wieder zu
Ehren, zu der er unabhängig von diesem gelangt.
Sie lautet: ENRIC(V)S D(V)X NERIC(V)S. -
Noch einen Schritt weitergehend zur Deutung
der Inschrift, wird der Vermutung Raum gegeben,
der Name keines Geringeren als Herzog Heinrichs
des Löwen sei hier verewigt.
’) Wegeli, Inschriften auf mittelalterlichen Schwert-
klingen, Z. f. h. W. 3. Bd. Nr. 177 ff.

So glücklich das Zeughaus wäre, ein Schwert
zu besitzen, das in irgendeinem unmittelbaren Zu-
sammenhang mit dem stolzen Welfenherzog stünde,
so widerspricht allein schon das einwandfrei fest-
zulegende Alter der Klinge einer solchen Zu-
weisung. Denn mag auch mit Wegeli die ursprüng-
liche Zugehörigkeit von Knauf und Parierstange
zweifelhaft sein, so verweisen allein die Länge
von Klinge und Angel das beinahe schon zum
Anderthalbhänder ausgewachsene Schwert ins
14. Jahrhundert (Abb. ic).
Aber auch gegen die Richtigkeit der Lesung
Enricus dux erheben -sich gewichtige Zweifel.
Diese gründen sich namentlich auf die verwandte,
bisher ungeklärte Inschrift eines Zeughausschwer-
tes, die durch E.s Lesung am Schwert Nr. 7374
zunächst gleichfalls ihre unerwartete Aufklärung
zu finden schien.
Das seiner Zeit aus dem Nachlafs Gay erwor-
bene Schwert Nr. 11/73, von ganz hervorragen-
der Qualität und Erhaltungszustand (Abb. 1 a), trägt
auf einer Klingenseite eine sich klar von der pracht-
vollen, tiefschwarzen Sumpfpatina abhebende In-
schrift aus eingelegtem Silberdraht von gleichem
Schriftcharakter wie Nr. 7374 (Abb. 2). Die
gleiche Rosette mit Kreuz, die die Inschrift ein-
fafst, teilt diese ähnlich wie bei Nr. 7374 (Heft 5/6,
Abb. 3) in der Mitte in zwei sich genau wieder-
holende Buchstabengruppen. Diese Gruppen
sind in ihrem zweiten Teile, bei entsprechender
Auflösung des Kürzungszeichens im I und D,
ganz wie die Inschrift jenes Schwertes zu lesen:
ENRIC(V)S D(V)X. Die Schwierigkeiten be-
ginnen bei Lesung des ersteh Teils der Buch-
stabengruppe ENDXO (mit gleichen Abkürzungs-
zeichen im I und D). Hier kehrt also das D(V)X
des zweiten Teils wieder, aber was bedeutet das EN
davor? Als Abkürzung für ENRIC(V)S wird es
doch schwerlich zu deuten sein, denn eine solche
würde bei einer Wiederholung, wie sie hier anzu-
nehmen wäre, an zweiter, nicht an erster Stelle zu
erwarten sein. Wollen wir aber bei der Lesung
des DX als D(V)X beharren, so müfsten das
vorangehende E und N als Anfangsbuchstaben
eines Eigennamens gelten, was namentlich im Zu-
sammenhang mit dem zweiten Teile der Inschrift
wenig wahrscheinlich ist. Endlich, was machen
wir mit dem O hinter DX? Ist die Auflösung
des DX in DVX im ersten Teile der Buchstaben-
gruppe also nicht länger haltbar, so wird sie
damit im zweiten Teile im Zusammenhänge mit
ENRIC(V)S auch in Frage gestellt.
Unsere Skepsis erhält durch einen weiteren
Umstand-Nahrung. Am Anfang der ganzen In-
schrift steht ein aus drei unten und oben ver-
bundenen Vertikalstrichen gebildetes Zeichen, das
 
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