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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 8.1918-1920

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9. Heft
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Fachnotizen
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Vereins-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.44570#0320

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FACHNOTIZEN — VEREINS-NACHRICHTEN

VIII. BAND

zwischen 450 und 650 K.; ein österreichisches, aus der
theresianischen Zeit stammendes Offizierssponton wurde
um 80 K. ausgeboten und um 1300 K. losgeschlagen. Die
falschen Cousen, Schweizer Hippen, der falsche Luzerner
Hammer brachten es auf 100 bis 200 K. Als unsinnig hoch
mufs der für den Kriegsflegel bezahlte Preis — 4100 K. —
bezeichnet werden; die sächsischen Bergbarten wurden mit
200 und 1200 K gehandelt, während der schöne polnische
Streitkolben (Nr. 267) mit 850 K. nicht zu hoch bezahlt
worden war. Die Armbrust (Nr. 274) brachte das Zehnfache
des Ausrufspreises von 350 K., die nächsten Armbrüste
kletterten von 200 K. auf 2900, 1900, 2600, 1500, 1100 K.
hinauf. Ein kleines Geschütz aus dem Jahre 1696 brachte
2600 K., ein zweites aus dem Jahre 1719 um 100 K. weniger
ein. Das beste Stück der Sammlung, der verbeinte Rad-
schlofskarabiner, von welchem sich Brüder im städtischen
Museum zu Salzburg befinden, stieg von 2000 auf 6200 K.,
ein Paar Büchsen von dem gesuchten Laufschmied Marcus
Zellner wurde mit 1900 K. bezahlt; die übrigen Pirsch-
rohre, Deichflinten wurden um 350, 300, 250 K. ausgerufen
und mit 1000, 2000, 1400, 620, 4100 K., diese von Diego
Esquivel 1727, losgeschlagen. Ein Paar sehr stark ergänzte
Faustrohre brachten 2900 K., ein anderes Paar, ganz mo-
derne Arbeit, gar 3100 K. Die ebenfalls nachempfundenen
Pulverflaschen unter den Nummern 299, 301, 302 wurden
auf 1000, 380, 300 K. getrieben, die Trommel mit dem
Monogramm des August des Starken als König von Polen
erreichte 1050 K. Wie sich die Zeit änderte, sollte mir
auch diese Versteigerung zum Bewufstsein bringen: In
Schladming (Steiermark) war mir 1903 ein Handkorb voll
Radschlösser und Schlüssel dazu um einen Doppelliter Bier
angeboten worden; heut wurden für zwei Radschlösser
44 K., für je einen Radschlofsschlüssel 20 und 28 K. be-
zahlt, während drei Fufsangeln gar auf 85 K. stiegen!
Das Gute aus der Sammlung des Grafen Lanjus wurde
auch entsprechend hoch bewertet. Der Morion wurde mit
950 K., der Rundschild mit 2000 K. bezahlt; für Biden-
hander wurden 1300, 1700, 1900 K., für die venetianischen

