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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 8.1918-1920

DOI Heft:
3./4. Heft
DOI Artikel:
Schramm, Erwin: Die Geschütze des Altertums
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.44570#0065

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3./4. HEFT

ERWIN SCHRAMM, DIE GESCHÜTZE DES ALTERTUMS

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Abb. 7. - Übergangsgeschütz nach Heron. 1:20

oder der Unterlage eingreift. Quer über der
Buchse liegt der eiserne Sparinbolzen.
Zum Bespannen wird der Rahmen oder Halb-
rahmen auf der sogenannten Spannleiter festge-
keilt; an einem der beiden Spannbolzen werden die
Sehnen zunächst befestigt und dann abwechselnd
über beide Bolzen hinweg gelegt und dabei mittels
einer Winde an der Spannleiter so stark angezo-
gen, dafs sie einen bestimmen Ton von sich geben.
Das Verfahren wird so lange fortgesetzt, bis
die ganze Spannsehne aufgebraucht ist.

Um die Kraft der Spannsehnen auszunützen,
schlang- man diese zunächst unter starker An-
spannung um einen hölzernen Rahmen, steckte
Bogenarme durch die Sehnenbündel und verband
deren Enden durch die Bogensehne.
Mittels eiserner Bolzen, welche unter den
Sehnen auf dem Rahmen aufgelegt waren, konnte
man durch deren Umdrehung die Spannung der
Sehnen noch erhöhen.
Infolge der starken Reibung dieser Bolzen
auf den Rahmen war aber ihre Umdrehung sehr
schwierig, und man erfand daher die
Buchse, durchbohrte das horizontale
Holz des Rahmens und zog die Spann¬
sehnen durch das Loch und die darauf-
stehende Buchse um den Bolzen der-
selben herum.
Heron unterscheidet auch bei Tor¬
sionsgeschützen Euthytona und Palin-
tona. Erstere verschossen nur Pfeile,
letztere in der Hauptsache Steine, aber
auch balkenartige Pfeile. Wie heut-
zutage waren auch damals für ein und
dasselbe Geschütz mehrere Bezeich-
nungen gebräuchlich.
Es ist also wohl richtiger oder we-
nigstens verständlicher, wenn für Eu-
thytonon = Pfeilgeschütz und für Pa-
lintonon = Wurfgeschütz gesetzt wird.
Das erstere entspricht unserem heuti-
gen Flachbahngeschütz, das letztere
unserem heutigen Steilfeuergeschütz.

In der Mitte des .Spannsehnenbündels wird
der Bogenarm so weit durchgeschlagen, dafs er
sich mit seinem, dicken Ende an die Anlage des
inneren Ständers' anlegt. Damit der Bogenarm
zwischen Ruh- und Spannlage eine Bewegungs-
freiheit von 30° erhalten - kann, ist der Aufsen-

Das Pfeilgeschütz.
Das Pfeilgeschütz der Blütezeit
griechischer Geschützbaukunst (Dia-
dochenzeit) hat drei Hauptteile: Spann-
rahmen, Pfeife und Gestell (Abb. 8, S. 46).
Der Spannrahmen besteht aus zwei
horizontalen Hölzern und vier senk-
rechten Ständern, zwei äufseren und
zwei inneren, welche durch Zapfen mit
den Peritreten verbunden sind (Abb.9,
S. 46).
Das so entstehende innere Fach
dient zur Aufnahme der Pfeile, jedes
der beiden äufseren Fächer
zur Aufnahme eines Sehnen- —:-
bündels und eines Bogen¬
armes. — -
Die Buchsen sind nach der Beschreibung
rund oder viereckig, die kleineren aus Erz, die
gröfseren aus Holz und mit Eisen beschlagen
(Abb. 10, S. 46).
Die Büchse hat einen ringförmigen Zapfen,
welcher in eine entsprechende Nute des Peritreten
 
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