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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 8.1918-1920

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1./2. Heft
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Fachnotizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.44570#0054

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34

FACH NOTIZEN

VIII. BAND

schild geraten ist. Erst ein späterer Autor
(Deutsche Adelsrolle von Schier S. 7) stellte
einige Vermutungen über den Ursprung des Bildes
auf2). Das Wappenschild des Bajonetts ist zwei-
mal gespalten und zweimal quergeteilt mit Mittel-
schild, welcher von den bayerischen Rauten und
dem pfälzischen Löwen quadriert ist. Feld 1
und 9 roter Querbalken in Gold (Paderborn),
Feld 2 und 8 rechts roter Querbalken in Gold
(Münster), links silberner Querbalken in rot (Lüttich,
Grafschaft Bouillon), Feld 3 und 7 Stromberg,
Feld 4 rotes Ankerkreuz in Silber (Pyrmont),


Klemens August, Kurfürst von Cöln 1723—1761.
5 Mittelschild, Feld 6 .Hochstift Borkolo.3) Da im
Wappen der Hinweis auf Cöln fehlt, so kann die
Herstellung des Bajonetts nur zwischen 1719 und
1723, wie wir später sehen werden, erfolgt sein.
Kurfürst Max. Emanuel, der kriegsberühmte
Held, , der uns aus den Türkenkriegen bekannt
ist, regierte in Bayern vom 26. Mai 1679 bis
26. Februar 1726. Er hatte aus seiner zweiten
Ehe mit Theresia Kunigunde Karoline, Tochter
2) Dieses Wappenbild stellte ich mit Hilfe des Geheimen
Archivrates Dr. Frz. R. Glasschröder des Allgem. Reichs-
Archives fest, wofür ich ihm hiermit Dank ausspreche. *
s) Vergleiche auch Siebmacher Band XII Tafel 159,
Legende hierzu Band XV S. 9T.

Königs Johann III. Sobieski von Polen, zehn Kin-
der, von denen zur Zeit des gewaltsamen Auf-
tretens Josefs I. in Bayern sich noch sieben Spröfs-
linge am Leben befanden, von denen drei, nämlich
Philipp Moritz Maria Bischof von Paderborn und
Münster, Klemens August Erzbischof und Kur-
fürst von Cöln und Theodor Johann, auch „der
Kardinal von Bayern“ genannt, Bischof von
Lüttich, dem geistlichen Stande angehörten.
In früheren Zeiten war es herkömmlich, dafs
nachgeborene Söhne fürstlicher oder überhaupt
adeliger Familien, wenn für die Fortpflanzung
des Geschlechtes anderweitig' gesorgt war, den
geistlichen Stand ergriffen; die Aussicht auf eine
anständige Unterkunft, nicht frommer Beruf und
Drang nach Gottseligkeit, bestimmte sie häufig,
dem weltlichen Stande zu entsagen. Leicht
konnten sie Domherren, Äbte, Bischöfe werden;
oft wurden sie gewählt, bevor sie zu Priestern
geweiht, ja bevor sie den Kinderjahren ent-
wachsen waren. Zur Vermehrung ihrer Einkünfte
vereinigten sie auch mehrere Stellen in einer
Person; es wär für sie. nicht schwierig, zu einer
Pluralität von Benefizien zu gelangen, wenn sie
auch im Widerspruche stand mit dem Geiste der
kanonischen Satzungen. Persönliche Würdigkeit
war keine so wirksame Empfehlung als Alter
und Hoheit des Geschlechts; das äufserliche Be-
kenntnis der Rechtgläubigkeit galt mehr als die
Tiefe einer echt kirchlichen Gesinnung und die
Weihe eines apostolischen Wandels. Da mag
dann manchen die Übung geistlicher Tugenden
kein Bedürfnis, die Überwindung der Lust an
weltlichen Vergnügungen eine Unmöglichkeit ge-
wesen zu sein; aber man pflegte, wenn man bei-
spielsweise vor zweihundert Jahren den Kur-
fürsten und Erzbischof von Mainz Josef Emmerich
mit Recht als Muster eines geistlichen Oberhirten
pries, andererseits nicht allzustrenge mit jenen
ins Gericht zu gehen, deren Grundsätze und
Neigungen mit ihrer erhabenen Stellung nicht ganz
im Einklang standen und zu anderen Zeiten gewifs
Ärgernis gegeben hätten. Damals aber war man
im allgemeinen nachsichtig gegen die Passionen
hochgeborner und hochstehender Cleriker.
Klemens August wurde geboren in Brüssel
am 1.7. August 1700. Er wurde Domherr in
Strafsburg, in Lüttich im Mai 1723 und Cöln
17. Juli 1727, Propst in Altötting 1718, resigniert
Mai 1723, Propst zu St. Paul in Lüttich 20. Sep-
tember 1725, Kradjutor des Bistums Regensburg
26. März 1716, resigniert*22. Juli 1719, Bischof
von Münster 26. März 1719, von Paderborn am
Tage darauf, Koadjutor des Erzstifts Cöln 9. Mai
1722, Erzbischof und Kurfürst daselbst ^...No-
vember 1723, Bischof von Hildesheim 8. Februar
 
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