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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 8.1918-1920

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1./2. Heft
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Fachnotizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.44570#0057

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1./2. HEFT

FACHNOTIZEN

37

ein Angriff mit Feuerrohren zu sehen sei. Und
ich sagte mit „gröfster Vorsicht“, hier sei viel-
leicht eines der antiken Feuerrohre zu finden.
3. Schwietering hat nicht zwischen einer
„Feuerwaffe“ und einer mit „Explosivstoff“ oder
„Pulver“ gefüllten Waffe unterschieden. Wie ich
diese Dinge technisch trenne, habe ich in meiner
„Technik der Vorzeit“ (1914, Sp. 319 ff.) gezeigt.
4. Ich habe nirgendwo „Veldekes Dichtung“
in das Ende des 13. Jahrhunderts gesetzt.
5. Meine Datierung der Handschrift „um 1290“
geht auf den handschriftlichen Katalog der Kgl.
Bibliothek zu Berlin zurück. Wenn die Hand-
schrift von etwa 1215 stammt, ändert das an
meinen rein technischen Betrachtungen der Malerei
nichts.
6. Meine von Schwietering beanstandete Er-
klärung „dafs Troja mit Feuer angegriffen wird“
zog ich aus denselben Worten des Textes, wie
Schwietering. Da ich das Technische der Malerei
suchte, sagte ich dies knapp; Schwietering geht
auf den Text sehr weit ein. Aber beide legen
wir auf die Worte „sie brachen die borch und
branden“ die Betonung.
7. Ich habe die beiden von Schwietering
reproduzierten Malereien auch gesehen; denn ich
habe mir alles nur irgend Technische der Hand-
schrift sorgsam im Sommer 1916 notiert und
photographiert.
Auf Seite 338 sagt Schwietering „derselbe
Brandbehälter“ — das hätte mir nicht entgehen
dürfen — kehre in einer anderen Malerei der
Handschrift wieder. Schwietering reproduziert
das Blatt unter der von mir aufgenommenen
Photographie.
Ich sehe weder an diesen Reproduktionen noch
an dem Original „denselben Brandbehälter.
von oben in der Verkürzung.mit der näm¬
lichen unteren Fufsbildung“. Technische Dinge,
die man miteinander vergleichen will, müssen klar
zu sehen sein, sonst läfst man besser jedes für
sich allein. Ich erkenne nichts von einer ver-
kürzten Zeichnung des Brandgefäfses, sonst müfste
man in dasselbe hineinsehen können. Ich sehe
auch nichts von dem in meiner Reproduktion
deutlich weitausladenden unteren tonnenartigen
Fufs. ■ '
8. Auch die dritte von Schwietering reprodu-
zierte Abbildung hatte ich mir notiert. Aber was
soll sie hier? Ich hatte keinen Grundy alle Feuer-
Malereien der Handschrift zu erwähnen, sonst
hätte ich ja auch auf Seite 21 der Handschrift hin-
weisen müssen, wo die Flammen aus 4 Löchern
unter einer Platte herausschlagen.
9. Schwietering sagt, er könne zwischen der
ersten und der dritten Malerei keinen Unter-

schied im Gebrauch der Feuergefäfse entdecken.
Ich auch nicht. Aber es kommt mir nicht auf
die Wirkung, sondern auf die Form des Brand-
gefäfses an. Es wäre doch möglich, dafs _der
Zeichner eine damals bekannte, uns unbekannte
Form der Feuerwaffe dargestellt hätte, auch wenn
er diese Waffe nur zum Brandlegen — nicht zum
Kampf — angewendet zeichnen wollte.
Sehr beachtenswert erscheinen mir die von
Schwietering beigebrachten Stellen, die auf eine
Darstellung der bekannten trojanischen Feuer-
signale schliefsen lassen. Man hat diese Signale
leider bis in die jüngste Zeit als „Telegraphie“
ausgegeben. Die Verwechslung von „Signal“
und „Telegraph“ ist ebenso unkritisch, wie die
Verwechslung von „Feuerwaffe“ oder „Feuer-
rohr“ mit „Geschütz mit Pulver“ oder „Rohr mit
Explosivstoff“. Ein vereinbartes Signal ist noch
kein System zur Übermittlung einer nicht ver-
einbarten Nachricht, d. h. noch keine Telegraphie.
F. M. Feldhaus.
* *
*
Da es nunmehr scheinen könnte, als ob Feld-
haus im grofsen und ganzen mit mir derselben
Meinung ist, mufs ich nochmals betonen, dafs es
sich nach dem Wortlaut des Textes überhaupt
um keinen Angriff handelt, und dafs daher
auch von keiner Waffe die Rede sein kann.
Andrerseits mufs Feldhaus doch mit der Möglich-
keit einer Waffe oder der Vorform zu einer solchen
ernstlich gerechnet haben, denn sonst wären ja
seine Darlegungen an dieser Stelle völlig wider-
sinnig. Über Wesen und Bedeutung einer Waffe
entscheide ich allerdings in erster Linie nach Ge-
brauch und Wirkung und dann erst nach ihrer
äufseren Form. Und ein Satz wie „Es wäre doch
möglich, dafs der Zeichner eine damals bekannte,
uns ’ unbekannte Form der Feuerwaffe dargestellt
hätte, auch wenn er diese Waffe nur zum Brand-
legen — nicht zum Kampf angewendet zeichnen
wollte“ ist mir in dieser Zeitschrift, die ihre sichere
von M. Jähns geschaffene Grundlage zu ihrem
gröfsten Vorteil bisher nicht verleugnete, unver-
ständlich. Schied aber die Möglichkeit einer
Waffe für mich von vornherein schon aus äufseren
Gründen aus, so wüfste ich nicht, weswegen ich
an dieser Stelle noch zwischen Pulver- und Feuer-
waffe unterscheiden sollte. Auch scheint mir
dies Problem von R. Schneider (Zeitschr. f. histor.
Waffenk. 5, 86) bereits viel früher und zwar tiefer
und geschichtlicher erfafst als von Feldhaus,
Technik der Vorzeit Sp. 319 ff. Und insofern die
Auseinandersetzungen von Feldhaus in künftige
Untersuchungen übergehen könnten mit dem Aus-
 
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