Reiterschwerter 400, 450 K., für die Friauler Spiefse 550
und 300 K., die Helmbarten 400 bis 500 K. gegeben. Recht
ansehnliche Preise erzielten die langen albanischen (RaSak)
und mazedonischen (Daglinka) Steinschlofsflinten, gewöhn-
liche Ware, die durchschnittlich mit 400 K. bezahlt wurden,
in zwei Stücken es jedoch bis auf 600 K brachten. Nicht
zu teuer waren, schon mit Rücksicht auf den Metallwert
und die schöne Arbeit, die albanischen Pistolen (Nr. 718 und
723) bezahlt, welche auf 1050 und 420 K. stiegen, ebenso
wie der Handschar (Nr. 719), welcher um 3000 K. losge-
schlagen wurde. Geradezu unsinnige Preise wurden da-
gegen für ostasiatisches Kriegsgerät bezahlt: So für die
recht armseligen japanischen Harnische (Nr. 481 und 604)
1900 und 1300 K., die neuzeitigen Säbel und Dolchmesser
bis über 600 K., während die Spiefse durchschnittlich
400 K. einbrachten, mit Ausnahme des unter Nr. 518 an-
geführten, der, wohl seines Wappens wegen, obzwar dies
an japanischen Waffen in der Regel ebensowenig ein Be-
weis für das Alter, die Güte eines Gegenstandes des Kunst-
gewerbes ist, wie die Marken an den Angeln der Klingen,
von einem Liebhaber bis auf 700 K. getrieben wurde;
japanische Sportbogen stiegen ebenfalls auf 650 K., und
die japanische Flinte, deren Lauf ein ganzes Wappenbuch
eingraviert hatte, brachte 540 K. Dafs für chinesische
Säbel, im Kuriositätenhandel Boxerschwerter genannt, 600
und 1000 K. angelegt wurden, ist auch eine Merkwürdig-
keit unserer an merkwürdigen Überraschungen so reichen
Zeit. Vergleicht man damit die bei den Versteigerungen
derWaffensammlungen aus dem Besitz der Herren v. Amer-
ding (1916), Dr. v. Thaler (1917), Thill (1918), des Grafen
Pöttickh-Pettenegg (1919) erzielten Preise, so macht sich
auch diesmal wieder ein ganz bedeutendes Hinaufschnellen
derselben im einzelnen bemerkbar, welches sich nicht allein
auf die gesunkene Kaufkraft der Krone zurückführen läfst.
Dafs nach einer Rohbilanz diese Versteigerung ungefähr
370000 K. einbrachte, wird nach dem Gesagten nicht wunder
nehmen.
Baron Potier.

VEREINS-NACHRICHTEN

Dem Verein neu beigetreten sind:
von Courbiere, Rene, Oberstleutnant a. D., Berlin-Steglitz,
Kurfürstenstr. 4.
Baron Engelhardt, Buenos - Ayres (Argentinien), Calle-
Garay 539 (Wiedereintritt).
Fleetwood, Freiherr, Georg, Assistent an der Kgl. Leibrüst-
kammer, Stockholm 14.
Veränderungen:
Herr Major z. D. Funk ist zum Oberstleutnant befördert
worden.
Herr Geh. Reg.-Rat Dr. Carl Frommei wohnt jetzt: Baden-
Baden, Frehmersbergstr. 66.
Der Schatzmeister des Vereins, Herr Michelly, ist zum Ab-
teilungsdirektor der Dresdner Bank ernannt worden.
Herr Major a. D. Reimer wohnt jetzt: Felderhoferbrücke
(Bez. Köln). , '
Herr Hauptmann a.D. von Sobbe wohnt jetzt: Braunschweig,
Bodestr. 62.
Herr Major W. Trapp ist zum Oberstleutnant a. D. beför-
• dert worden.

Herr Major a. D. von Trotha wohnt jetzt: Berlin W 66,
Leipziger Str. 5—7 (Kriegsministerium, Bibliothek).
Herr Hauptmann z. D. Dr.-Ing. Dreger ist zum Major be-
fördert worden.
Berichtigung:
In den Vereins-Nachrichten von Heft 7 ist eine Verwechs-
lung mit den Namen der Herren Neumann und Neu-
haus erfolgt. Die Adresse des Herrn Dr. Neuhaus
in Nürnberg ist richtig in Heft 5/6 aufgeführt; für Herrn’
Neumann lautet sie:
Neumann, Egon, Ingenieur, Köln-Ehrenfeld, Ehrenfeld-
gürtel 140.

Im Hinblick auf die derzeitigen Reise- und Unter-
kunftsschwierigkeiten hat der Geschäftsführende Ausschufs
davon abgesehen, die Hauptversammlung, die satzungs-
gemäfs in diesem Jahre hätte stattfinden sollen, einzube-
rufen und hat die Herren Mitglieder hiervon durch beson-
dere Rundschreiben in Kenntnis gesetzt.

Die Mitglieder des Vereins für Historische Waffen-
kunde-in Groß-Berlin treffen sich in zwangloser Weise am
dritten Mittwoch eines jeden Monats abends 6 Uhr c. t. im
Restaurant Karl Fischer, Berlin W., Ansbacher Str. 55
(eigenes Zimmer), und würden sich sehr freuen, in Berlin
anwesende auswärtige Herren Mitglieder in ihrem Kreise
begrüßen zu können.

Verantwortlicher Schriftleiter: Prof. Dr. Erich Haenel in Dresden. — Buchdruckerei der Wilhelm und Bertha v. Baensch Stiftung in Dresden.
 
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