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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 8.1918-1920

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7. Heft
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Stöcklein, Hans: Münchner Klingenschmiede
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https://doi.org/10.11588/diglit.44570#0219

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7. HEFT

HANS STÖCKLEIN, MÜNCHNER KLINGENSCHMIEDE

199

1610. 76 Schlachtschwert,
1 Paydenhander,
2 Paidenhander auf die Wacht,
48 Paidenhander sambt den gürtln.
1622. 81 Schlachtschwert (seind 83).
Kriegswaffen so die Wachter bei
Han den:
48 Paidenhander sambt den gürtln.
1628. 83 Schlachtschwert.
1692. 82 Schlachtschwert.
1730. 82 Schlachtschwert.
3. Zeughaus Burghausen:
1647. I5 Schlachtschwerter.
4. Zeughaus Amberg:
1647. 80 schön lange geflambt und unge-
flambte Schlachtschwerter.
Worin der Unterschied bestand, der in obigen
Inventarangaben zwischen Schlachtschwertern und
Baidenhandern gemacht wurde, konnte ich nicht
ausfindig machen. Böheim wirft die beiden Be-
zeichnungen in einen Topf. Auch in der sonst
so vorzüglichen Abhandlung Gefslers1G) habe
ich nichts darüber gefunden. Vielleicht sind nur
unter der Bezeichnung Schlachtschwerter die Zwei-
händer zu verstehen, während unter dem Namen
Paidenhänder die von uns Anderthalbhänder ge-
nannte Form zu denken wäre. Im übrigen hat
Gefsler in seiner Studie über den Zweihänder
endlich einmal mit dem alten Unfug aufge-
räumt, die Zweihänder als Landsknechtwaffe zu
bezeichnen. Wie in Basel, Zürich und anderen
Schweizer Zeughäusern, so auch in München, Graz
usw., sind die Massenbestände an Zweihändern
erst in die Zeit von 1570—1605 zu setzen. In
Graz sind nach Pichler-Meran17) die Zweihänder
auch erst am Ende des 16. Jahrhunderts in den
Inventaren aufgeführt und gröfsere Ausgaben
für den Ankauf von Zweihändern von 1577—1620
nachweisbar. Wenn auch die Fechtbücher früherer
Zeit die Handhabung von Zweihändern lehren, so
ist doch die unhandliche Waffe wohl als Kampf-
waffe wenig gebraucht worden. Aus Beschrei-
bungen feierlicher Einzüge von Kaisern vom Ende
des 16. Jahrhunderts erfahren wir, dafs die Zünfte
bei der Spalierbildung mit'Zweihändern ausrück-
ten, und das wird wohl die Hauptverwendung der
Zweihänder gewesen sein1§). Die vorstehend
16) Gefsler, Der Zweihänder, Anzeiger für schweize-
rische Altertumskunde, N. F. XII, Heft 1.
lr) Pichler-Meran, Das Landeszeughaus, in Graz 1880,
Bd. II, S. 63.
1S) In Wien, dessen städtisches Zeughaus noch 295 Zwei-
händer besitzt, sind 1571 beim Einzug Erzherzog Karls auch
unter den ausrückenden Bürgern zwei Glied mit Schlacht-
schwertern aufgeführt. S. Schalk, Die historische Waffen-
sammlung der Stadt Wien. Z. f. h. W. II, 306.

angeführten Inventarauszüge des
Städtischen Zeughauses München
lassen ebenfalls einen Schlufs auf
deren Verwendung zu: es waren
Waffen der Wächter, die damit an
den Stadttoren und Türmen stan-
den und mit ihren mächtigen Zwei-
händern wohl den beabsichtigten
martialischen Eindruck hervor-
riefen. Für die auch von Gefsler
erwähnte Verwendung als Bewaff-
nung der Fahnenrotte findet sich
auch in München ein sogar recht
später Nachweis in einem Aus-
gabeverzeichnis des Münchner Her-
zoglichen Zeughauses, wonach
beim oberösterreichischen Bauern-
aufstand von 1626 auch fünf Bei-
denhänder an die Truppe abge-
geben wurden19).
Von Rechnungsbelegen für
Ankäufe von Zweihänderklingen
konnte ich noch nicht allzuviele
finden. Es liegt aber wohl zum
Teil daran, dafs die Angaben nicht
immer genau genug angegeben
sind. Auch sind oft Händler und
Messerschmiede als Verkäufer ge-
nannt. Bisher traf ich auf fol-
gende Ausgaben;
1586 zalt umb ain Schlachtschwert mit einer flamen
Clingen 2 fl. 3 kr. 15
(Camerbuch, Stadt München.)
1578 zalt dem Stanndler umb 6 schachtschwerter,
so er als Ime der Hamer verlassen worden,
in das Zeughaus geben 1 p. 1 fl. 20 kr. tuet
in allem 12 fl. (Camerbuch, Stadt München.)
1579 zalt dem Lienhart Schmidt, Messerschmied,
von 12 Schlachtschwerter zu fassen 1 p.
2 I aller. _ (Camerbuch, Stadt München.)
1603 Paulussen Ponackher in Nürnberg für 6
Schlachtschwerter, jeder v. 3 fl. 18 fl.
1605 Hansen Schuder von Efslingen für 8 Paiden-
handter sambt gvrtl und Gehengen p. fl. 1.15
10 fl.
1605 Joachim Lippen, Burger und Messerschmidt
allhie für 35 Paidenhander p. fl. 1.-—. 35 fl.
Alle 3 Ausgaben: Rapular des Zeughauses
München. Kriegsarchiv A VI 6b Fase. 58.
. Andere Belege, die vorstehende ergänzen
werden, bringe ich in der Fortsetzung des Auf-


19) Böheim in seinem Aufsatz über den Zweihänder,
Z. f. h. W. I, 65,. sagt, der Zweihänder dürfte 1603 bei dem
Passauer Kriegsvolk seine letzte Verwendung gefunden
haben.
 
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