Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 8.1918-1920

DOI Heft:
7. Heft
DOI Artikel:
Stöcklein, Hans: Münchner Klingenschmiede
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44570#0218

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
198

HANS STÖCKLEIN, MÜNCHNER KLINGENSCHMIEDE

VIII. BAND

Münchner Klingenschmiede
Von Hans Stöcklein
(Fortsetzung aus Band V, S. 291)

Der unglückliche Krieg, der mir leider gar
keine Gelegenheit gab, meine Arbeiten zu för-
dern, ist nun vorbei, und beim Wiedereinarbeiten
und Sichten meines Materials finde ich, dafs
ich noch alte Schulden an die Zeitschrift abzu-
tragen habe. Der Aufsatz über die Münchner
Waffenschmiede ist nach der Aufführung der den
Ständler zugeschriebenen Marken stecken ge-
blieben. Ich mufs also die Fachgenossen bitten,
die früheren Hefte nochmals zur Hand zu nehmen
und die Aufsätze dort zu lesen. Die Beweisführung
für die Zuteilung der Marken hatte ich im letzten
Teil in Aussicht gestellt.
Aus der Zusammenstellung der Marken er-
gibt sich folgendes Resultat: Aus Marke 39 mit
dem halben Reichsapfel ist der Beweis geliefert,
dafs diese Marke den Passauer Klingenschmie-
den Ständler angehört. Für die Zuteilung des
halben Reichsapfels auf Marke 5, 6 usw. kommt
dann, da aufser in Passau nur noch in München
Ständler nachgewiesen sind, nur der Münchner
Wolfgang Ständler in Frage. Für das Doppel-
kreuz mit den Buchstaben C S (Marke 23) ist
sowohl zeitlich, als auch wegen des bayrischen
Löwen nur ein Münchner, und zwar der Sohn
des Wolfgang, Christoph Ständler, als Urheber
anzusehen. Diese Annahme findet ihre Unter-
stützung in der Marke 45, deren merkwürdige
Verbindung von Löwe und Wolf bereits a. a. O.
S. 291 zu erklären versucht wurde.
Natürlich ist es nicht ausgeschlossen, dafs
auch eine oder die andere der angezogenenMarken
irgendein Fälschungsprodukt früherer oder neuerer
Klingenschmiede sein kann. Gefälscht wurde ja
schon früher genau so wie heutzutage, wie die
zahlreichen Streitigkeiten über Markenfälschungen
beweisen, die in Nürnberg, Augsburg, München,
Solingen und anderen Städten vorkamen und oft
zu sehr interessanten Umfragen der Verwal-
tungen dieser Städte bei anderen Städten führten.
Gerade in Augsburg fand ich in dieser Beziehung
besonders wichtige Akten, deren Veröffentlichung
ich anschliefsend an diese Arbeit vorhabe. Aber
das Gesamtbild der ganzen Zusammenstellung
ist jedenfalls so überzeugend, dafs einzelne Irr-
tümer an dem Ergebnis nichts ändern können.
Die Zuschreibung der angeführten Marken,
an die Münchner Ständler findet aber ihre weitere

Stütze, wenn wir die Herkunft der betreffenden
Waffen uns ansehen. Und da finden wir, dafs
von den bei den Marken angeführten Zweihändern
6 im Armeemuseum München, 39 im National-
museum München, 5 im Musee de l’Armee, Paris
(aus München stammend) vorkommen.
Die Halbmondmarke ist. durch Marke 4 mit
den Anfangsbuchstaben W S, die genau die glei-
chen Buchstaben und Blumenornamente zeigt wie
die Marke 5 mit dem halben Reichsapfel, für den
Wolfgang Ständler in München gesichert. Halb-
mond und halben Reichsapfel zusammen gibt uns
Marke 2 und 3 (darunter wieder 2 Stück Münchner
Herkunft). Ebenso dürfte die Marke 1 durch ihr
Vorkommen auf 63 Degen im Nationalmuseum
München als Münchner Arbeit genügend gesichert
erscheinen. Der Mondschein ist ja auch als Marke
des Münchners Wolfgang Ständler durch das a.a.O.
S. 122 als Einleitung veröffentlichte Aktenstück
mit den Zeugenaussagen der Ständler mit Sicher-
heit festgestellt.
Die unterdessen von Gefsler in seiner Studie
über die Entwicklung des Schweizersäbels15) ge-
brachten Ergänzungen zu meinen bisherigen
Markenstudien der Ständler sind sehr erwünscht,
und ich unterschreibe sie ohne Vorbehalt.
Nachdem ein grofser Teil der Ständlermarken
auf Zweihändern nachgewiesen ist, erscheint es
mir angebracht, auf das Vorkommen von Zwei-
händern in München etwas näher einzugehen. In
den Inventaren der Münchner Zeughäuser treffen
wir da auf folgende Angaben:
1. Herzogliches bzw. Kurfürstliches Zeughaus
(Kriegsarchiv München A VI 6b):
1611. 292 Schlachtschwerter,
231 Paidenhander.
1637. 96 geflambte j Schlachtschwert,
191 flache J
525 Schlachwert.
1689. 827 geflambte und flache alte Schlacht-
schwerter, alle ohne Scheiden.
1776. 640 Schlachtschwerter.
2. Städtisches Zeughaus (Stadtarchiv München:
1601. 61 Schlachtschwert (81),
1 Paydenhaner (2),
48 Paydenhaner sambt den’ girtln.
16) Z. f. h.W. VI, 264, 303 fig.
 
Annotationen