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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 8.1918-1920

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1./2. Heft
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Fachnotizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.44570#0053

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1./2. HEFT

FACHNOTIZEN

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auf der Stange sitzt, die in geschickter Weise
mit dem Mühlenflügel verbunden ist. Das wüste
Drauflosschiefsen hat offenbar noch keinen Erfolg
gehabt, so dafs dem armen Tiere noch eine
Gnadenfrist bleibt. —
Durch drei verschiedene Vorgänge hat so
Bruegel auf seiner Georgskirmes unsere Auf-
merksamkeit zu erregen verstanden: durch den
Drachentöter, die Schwerttänzer, die Bogen-
schützen. Wir entnehmen seinen Schilderungen,
dafs um die Mitte des 16. Jahrhunderts Waffen-
spiele und -Übungen auf den Jahrmärkten und
Volksfesten in den Niederlanden — zum wenigsten
an dem Tage des ritterlichen, heiligen Georg —
nichts Ungewöhnliches waren.
Über Peter Bruegel d. Ä. unterrichtet am
besten das grofse Werk (frz.) von R. van Bastelaer
und Georges G. de Loo, Brüssel 1907. Die Kirmes
ist hier Nr. 207, S. 262/263 besprochen und ab-
gebildet. Die hier beigegebenen Bilder sind der
gröfseren Deutlichkeit wegen nach dem zweiten
Plattenzustande, herausgegeben von P. de la
Houue, Paris 1601, der klarer ist, angefertigt
worden. Dieses Blatt (0,340:0,530) stellte das
Kgl. Kupferstichkabinett in Berlin in zuvor-
kommender Weise zur Verfügung.
Die Legenden des hl. Georg behandelt ein-
gehend der Aufsatz Hans von Kretschmars in den
Mittheil. d. Kgl. Sächs. Alterthumsvereins, Heft 21.
Franz Weinitz.
Hinter- und Mehrlader im Jahre 1688. Im
Bulletin der Gesellschaft für Geschichte des fran-
zösischen Protestantismus Band 47, 5o8f. (1897)
findet .sich ein Protokoll, nach dem der Pfarrer
von Moifsac bei St. Etienne (Grafschaft Forez)
einen Fremden1) verhaftet, der u. a. eine Waffe
bei sich führte, die so beschrieben wird: une
culasse de fusil d’une invention nouvelle, qui tire
plusieurs coups et qui se Charge par le bout de
la crosse (also: ein Gewehr mit einem Bodenstück
neuer Erfindung, das mehrere Schüsse abgibt
und vom Ende des Kolbens aus geladen wird).
Dieses Meisterwerk stamme angeblich aus St.
Etienne in Forez, und der Mann habe es dort
gekauft. Das Protokoll ist vom August 1688.
Karl Müller.
Dillenbajonett mit breitem Eisen. Das hier
abgebildete Dillenbajonett mit breitem Eisen und
eingefeiltem Gange zur Befestigung gehörte der
Leibwache des Erzbischofs und Kurfürsten Kle-
mens August von Cöln, Herzogs von Bayern aA,
J) Es stellt sich nachher heraus, daß^er Paul Berger
oder Ragatz hieß, aus Chur war und flüchtigen Hugenotten
als Führer diente.

Es ist eines der wenigen Exemplare, die heutigen
Tages noch vorhanden sein dürften. Der Vor-
gänger dieser Art von Bajonetten war das Spund-
bajonett. Die Notwendigkeit, dasselbe vor dem
Schüsse entfernen zu müssen, brachte Anfangs des
18. Jahrhunderts die Waffentechniker auf den Ge-
danken, die Bajonettklinge mittelst einer Hülse,
Dille (Tülle) am Gewehrlaufe aufzustecken, wobei
gleichzeitig die Klinge durch einen Hals etwas
seitwärts gestellt wurde. Derartige Hülsen-
bajonette nach französischem Muster brachte


Kurfürst Max Emanuel von Bayern vom Jahre
1703 an bei seiner Infanterie zur Einführung.
Allmählich wurden diese Bajonette mit breiter
Klinge durch die wirksameren Dreikantbajonette
verdrängt1).
Das linke Bild zeigt uns das Bild des Erzbischofs,
das rechte dessen Wappen. Als Klemens August
noch Bisshof von Münster (1719—1761) war, er-
schien in dessen Wappen in Verbindung mit dem
Münster’schen Wappen ein neues Wappenbild,
von dem man nicht weifs, ob die in der Drei-
zahl wiederholte Figur Lilie, Maueranker, Andreas-
kreuz, Stern oder Türangel (Schlofsblatt) ist. Eben-
’so sind die Farben unbekannt und schwankend
und wufste man nicht, aus welchem Grunde und
wie das Wappenbild in den bischöflichen Wappen-
9 Bajonette mit breiter Klinge befinden sich im Bayer.
Armee-Museum Saal II unter No. 305 und 306.

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