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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 8.1918-1920

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1./2. Heft
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Fachnotizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.44570#0055

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FACHNOTIZEN

35

1724, Bischof von Osnabrück 4. November 1728,
endlich Hoch- und Deutschmeister 17. Juli 17324).
Klemens August empfing die Priesterweihe
in der Schlofskapelle zu Schwaben -bei München
am 4. März 1725, zum Erzbischof weihte. ihn
Papst Benedikt XIII. in der Kirche des Do-
minikaner-Klosters Madonna della Guercia bei
Viterbo am 9. November 1727. Er starb auf dem
Schlofs Ehrenbreitstein am 6. Februar 1761 und
ruht im Dome zu Cöln vor der Kapelle der
heiligen Dreikönige. Sein Zinnsarg wurde aber
in der Franzosenzeit entwendet5). Seine Einge-
weide erhielt die St. Remigius-Kirche in Bonn,
Zunge, Augen und Gehirn die Kapuziner-Kirche
daselbst und sein Herz die Wallfahrtskirche zu
Altötting.
Sein von J. F. van Douven gemaltes Portrait
zeigt die Schleifsheimer Galerie unter No. 355,
das von Fr. Trevisani gemalte Bild hat No. 856°).
Sein Wahlspruch war: Non mihi, sed populo.
Das Andenken dieses hochherzigen und wohl-
tätigen Prinzen ist noch heutzutage am Nieder-
rhein ein vielgesegnetes. Bonn, Köln, Mergent-
heim und Münster weisen mehrere durch Kle-
mens August entstandene Prachtbauten kirch-
licher und wissenschaftlicher Bestimmung auf.
Sein Cursus philologicus Romae 1718 — wo er von
1717 bis 1719 studierte — befand sich, fünf
Quartbände stark, ehemals auf der Hofbücherei
zu Bonn.
Nach seinem Tode eilte sein Bruder Johann
Theodor, der Kardinal von Bayern genannt, nach
Lüttich, dessen Bischof er war, weil er sich
Hoffnung machte, dessen Kurhut zu gewinnen,
um dem Orte der Wahl näher zu sein. Allein
ungeachtet aller Bemühungen und der Protektion
des französischen Hofes unterlag er dem Dom-
dechant von Cöln, Maximilian Friedrich Grafen
von Königseck, dem der Ruhm gebührt, in der
Regierung seines Erzbistums dem verschwen-
derischen Systeme seines Vorgängers ein Ende
gemacht und die geistige Entwicklung seiner
Untergebenen vielfach gefördert zu haben.
Karl Graf von Rambaldi.
Menschenfänger-Eisen im 14. Jahrhundert.
An dieser Stelle (Band 7, S. 143) wurde auf die
sehr interessanten Häscher-Eisen zum Menschen-
4) Vgl. auch Regententabellen von Max Wilberg,
Frankfurt a. O. bei Paul Beholtz 1906.
5) Vgl. den Rhein Antiquarius Abt. III B. XII S. 489.
°) Ein nach dem Gemäjde von Georg des Maries her-
gestellter Kupferstich befindet sich in den Series imaginum
augustae domus Boicae ad genuina ectypa aliaque monum:
fide digna delin: et aeri incidit Monachii Jos. Ant. Zimmer-
mann 1773, in der Bibliothek des Kgl. Bayer. Reichs-
archivs unter E. 30. .

fangen aufmerksam gemacht und gezeigt, dafs
diese Instrumente mindestens 1587 bekannt waren.
Ich finde nun im Dresdener Exemplar des
Sachsenspiegels, jenem alten Gesetzbuch, von dem
4 illustrierte Exemplare (Dresden, Wolfenbüttel,
Heidelberg und Oldenburg) bekannt sind, ein
gleiches Instrument bei Gerichtsszenen dargestellt
(Blatt 65, 70, 75, 75b, 76b, 85 und 88). Herr
Prof. Dr. Carl Koehne-Berlin, der ausgezeichnete
Kenner der alten Rechtsgeschichte, teilt mir auf
meine Anfrage in liebenswürdiger Weise mit,
dafs es ihm trotz eifrigen Suchens nicht gelang,


in der Literatur etwas Näheres über Häschereisen
zu ermitteln. Er halte es aber auch für wahr-
scheinlich, dafs es sich in der Amiraschen Re-
produktion des Dresdener Sachsenspiegels um
Menschenfängereisen handelt. Diese Bilderhand-
schrift stammt von etwa 1370.
Ich sah kürzlich im Städtischen Museum zu
Braunschweig zwei Stück der hier (Bd. 7, S. 140)
besprochenen Menschenfänger. Sie stammen aus
dem Alexil-Pflegehaus in Braunschweig. Das
eine Eisen gleicht dem hier an der erwähnten
Stelle als Abb. 4 wiedergegebenen Menschen-
fänger aus dem Münchener Armeemuseum. Das
andere Eisen gleicht dem Hamburger Exemplar
(Abb. 2). Es »fehlen ihm jedoch die Verzierungen.
Ein Panzerstecher mit Beßteck. Zu der
Notiz (Band 7, Seite 321) über den im Zürichsee
gefundenen Panzerstecher, in dessen Griff eine
Ahle, eine Feile, ein Messer und eine Gabel
stecken, möchte ich meine Bedenken wegen der
Datierung „Mitte des 15. Jahrhunderts“ äufsern.
Efsgabeln sind im 15. Jahrhundert noch eine
grofse Seltenheit. Man kann also höchstens an
eine Gabel denken, die beim Feldmahl zum An-
fassen des heifsen Fleisches im Kessel diente.
Beim Mahl nahm man aber das Fleisch in die
Finger (Feldhaus, Technik d. Vorzeit 1914.8p. 347).
Auch die Verschraubung des Griffs wäre für das
 
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