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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 8.1918-1920

DOI Heft:
10./11. Heft
DOI Artikel:
Gaerte, Wilhelm: Die Beinschutzwaffen der Griechen, 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.44570#0321

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Die Beinschutzwaffen der Griechen
Von Wilhelm Gaerte
(Schlufs)

Bei den ältesten kyprischen Beinschienen haben
wir vermutet, dafs zu ihrer Verstärkung und
um Reibung des Metalls am Schienbein zu
verhindern, Stoff oder Leder vorher um den Unter-
schenkel gebunden wurde. An den Beinschienen
griechischer Zeit war zweifellos Fütterung .vor-
handen; auf deren Vorhandensein weisen einmal die
am Rande der Schienen entlang laufenden Punkt-
reihen hin, wie sie so oft auf Vasenbildern zu
sehen sind25), und die m. E. entweder auf Naht-
löcher oder Stifte hindeuten. Als Futter ver-
wandte man, wie Aristoteles, neql zä £<via laz.
I, 16, 548b (vgl. S. 279) eine besondere Art von
Schwamm. Diese Art der Fütterung schliefst na-
türlich die Verwendung von Leder oder ein-
fachem Stoff nicht aus. Auch die Beinschienen,
die sich in Olympia und an anderen Orten ge-
funden haben, weisen Randlöcher zum Anheften
des Futters auf.
Auffallend ist es, dafs auf den Vasendar-
stellungen, besonders den älteren, die hintere
Kontur des Beinschienenrandes - fast nie in die
hintere Kontur der Wade übergeht, sondern dem
Wadenrande parallel läuft26). Dieses Merkmal
der älteren Vasenmalerei scheint mir auf noch
nicht vollkommen ausgebildeten Unterschenkel-
schutz bezogen werden .zu dürfen, der nur etwa
dreiviertel des Unterschenkelumfangs bedeckte.
Eine solche Art von Schienen bedurfte natürlich
einer starken Befestigung durch Riemen. Mit
Ausnahme einer sf. Schale aus Phal.eron strengen
Stils (Wiener Vorlegeblätter II, 1870, Taf. 6) mit der
Darstellung des sich rüstenden Achilles, wo solche
Riemenbefestigung angegeben ist, läfst. uns die
Keramik bezüglich dieses Details gänzlich im
25) Z. B. A. IV, 1889,'Taf. 4; ebenda, Anzeiger IX,
1894, S. 180; Furtwängler und Reichhold, Gr. Vasenmalerei
III, Taf. 131/2; A. Z. XII, 1854, Taf. 64; ’Eqjiqp.. III, 1885,
Taf. 9, 12; Graef, Die ant. Vasen d. Akropolis v. Athen I, Taf. 34
und sonst. ’ . '
28) Z. B. A. y. IV, 1889, Taf. 5/6, korinth. Alabastron
aus La Tolfa.

Stich. Auf einem Skaraboiden, gefunden in Klein-
asien — sur un point des cötes de la mer noir,
style grec, travail des plus remarquables —
(E. Babelon, Intailles et Caniees de la Bibliotheqzie
Nationale, 1899, S.32, PI. VI, 83) treten uns dagegen
Beinschienen mit dazugehörigem Befestigungs-
riemen an dem sich rüstenden, niedergekauerten
Jüngling mit ziemlicher Deutlichkeit entgegen.
Eine dreifache Riemenbefestigung läfst sich m.
E. mit Sicherheit aus der Verteilung der Rand-
löcher an einer olympischen Beinschiene ent-
nehmen (Furtwängler, Bronzen, Nr. .993). Die am
Rande dieses guterhaltenen Exemplars mit grofsen
Abständen sich hinziehenden Löcher rücken näm-
lich an drei Stellen, oben in der Mitte und gegen
den unteren Rand zu je drei bis vier Löchern
eng aneinander. Ich kann mir die Abweichung
nur so erklären, dafs an jenen drei Stellen, ober-
halb, in der Mitte und unterhalb des Waden-
muskels, Riemen angebracht waren, mittels deren
die Beinschiene am Unterschenkel festgeschnallt
wurde. Eine solche mehrfache Riemenbefestigung
werden wir auch für die älteren Beinschienen,
des Festlandes ansetzen dürfen.
Die der Beinform angepafsten, den ganzen
Unterschenkel umspannenden Schienen27 28) bedurf-
ten der obigen Riemen nicht; . ihre - Elastizität -
allein gewährte einen sicheren und festen Halt, ■
wenigstens an der Wade. Nicht so am unteren
Teil des Schenkels, wo die Umklammerung bei
der kleineren Angriffsfläche ungleich schwächer
wirkte, als oben; hier . war also auch für diese
Beinschiene eine Befestigung vonnöten. 'Ge--
wohnlich geschah diese durch Bänder oder Ringe,
- 27) Vgl. 1. das Beinfragment ein es Kämpfers vom Giebel-
feld des Tempel der „Aphaia“ auf Aegina: Furtwängler,
Aegina, Taf. ioo, 56. ■ ' ■- ■ ' . :
2. Bein einer Bronzestatue (archaisch) aus Unteritalien
(Brit. Mus.): Gazette arch. Taf. XVI.
3. Bronzene archaische Kriegerstatuette aus Dodona
(Berlin): A. Z. XL, 1882, Taf. 1; dazu Text von R. Engel-
mann' S. 26. ' . • -

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